Koppiger Umbauprojekt erhält Auszeichnung

  26.05.2021 Aktuell, Foto, Kultur, Gesellschaft, Region, Koppigen

Während mehrerer Jahre stand das grosse Wohn- und Gewerbehaus von 1877 leer, sogar sein Abbruch wurde in Betracht gezogen. Für ein Projekt, das den tiefgreifenden Umbau des Hauses und die Erstellung von Einfamilienhäusern in der Hofstatt vorsah, fanden die Vorbesitzer jedoch keine Interessenten. Auf der Suche nach einem neuen Zuhause für ihre Familie stiessen Fabienne und Matthias Birrer per Zufall darauf. Das Haus gefiel ihnen und auch die Distanz zum Arbeitsort in Kirchberg passte perfekt.

Zukunftsweisende Neuinterpretation
Gemeinsam mit einem erfahrenen Architekten gingen sie die Planung des Vorhabens an. Der Architekt vertiefte sich in einem ersten Schritt in die Baugeschichte des Hauses und erstellte eine präzise Massaufnahme. Über die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz findet Matthias Birrer gegenüber der «D’REGION» positive Worte: «Die Denkmalpflege hat uns beim Projekt gut unterstützt und beraten. Es war ein Geben und ein Nehmen. Schlussendlich fanden wir aber immer eine gemeinsame Lösung, sodass beide Parteien zufrieden waren.»
Dabei nahm man die Vielteiligkeit des Gebäudes als Chance wahr. Die Bauherrschaft wünschte sich eine möglichst flexible Nutzung, passte sich jedoch dem Haus an, damit es seinen Charme behalten konnte. «Wir haben uns wahrscheinlich mehr dem Haus angepasst als umgekehrt», erzählt Matthias Birrer lachend.
Auch an eine mögliche zukünftige Nutzung hat man bereits gedacht: Das Gebäude kann in ein Cluster-Wohnhaus mit bis zu fünf unabhängigen Wohneinheiten umgebaut werden. «Der Architekt stellte fest, dass sich das Haus ideal als Alterswohngemeinschaft eignen würde», so Birrer. «Wir fanden diese Idee sehr spannend. So wissen wir, dass das Haus für uns als Ehepaar zu gross wird, wenn unsere beiden Töchter irgendwann ausziehen.» Wohnzimmer, Küche, Wirtschaftsräume und Garten sind für eine gemeinsame Nutzung vorgesehen. Die Zugänge und Anschlüsse sind erstellt, auch für das noch nicht ausgebaute Dachgeschoss. So können später etwa problemlos getrennte Wasserzähler für die verschiedenen Wohneinheiten eingebaut werden.

Sorgfältige Restaurierung
Die teilweise erhaltene historische Ausstattung wurde mit viel Liebe zum Detail restauriert und ergänzt. Die Täfer und Holzböden der früheren Stuben wurden ausgebaut, repariert und angepasst. Die beiden Kachelöfen wurden restauriert; die alten kleinen Küchenherde dienen nun zum Einfeuern. Der grösste Eingriff ist jedoch die Innendämmung. Um den Raumeindruck nicht durch übertiefe Fensterleibungen zu verfälschen, wurde ein möglichst schlanker Wandaufbau gewählt. Für dessen bauphysikalische Berechnung zog die Denkmalpflege einen zusätzlichen Spezialisten bei. Bezugsbereit war das Haus bereits 2018, doch gingen die Arbeiten auch danach noch weiter. Die Familie Birrer ist von ihrem neuen Zuhause begeistert. «Es ist unglaublich schön», freut sich Familienvater Matthias Birrer. «Es verfügt über einen ganz eigenen Charme. Besonders während der Coronazeit war es ein Privileg, in einem solchen Haus zu leben. Wir konnten die Ferien zu Hause verbringen und die Zeit wirklich geniessen.» Das Schlafzimmer mit dem Originaltäfer und Kachelofen hat es ihm besonders angetan: «Man fühlt sich richtig geborgen. Natürlich knarrt es ab und zu, aber das stört überhaupt nicht.» Birrer findet klare Worte für die Bedeutung des Hauses: «Dieses Haus zu kaufen und umzubauen war eine unserer wichtigsten Entscheidungen.»

Preisverleihung im kleinen Rahmen
Mit ihrem Engagement hat die Bauherrschaft dem Gebäude einen neuen Lebensabschnitt ermöglicht, ohne seinen Charakter zu verändern, wofür das Bauprojekt nun mit dem Denkmalpflegepreis 2021 ausgezeichnet wurde. Für die Familie Birrer war die Überraschung über den Preis sehr gross. «Wir bekommen zwar den Preis, aber ich habe das Gefühl, dass die Falschen ausgezeichnet werden», erzählt Matthias Birrer am Telefon. «Wir haben die Sanierung zwar finanziell gestemmt, aber es ist das Ergebnis des Architekten und der beteiligten Handwerkerinnen und Handwerker.» So war die Umbauzeit, die auch nach dem Einzug der Familie noch weiterging, zwar stressig, aber nie belastend. Matthias Birrer erklärt dies besonders durch das tolle Verhältnis zu den Handwerkern. So schätzt Birrer sehr, dass die involvierten Parteien im Sonderdruck des Magazins «UMBAUEN+RENOVIEREN» über den Denkmalpflegepreis alle aufgelistet und gewürdigt werden. Aus dem Einzugsgebiet der «D’REGION» waren etwa das Malergeschäft Schertenleib aus Ersigen, als Gerüstebauer die Janitsch AG aus Kirchberg sowie die Elektro Grogg AG und das Heizungs- und Sanitärgeschäft D. Baumberger AG aus Koppigen an der Renovation beteiligt.
Die Übergabe der Urkunde fand aufgrund der aktuellen Lage rund um das Coronavirus Ende letzter Woche in kleinem Rahmen direkt vor Ort statt.

zvg/red


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