Von Koppigen nach Shanghai

  23.09.2020 Aktuell, Foto, Bildung, Bildung / Schule, Gesellschaft, Region, Koppigen

Viele wissen nicht, was sie im September 2021 machen werden, der 20-jährige Koppiger Marc Baumberger und der 19-jährige Oberdiessbacher Fabian Baumann schon. Sie werden in Shanghai sein. Von einer Ferienreise wird das weit entfernt sein, ein Erlebnis wird es aber auf jeden Fall. Die beiden haben sich dank des Schweizermeistertitels für die WorldSkills, die Berufs-Weltmeisterschaften, qualifiziert. Sie vertreten den Beruf der Landschaftsgärtner, einer von mindestens 70 Berufen. Sie werden aber nicht zwei unter vielen sein, denn die Landschaftsgärtner gelten als die Stars der Szene; die Zuschauer staunen, was die jungen Berufsleute in den vier Tagen zustande bringen. In dieser Zeit wird aus einem Rechteck von fünf auf fünf Metern ein blühender Garten mit allen Schikanen. Im Schlussspurt unterstützen die Zuschauenden die Gärtner jeweils lautstark. Neben den Aufgaben unter Zeitdruck wird das Mentale ein wichtiger Punkt sein, sind doch die meisten Vorgänger aus der Schweiz Weltmeister geworden und ist der Erwartungsdruck somit hoch.

Im elterlichen Betrieb
Fachlich und mental auf der Höhe zu sein, dafür haben die beiden Jungen ein Jahr Zeit. «Wir rechnen mit einer Vorbereitung von etwa drei Monaten», erklärt Baumberger. Holzbearbeitung, Natursteine klopfen, Pflanzen setzen – und das sind nur einige der Aufgaben. Die Vielfältigkeit widerspiegelt das Berufsbild des Landschaftsgärtners und ist auch der Grund, warum Marc Baumberger diesen Beruf gewählt hat. Der Apfel fällt in diesem Fall nicht weit vom Stamm, denn Vater Beat führt die Gärtnerei Baumberger als Familienbetrieb seit Langem. Etwas anders ist es bei Fabian Baumann. Eigentlich wollte er Forstwart werden, aber die langen Reisewege brachten ihn dazu, eine Alternative zu suchen. Bedauert habe er seine Berufswahl aber nie, wie er sagt.

Ungewissheit
Fabian Baumann und Marc Baumberger sind ein eingespieltes Duo. Dabei kannten sie sich vor noch nicht langer Zeit gar nicht. 15 Personen mit den besten praktischen Lehrabschlussprüfungen waren bei der ersten Vorausscheidung der Sektion BE, FR, VS und SO des Berufsverbands dabei, acht durften weitermachen und dann nominierten die Selektionäre zwei Teams für die SwissSkills, die Schweizer Meisterschaften. So begann die Zusammenarbeit, die sehr gut funktionierte, denn ohne hat man keinen Erfolg. Als Ziel setzte sich das Team einen Platz in der ersten Hälfte des Teilnehmerfelds, als Favoriten sahen sie vor allem die Zentralschweizer, aber sicher nicht sich selber. Wo sie während des Wettbewerbs stehen, hätten sie überhaupt nicht gewusst. Sie hätten nicht gesehen, wie die anderen arbeiteten, ob diese die Aufgabe im Griff hatten. So war es denn für sie eine Überraschung, als ihnen die Goldmedaille umgehängt wurde. «Es war sicher ein Vorteil, dass ich einen Teil meiner Lehre im Zentrum Oeschberg gemacht habe», erklärt Marc Baumberger zum Thema Heimvorteil. Nur das allein genügt nicht: Im Laufe der Vorbereitung auf den Wettbewerb hätten sie schnell einmal gemerkt, wer wo seine besonderen Fähigkeiten hat. Fabian Baumann sei eher der Hölzige, Marc Baumberger mehr für die Steinbearbeitung zuständig. Und ja, die Zusammenarbeit habe sehr gut funktioniert.

Vieles noch offen
Nun also geht’s Richtung Shanghai. Was auf sie zukommen werde, wissen sie noch nicht. «Wir müssen mal mit den Arbeitgebern reden», erklärt Marc Baumberger, der bei der bfw Gartenbau AG in Bätterkinden arbeitet. Verschieben müsse er wohl das Weitermachen im Militär. Zurzeit ist er dran, die RS zu beenden. Auch für Fabian Baumann , der bei der Hofer & Baumann Gartenbau GmbH in Walkringen arbeitet, wird sich so einiges ändern. Ob er sein Hobby, das Schwingen, im nächsten Jahr so betreiben kann wie vorher, weiss er noch nicht. Sport steht bei beiden hoch im Kurs. Beim TV Koppigen ist Marc Baumberger in vielen Sparten aktiv. «Das hilft sicher für die strengen Wettkämpfe», ist er überzeugt. Im Gegensatz zu den Schweizermeis­terschaften, bei denen jeden Tag eine Aufgabe zu erledigen ist, werden sie in Shanghai vier Tage an einem Projekt arbeiten. Verfolgt wohl von Familie und vielen Freunden, die sie begleiten wollen. Auch das wird die Zukunft weisen, wie so vieles in Zeiten von Corona.

Bronze für Blumen Baumberger
Bei Blumen Baumberger in Koppigen darf man sich nicht nur über die Goldmedaille von Sohn Marc freuen, der seine Lehre auswärts machte, sondern auch über den dritten Platz von Olivia Reinhard. Die 18-jährige Kirchbergerin absolvierte beim Traditionsbetrieb ihre Lehre als Floristin und arbeitet weiterhin dort. «Sie war die erste Lernende, die an den Meisterschaften teilnehmen wollte und ich bin stolz auf ihre Leistung», sagt Inhaber Beat Baumberger.

 

Beat Waldmeier


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