1650 öffentlich-rechtliche Körperschaften in Burgdorf vereint
21.05.2025 Burgdorf, Aktuell, Region, Politik, WirtschaftAm vergangenen Freitag fand in Burgdorf ein Novum statt. Am gleichen Ort und nacheinander wurden in der Markthalle die 78. Hauptversammlung des Verbandes bernischer Burgergemeinden und burgerlicher Korporationen (VBBG) sowie die 81. Generalversammlung des Schweizerischen Verbandes der Bürgergemeinden und Korporationen (SVBK) durchgeführt. Dies gab es in der über 80-jährigen Geschichte des SVBK noch nie. Der Anlass, der den kantonalen Verband mit dem nationalen Pendant verband, wurde von der Burgergemeinde Burgdorf organisiert. Insgesamt waren somit in der Zähringerstadt rund 1650 öffentlich-rechtliche Körperschaften vertreten.
Christoph Bürgi, Präsident der Burgergemeinde Burgdorf, begrüsste mit sichtlicher Freude die anwesenden Delegierten und Gäste und stellte ihnen zu Beginn die Burgergemeinde Burgdorf genauer vor. Wie bei vielen Burgergemeinden und Korporationen sind laut dem Präsidenten auch bei der Burgergemeinde Burgdorf Land und Baurecht die Haupteinnahmequellen. Mit diesem Geld engagieren sie sich für das Gemeinwohl in zahlreichen, vielseitigen Bereichen.
Dieses Engagement wusste auch der Burgdorfer Stadtpräsident Stefan Berger in seinem Grusswort zu schätzen. Er hob die Bedeutung von Burger- und Bürgergemeinden zugunsten der Gesellschaft hervor. «Burgdorf ist ein Ort der Innovation, des Aufbruchs und der Geschichte, fungiert als Tor zum Emmental und verknüpft so Stadt und Land», hielt er fest. Weiter sei «seine» Stadt ein wichtiger Ort für Bildung und Wirtschaft. Die Burgergemeinde Burgdorf leiste zu diesen Eigenschaften einen wichtigen Beitrag.
Nach Stefan Berger führte Reto Müller, Präsident des VBBG, eloquent und zügig durch die Traktanden. Dabei wurde die Einigkeit im VBBG deutlich: Sämtliche Traktanden und Wahlen wurden von den stimmberechtigten Delegierten einstimmig genehmigt bzw. durchgeführt.
Als weitere Gastrednerin verglich die Berner Regierungspräsidentin Evi Allemann die kombinierte Versammlung von VBBG und SVBK mit einem Gipfeltreffen, welches den gegenseitigen Austausch fördere und Synergien nutzbar mache. «Es ist mir ein Anliegen, das Engagement von Burger- und Bürgergemeinden sowie Korporationen zu würdigen. Diese Körperschaften pflegen zum einen Tradition und packen zum anderen immer wieder Neues an, wodurch sie das Gemeinwohl gewährleisten.»
Schliesslich wurde von der kantonalen zur nationalen Ebene gewechselt. Georges Schmid, Präsident des SVBK, dankte den Organisierenden und unterstrich die Einmaligkeit in der Verbandsgeschichte, dass ein kantonaler und nationaler Verband zum gleichen Zeitpunkt am selben Ort ihre Versammlungen durchführen würden. Auch er führte mit Wortwitz zügig durch die Traktanden. Wie schon beim VBBG war auch beim SVBK hinsichtlich Traktanden und Wahlen eine grosse und einstimmige Einigkeit auszumachen.
Als grosser Höhepunkt der Veranstaltung trat der eingeladene Bundesrat Albert Rösti mit seinem Grusswort ans Mikrofon. «Ich bin selbst auf einer Alpkorporation aufgewachsen», verdeutlichte er gleich zu Beginn seinen Bezug zu den beiden Verbänden und erläuterte, «dass wohl nirgends sonst Geschichte so sehr auf Gegenwart trifft wie hier.» Öffentlich-rechtliche Körperschaften hätten ihren Ursprung in Gemeinschaften in der Allmend und seien bis zum heutigen Tag von grosser Bedeutung. «Die Wissenschaft ist der Meinung, dass kollektiver Besitz nicht funktionieren kann. Sie alle schaffen diesbezüglich die Quadratur des Zirkels und beweisen das Gegenteil», so die lobenden Worte des Bundesrates und Departementsvorstehers des UVEK (Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation). Dadurch würden laut Bundesrat Albert Rösti die Korporationen, Bürger- und Burgergemeinden auch einen wichtigen Beitrag zur inneren Stabilität der Schweiz leisten. «In einer Welt voller geopolitischer Verwerfungen, in der man nicht wissen kann, was morgen ist, ist eine solche innere Stabilität, wie wir sie in der Schweiz haben, von unschätzbarem Wert und alles andere als selbstverständlich.» Anschliessend erläuterte Albert Rösti noch einige aktuelle Projekte und parlamentarische Vorstösse, die die anwesenden öffentlich-rechtlichen Körperschaften betreffen und wurde schliesslich mit tosendem Applaus verabschiedet.
Im Anschluss an die Haupt- und Generalversammlung wurde bei einem Apéro und einem anschliessendem Gala-Abend die Geselligkeit gepflegt.
Joel Sollberger