Ein Herz für die erhoffte Traumfrau

  29.10.2013 Aktuell, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft

Rund zwanzig Personen treffen sich anlässlich der ersten von vier Premieren-Vorstellungen vom Samstag auf dem Schloss, wo der Marsch beginnt. Noch ohne Prinz Wiederkehr, den alle bei der Suche nach seiner Herzensdame begleiten wollen. Und diese führt über Plätze, Gassen und Räume, die, infolge der dort gespielten Szenen und unterstrichen durch die geheimnisvolle Dunkelheit der Nacht, eine ganz besondere Atmosphäre bieten und überraschenden Charme versprühen.

Vom Ohr zum Herz
Der Weg führt hinaus über die Schlossbrücke und rechts entlang des Schlossgrabens zum Pavillon, wo eine TV-Ansagerin dem Publikum die Ankunft eines schönen, knackigen, jungen Mannes vorhersagt. Dann ein Poltern und Krachen, die Türen des TV-Möbels fliegen auf und heraus kugelt der in blauen Samt gewandete Prinz. Er ist fassungslos aus allen Wolken gefallen, da Mutter Königin ihn aus dem gemachten Nest, sprich Palast, geworfen hat mit der Empfehlung: «Leg den Bubi ab und werd ein Prinz. Such Dir eine Herzensdame! Jetzt geh.» Irgendwie kommt dem Publikum der Nesthöck nicht ganz unbekannt vor, solches Verhalten hat sich seit grauen Vorzeiten durch alle Epochen erhalten. Viele andere Begebenheiten auch, die im Verlauf des Abends zur Sprache kommen.

Schon eilt der Prinz voller Erwartung mit dem rot pochenden Herzen in der Hand los, springt das Schmuser­wegli zum Hallenbad hinab und macht Station bei den Stufen des freigelegten Kanals. Die Königin der Herzen erwartet ihn im Baum, mit ihren zwei weisen Vögeln gibt sie ihm den Rat: «Wer sich zu oft ein Herz fasst, kann an einem Infarkt sterben. Der Weg zum Herzen führt über das Ohr.» Trotz Samtgewand und Magie sind die Ratschläge zeitbezogen, das Publikum schmunzelt.
Verführung lockt Die Gruppe betritt das Freibad Burgdorf und hält inne: Hunderte Kerzen verbreiten eine geheimnisvolle Atmosphäre, während eine Gauklertruppe ein Feuerwerk an Akrobatik, Farben und Sprüchen startet. Der Prinz ist hin- und hergerissen, sein in den Händen mitgetragenes, rot pochendes Herz wird ihm entwunden. Das Unheil naht: Wenn er nicht bei einem Taschenspielertrick die richtige Antwort weiss, ist das Herz für immer verloren. Der Prinz erinnert sich an die Prinzessin der Herzen und an ihre Ratschläge und kann das Herz wieder an sich nehmen.

Auf der Liegewiese nehmen ihn drei Raben in die Mangel, auch hier kommt er noch einmal ungeschoren davon. Wer an dem grossen, alten Holzhaus zwischen Markthalle und Restaurant Landhaus vorbeigeht, ahnt kaum, welch märchenhafte Kulisse sich innen verbirgt. Trotz optischer Überraschungen findet der Prinz hier keine Erlösung, im Gegenteil: Ihm wird sein Herz gestohlen. Der Dieb jubelt: «Das Herz ist mein, ich werd nun die Prinzessin sein.» Und weiter geht die Reise in ein magisch beleuchtetes Festzelt. Drei üppige Schönheiten buhlen um den Prinzen. Doch als dieser gesteht, dass ihm sein Herz abhanden gekommen ist, muss er weitersuchen.

Betrug bringt niemals Liebe
In einem Keller klagt der enttäuschte Herzensdieb, dass Diebstahl nicht zu Liebe führt. Der Prinz erhält sein Herz zurück und eilt frischen Mutes Richtung Schloss. Der Armsünderweg ist beschwerlich, der Prinz fliegt die Stufen hinauf. Das Schloss ist eine würdige Kulisse für eine wartende Prinzessin. Und wirklich, dort liegt sie, aufgebahrt wie Schneewittchen, und wartet auf die Erlösung. Das Publikum fiebert mit, endlich hat die Suche ein Ende. Prinz und Prinzessin tanzen vor ihrer Lagerstatt, dann ein Getöse, Schreie, und eine gequältes «nicht schon wieder».

Gerti Binz

Wen der Inhalt des Stationentheaters interessiert, kann noch dreizehn Mal eine der jeweils vier Vorstellungen pro Abend ab 31. Oktober 2013 (19.30, 19.50, 20.10 und 20.30 Uhr, So, 10.11.2013, 16.00, 16.20, 16.40, 17.00 Uhr) besuchen. Vorverkauf Buchhandlung am Kronenplatz, Abendkasse im Schloss oder unter www.stationentheater.ch.


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