Hausaufgaben – sinnvoll oder sinnlos?

  30.10.2012 Aktuell, Bildung, Fraubrunnen, Bildung / Schule, Jugend

Braucht es Hausaufgaben? Wenn ja, wofür? Der Elternverein ETC Fraubrunnen organisierte hierzu einen Informationsabend mit einer Dozentin der Pädagogischen Fachhochschule Nordwestschweiz. Rund 70 Interessierte trafen sich im Schulhaus Fraubrunnen. Es wurde ein zahlenlastiger Abend mit einigen interessanten Denkanstössen.
Von persönlichen Erfahrungen angetrieben, diskutierte eine gemischte Gruppe aus Eltern und Lehrpersonen rund um das Thema Hausaufgaben. Sandra Heimgartner, Dozentin an
der Fachhochschule Nordwestschweiz, klärte die Gruppe auf in Sachen
«geht» und «geht nicht» bei den Hausaufgaben.
Da wäre einerseits der wissenschaftliche Aspekt, der durch seine vielen Statistiken zu einer schweren Kost zu verkommen drohte, andererseits ergänzt mit etwas konkreteren Fakten wie beispielsweise der Erkenntnis, dass Schülerinnen und Schüler lieber häufig und kurz als selten und dafür viele Hausaufgaben machen sollten. Ein Appell also an die Lehrpersonen, dass das Hausaufgabenerteilen aufgrund von Defiziten im Unterricht herzlich wenig bringt.

«Übung macht den Meister…» – oder doch nicht?
«In der ganzen Hausaufgabendiskus­sion ist das A und O die Art und Weise, wie die Hausaufgaben erteilt, aber auch gelöst werden», sagte Sandra Heimgartner überzeugt und ergänzte: «Wiederholendes Üben, das Langeweile auslöst, sollte vermieden werden.» Sprich: Das ewige Reihenlernen in der Mathematik kann durchaus auch kontraproduktiv sein. Ein deutlich hörbares Raunen ging durch die Menge. Wie um Himmels Willen sollen denn all die Franz-Wörtli gebüffelt werden, wenn nicht durch Wiederholungen? Heimgartner versuchte zu präzisieren: «Reihen oder Wörtli, die das Kind schon beherrscht, weiter zu üben, bringt wissenschaftlich gesehen nicht die erwünschte Wirkung.» Das Kind komme also mit einer schlechten Note nach Hause. Wortmeldungen aus dem Publikum machten deutlich, dass hier keine Einigkeit bestand.
Von der Chancengleichheit…
Es gelte auf Qualität zu setzen bei den Hausaufgaben. Lehrpersonen könnten beispielsweise zur Vorbereitung der nächsten Lektion einen zum Thema passenden Text als Hausaufgabe heimgeben. Oder aber Rechercheaufgaben, um sich in der Welt des Internets besser zurechtzufinden.
Wo jedoch steht hier die Chancengleichheit? Denn – so Heimgartner – bildungsnahe Eltern unterstützen ihre Kinder wesentlich besser als bildungsferne Eltern. Die Schule Fraubrun-
nen bietet hierfür Hausaufgaben-
hilfe an, um genau diese Kluft zu
verkleinern. «Auch ist uns der Austausch zwischen Lehrpersonen und Elternhaus sehr wichtig», erklärte Margrit Wyss, Schulleiterin in Fraubrunnen.

Helfen ja, aber wie?
Die von den Eltern angebotene Hilfe soll sein, die Kinder zum selber Lösen zu animieren. Helfen heisst also, auf Fehler hinzuweisen, jedoch ohne die Lösung vorzusagen. Eltern, die stets neben ihren Kindern sitzend einmischende Wortmeldungen beifügen, handeln kontraproduktiv. Manch ein Vater oder eine Mutter schluckte leer, als diese wissenschaflich belegte Erkenntnis genannt wurde.

Hausaufgaben fördern Eigenverantwortung und Selbständigkeit
Eine wohlwollende, unterstützende Hausaufgabenkultur ist unabdinglich. Nicht grundlos hat die Schule Fraubrunnen hierzu ein internes Leitbild auf die Beine gestellt. «Hausaufgaben sind sinnvoll, um die Kinder zu Eigenverantwortung und Selbständigkeit mitzuerziehen», ist Wyss überzeugt. Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein jeder in seinem späteren Leben braucht.
Fazit des Abends: Es gibt sie nicht, die Patentlösung einer richtigen Handhabe in Sachen Hausaufgaben. Die schulische Gretchenfrage ist somit auch an diesem Informationsanlass (noch) offen geblieben.

Cossette Espinoza


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