Startschuss zur Kampagne «Oil of Emmental»

| Do, 17. Sep. 2020

AFFOLTERN I. E.: Mit der Nutzung einheimischer Energien den Klimawandel bekämpfen und die Region stärken. red

Mit einem Medienanlass in der Emmentaler Schaukäserei, moderiert von Thomas Müller, Holzenergie Emmental, wurde am vergangenen Freitag der Startschuss zur neuen «Oil of Emmental»-Kampagne lanciert. Die Vision der Initianten sieht vor, dass die im Emmental und Oberaargau benötig­te Energie für Wärme und Elektrizität zu einem Grossteil aus lokalen und umweltschonenden Quellen gewonnen wird. «Oil of Emmental» ist eine Aktion der Solarfirma Jenni Energietechnik AG in Zusammenarbeit mit der Ofenfabrik Schenk AG, der Vereinigung Holzenergie Emmental sowie weiteren Unternehmen aus den Bereichen Haustechnik und Holzwirtschaft.  

Ein gewaltiges Potenzial an erneuerbaren Energien liegt praktisch brach
Jährlich fliessen rund 50 Millionen Franken für Heizöl und Gas alleine aus dem Emmental ins Ausland und schmälern damit die lokale Kaufkraft. «Wir beziehen Unmengen von Energie aus zweifelhaften Quellen, begeben uns in fatale Abhängigkeiten und zerstören dabei Schritt für Schritt die eigene Lebensgrundlage und unsere Zukunft. Gleichzeitig lassen wir unverständlicherweise unser eigenes Potenzial an erneuerbaren Energien brachliegen», erläutert Josef Jenni die Ausgangslage. Das zukunftsfähige «Öl» des Emmentals besteht vor allem aus Holz- und Sonnenenergie, aber auch aus Wasser- und Windkraft sowie Biomasse. In der nachhaltigen und effizienten Nutzung der einheimischen Energien sieht Jenni einen praktikablen Lösungsansatz für verschiedene Herausforderungen und Problembereiche: «Mit ‹Oil of Emmental› geben wir eine Antwort auf den Klimawandel und bieten eine Alternative zu schädlichen Brenn- und Treibstoffen. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist dringend notwendig, der Handlungsbedarf immens. Jede nicht ausgestossene Tonne CO2 bedeutet einen Fortschritt. Die angepeilte Energiewende stärkt zudem die regionale Volkswirtschaft und schafft Arbeitsplätze vor Ort – dies ist angesichts der durch die Coronakrise verursachten Turbulenzen äusserst wichtig. Weiter dient ‹Oil of Emmental› der Erhaltung eines gesunden Waldes. Trockenperioden, Stürme und der Borkenkäfer setzen Bäumen und Tannen stark zu. Das Holz muss dringend genutzt werden.»
Diese Ansicht vertritt auch Werner Kugler, Oberförster der Burgergemeinde Burgdorf: «An den Wald werden heute vielfältige Anforderungen gestellt. Zur Umsetzung des geforderten Multifunktionalitätskonzepts fallen für die Waldbesitzer beträchtliche Kosten an. Nur ein intakt funktionierender Holzmarkt ermöglicht eine optimale Bewirtschaftung unserer Wälder.» Kugler betont, dass nicht nur Rottannen, sondern auch Weiss­tannen, Buchen und Eschen grosse Mühe mit den sich verändernden klimatischen Bedingungen aufweisen. Geschwächte Bäume werden vermehrt von Insekten, Pilzen oder Bakterien befallen. Vielerorts breitet sich der Borkenkäfer immer stärker aus. «Die Verwendung des Schad- und Käferholzes als Brennholz liegt auf der Hand. Der daraus resultierende Ertrag kann einen wesentlichen Beitrag zu einem gezielten Waldumbau leisten, um auch in Zukunft dem Konzept der Multifunktionalität nachleben zu können. Die Initiative ‹Oil of Emmental› ist deshalb von grösster Wichtigkeit. Die vermehrte Holznutzung ist das Gebot der Stunde. Befürchtungen, dass der Rohstoff in den nächsten dreissig Jahren knapp wird, sind unbegründet.»

Der Brennstoff Holz zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus
Über die Vorzüge von Holz als lagerbarem Energieträger referierte Gregor Lutz von Holzenergie Schweiz. Gegenwärtig werden hierzulande rund fünf Prozent des Energieverbrauchs durch Holz gedeckt. Dieser Anteil liesse sich problemlos verdoppeln, ohne dass dadurch die Waldbestände geplündert oder höherwertige Verwendungszwecke konkurrenziert werden. Die Preise sind – anders als beim Erdöl – äusserst stabil. Heizen mit Holz ist CO2-neutral und trägt nicht zum Treibhauseffekt bei. Die Verwendungsmöglichkeiten des Brennstoffes Holz zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Das Spektrum der Holzfeuerungen reicht, wie Peter Kobel von der Ofenfabrik Schenk AG ergänzte, vom einfachen Zimmer­ofen bis hin zur grossen automatischen Holzfeuerung mit Nahwärmenetz. Idealerweise werden Holzheizungen mit der Nutzung von Solarwärme oder Photovoltaik kombiniert.

Sonnenkollektoren und Photovoltaik
Über die Sonne als unerschöpfliche Energiequelle referierten an der Medienkonferenz Simon Cassani, Jenni Energietechnik AG, und Lukas Meis­ter, clevergie ag. Das Potenzial der Sonnenenergie lässt sich gegenüber der heutigen Nutzung mindestens verzehnfachen. Sonnenkollektoren können neben Wärme für Heizung und Warmwasser auch Prozesswärme liefern und speziell im Sommer die Hauptheizung für mehrere Monate schonen. Die Jenni Energietechnik AG hat mit ihrer innovativen Speichertechnik sogar eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sich Wohn- und Mehrfamilienhäuser zu hundert Prozent solar beheizen lassen. Photovoltaik liefert nicht nur Strom für Haushalt und Heizung, sondern dient auch zum Laden eines E-Autos.
Um die Energiewende voranzutreiben und das Fernziel der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, unterstützt der Kanton Bern den Ersatz von Elektro- oder Ölheizungen durch erneuerbare Heizsysteme mit Subventionen. Auch die Stiftung KliK für Klimaschutz und CO2-Kompensation hat ein attraktives Förderprogramm für erneuerbare Heizungen lanciert, das bis 2025 läuft. «Für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer lohnt sich also gegenwärtig der Umstieg auf erneuerbare und ökologisch sinnvolle Heizungen», fasst Grossrätin Tabea Bossard-Jenni zusammen.  

Die Bevölkerung für das einheimische «Öl» begeistern
Eine praktisch vollständige Versorgung des Emmentals mit einheimischen Energien ist also durchaus möglich. Josef Jenni erhofft sich von der aktuellen Kampagne einen Ruck zugunsten der Energiewende, die im Interesse aller liegt und von der die gesamte Region nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht profitiert. Sein Ziel ist es, die Bevölkerung von den zahlreichen Vorzügen der Holz- und Sonnenenergie, dem umweltfreundlichen «Oil of Emmental», zu überzeugen und sie für unsere ureigenen Energiequellen zu begeistern.

Markus Hofer

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