Noch etwas Geduld bis zur ersten Überquerung

  17.06.2020 Aktuell, Foto, Kultur, Wirtschaft, Region, Bätterkinden

Das hiesige Naherholungsgebiet beidseits der Emme wird von der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden und aus dem Kanton Solothurn rege genutzt. Der vor 13 Jahren als Holzbogenbrücke erbaute Fussgängersteg hat es allen erlaubt, problemlos von einer Flussseite auf die andere zu wechseln, wodurch Bätterkinden mit Utzenstorf, Wiler und Zielebach sowie weiteren Gemeinden verbunden worden ist.

Nach 13 Jahren ausgedient
Ruedi Fischer, Gemeinderat von Bätterkinden (Ressort Tiefbau), kommt auf die Anfänge der spektakulären Brückenaktion zu sprechen: «2005 wurde auch unsere Gemeinde vom Emme-Hochwasser tangiert, wobei die alte Betonbogenbrücke in Kräiligen fortgerissen worden ist. Es galt, so schnell wie möglich wieder einen Übergang zu realisieren. Bereits zwei Jahre später wurde die Holzbogenbrücke erstellt. Doch schon 2017 mussten wir feststellen, dass witterungsbedingte Schäden durch Regen, Hagel, Schnee sowie Kälte und Hitze der nicht überdachten Brücke arg zugesetzt haben. Zudem haben wir hier an der Grenze zu Solothurn viel Nebel; die Brücke steht in einem Feuchtgebiet.»
Eine Spezialkommission prüft deshalb, ob eine Renovation der bestehenden Brücke mit einem Dach, neuer Lauf­fläche usw. sinnvoll, das heisst finanziell tragbar ist. Ein Vergleich der veranschlagten Kosten mit denjenigen einer Neukonstruktion veranlasst den Gemeinderat, den Stimmbürgern eine neue Brücke für 1,3 Millionen Franken vorzuschlagen. An der Urnenabstimmung im November 2018 folgt der Souverän diesem Vorschlag mit deutlicher Mehrheit. Rund drei Viertel der Summe zahlt Bätterkinden.
«Auf unsere Anfrage haben sich umliegende Gemeinden bereit erklärt, ebenfalls einen Obolus beizusteuern. Auch aus Solothurner Gemeinden erhielten wir namhafte Zuschüsse, speziell aus Bucheggberg und Lohn-Ammannsegg. Nicht zu vergessen die Spenden von Sponsoren und Privatpersonen», erinnert sich Fischer.

Drei Voraussetzungen erfüllt
Die folgende Bauausschreibung kann die Emch + Berger AG Bern für sich entscheiden. Fortan trifft Fischer den Bauingenieur und stellvertretenden Bereichsleiter Kunstbauten, Jean-Pascal Ammann, sehr oft auf der Baustelle. Fischer zeigt sich gemäss eigenen Worten «hocherfreut über die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem sehr motivierten Bauleiter. Der zeitliche Fahrplan für den Ab- und Neubau des Emmesteges hat reibungslos geklappt.»
Der genaue Zeitpunkt dieser Aktion ist nicht publiziert worden, um in Corona-Zeiten einen Massenaufmarsch an Schaulustigen zu verhindern. Trotzdem haben sich einige eingefunden und das Spektakel verfolgt. «Eigentlich hätte ich es angemessen gefunden, wenn die Bevölkerung nach Bewilligung des Baukredites auch die Brückenaktion hätte mitverfolgen können», bedauert Fischer. «Immerhin können alle auf der Website von Bätterkinden dank einem speziellen Link den Baufortschritt lückenlos mitverfolgen. Weiter wurden die gesamten Bauarbeiten mit Drohnen gefilmt. An der nächsten Gemeindeversammlung sollte der Film gezeigt werden können.»
Vor Beginn der Bauarbeiten im Februar 2020 betont Fischer, dass für ihn «drei Kriterien wichtig sind: Erstens: Einhalten von Terminen, zweitens: Einhalten des Budgets und drittens: keine Unfälle. Alles hat reibungslos geklappt.» Voraussichtlich Anfang August 2020 wird der Fussgängersteg in Betrieb genommen. Bis dahin bittet Fischer die Bevölkerung noch um etwas Geduld und das Beachten der Absperrungen.

107 Meter Gesamtlänge
Jean-Pascal Ammann nennt einige Daten zum neuen Emmesteg, der die Fluss­überquerung im Naherholungsgebiet zwischen Hornusserplatz und ehemaliger Papierfabrik weiterhin garantiert: «Die Brücke weist eine Hauptspannweite von 47 Metern über dem Emme-Raum und zwei Vorlandbereiche von je 30 Metern auf. Die neue, leichte und schlanke Stahlbrücke ist als Dreifeldträger mit insgesamt 107 Metern Länge konzipiert. Die Firma Senn AG in Oftringen hat das Tragwerk, bestehend aus einem in dunklem Grau gehaltenen Stahlhohlkasten, gefertigt. Das Webnet-Geländer (Firma Jakob Trubschachen) ermöglicht eine grosse Transparenz zum attraktiven Flussraum», ist Ammann überzeugt. Er verweist darauf, dass durch «die Wiederverwendung und Ertüchtigung der bestehenden Pfeiler die Wirtschaftlichkeit des Projektes zusätzlich optimiert werden konnte».
«Die Lager der neuen Brücke wurden zwischen den Bestandslagern vorbereitet, damit die Holzbrücke vom 500 Tonnen schweren Kran am 3. Juni 2020 herausgehoben werden konnte und anschliessend wurden die fünf im Werk vorfabrizierten und bis zu 24 Tonnen schweren Stahlelemente eingefügt. Der Lückenschluss mit dem letzten Stahlelement erfolgte am 6. Juni 2020.»
Die alte Holzbrücke wird auf dem Hornusserplatz bis zur schon vorbereiteten Demontage gelagert.

Erfolgreich dank ausgezeichneter Zusammenarbeit
Auch Ammann spricht wie Fischer von «ausgezeichneter Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und der Bauverwaltung von Bätterkinden, die persönlich viel Freude bereitet hat. Gemeinderat Fischer ist seit Baubeginn oft an den Bausitzungen anwesend und tauscht sich regelmässig über den Baufortschritt aus, was zum guten Einvernehmen mit den beteiligten Unternehmen beiträgt.»
Ammann räumt ein, dass es ihn «als Bauingenieur schmerzt, eine Holzbrücke rückbauen zu müssen». Er arbeitet gerne mit diesem faszinierenden und regionalen Werkstoff. So konnte er vor rund drei Jahren beim Anschluss Rubigen den Bau einer Holzbrücke über die Autobahn leiten. «Um den konstruktiven Holzschutz zu gewährleisten, hätte eine neue Holzbrücke zwingend ein Dach benötigt. Für den nur zwei Meter breiten Steg bei Krailigen hat sich eine simple Stahlbrücke als wirtschaftlichere und dennoch ästhetische Alternative erwiesen.»
Bezüglich der Bauarbeiten vor Ort sind diese «bewusst nicht zu dicht getaktet worden; weniger als zehn und selten mehr als fünf Personen waren jeweils gleichzeitig auf der Baustelle.» Das habe sich in der Coronakrise als Vorteil erwiesen. «Als wichtiges Anliegen für die Sicherheit», bezeichnet Ammann «die sorgfältige Planung der Kranarbeiten. Gemeinsam mit dem zuständigen Kronprojektleiter der Firma Senn AG, Beat Frischknecht aus Koppigen, habe ich seit Januar vor Ort am Konzept getüftelt, was viel zu den reibungslosen und sicheren Arbeiten beigetragen hat.»
Obwohl das «Brückenspektakel» nicht angekündigt gewesen ist, «haben rund 50 Zuschauer beidseits der Emme die Absperrungen respektiert und das Ereignis aus sicherer Entfernung beobachtet. Für die Aushebung der alten Holzbrücke war eigentlich der 4. Juni 2020 vorgesehen, doch wurde der Termin wegen einer heranziehenden Kaltfront auf den 3. Juni 2020 vorverlegt. Keine 30 Minuten nach dem Aushebevorgang hatte der Wind bereits so zugelegt, dass Kranarbeiten nicht mehr möglich gewesen wären. Das zeigt, dass Arbeiten in der Natur nicht bis ins letzte Detail planbar sind», erläutert Ammann.

Gerti Binz

 


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