Ein unvergessliches Erlebnis für alle

  29.10.2013 Aktuell, Schwingen, Kultur, Burgdorf, Vereine, Ersigen

Der Saal im Restaurant Rudswilbad ist fast vollständig besetzt, als ESAF-OK-Präsident Andreas Aebi das dreitägige Festgeschehen noch einmal Revue passieren lässt. Der von der örtlichen SVP organisierte öffentliche Anlass bietet mit verschiedenen Referenten und aussagekräftigen Lichtbildern einen informativen Rückblick auf das seit Jahrzehnten grösste Fest in Burgdorf beziehungsweise im Emmental, haben doch an den drei Festtagen 300 000 Personen den Weg aufs Festgelände und in die 52 013 Besucher fassende Arena gefunden.

Nicht gezählt sind dabei die vielen Tausend Besucherinnen und Besucher, die sich in den Tagen und Wochen vor der ESAF-Eröffnung vor allem in der Schwingerbeiz zu Speis und Trank getroffen und hier viele gemütliche Stunden verbracht haben.

Jahrelange Vorarbeit
Aebi kommt eingangs auf das Schwingen, die älteste Urschweizer Sportart, zu sprechen und fasst zusammen, welche Anstrengungen nötig gewesen sind, bevor sich Burgdorf im März 2009 gegen den Mitbewerber Thun hat durchsetzen können. «Das Abstimmungsergebnis von 118:83 wird mir noch geläufig sein, wenn ich in vielen Jahrzehnten hoch dement sein sollte», erklärt er unter dem Gelächter der Anwesenden. «Ganz besonders freut mich, dass zum Schluss einer aus unserer Gegend verdienter Schwingerkönig geworden ist, der sämtliche Gänge gewonnen hat: Matthias Sempach.» Rolf Gasser, früherer Kranzschwinger, vermittelt den Anwesenden Wissenswertes zum Schwingsport und zu seiner Entwicklung. Er fasst es so zusammen: «Schwingen bleibt Schwingen, Schwinger sind ‹stuuri Cheibe› und schliesslich haben sie damit Erfolg.» Wichtig bleibt nach wie vor, dass auf Sägemehl geschwungen wird, auch wenn der Untergrund hart ist und das Sägemehl beisst und in den Augen wehtut. Eine gewisse Härte ist nötig.» Im Schwingsport geht es nicht um Geld, sondern um Ruhm und Ehre und neben dem Muni um Kränze.

Bei Migranten beliebt
Gasser präsentiert den Kranz seines Vaters, den dieser beim Eidgenössischen 1961 in Zug gewonnen hat. Zwar sind die Farben ein wenig verblasst, aber die Anwesenden können sich davon überzeugen, dass die Kränze von 1961 und 2013 praktisch identisch sind. «Auch die 76 Schwünge, die 1978 ins Reglement geschrieben worden sind, gelten heute genau gleich», fährt Gasser fort. «Das zeugt von Beständigkeit, auf solche Faktoren können wir bauen.»

Spitzenschwingern ist es möglich, in der Armee als Sportsoldaten zu dienen und in Magglingen die RS oder den WK zu absolvieren. «Allerdings ist Schwingen die Einzige von rund 85 Sportarten in der Schweiz, die nicht bei Swiss Olympic vermerkt ist: Die können noch um uns buhlen», sagt Gasser. Da Schwingen Sport und Tradition in einem sei, wolle man nicht werden wie die anderen: «Wir jubeln nicht nach einem Sieg in der Arena, weil das für den Verlierer beschämend ist. Kopfstösse sind undenkbar, das demütigt den Gegner. Man hilft dem Unterlegenen auf die Beine und putzt ihm den Rücken.» Heute sind rund zwei Prozent Schwinger mit Migrationshintergrund aktiv, demnächst rechnet man mit fünf Prozent. «Schwingen bleibt auch in Zukunft populär», schliesst Gasser.

Partnerschaften
OK-Präsident Aebi kommt auf die Bedeutung von Partnerschaften bei der Durchführung eines Grossanlasses wie dem ESAF zu sprechen: «Je nach Rechnungsweise belief sich das Budget auf 25 bis 30 Millionen Franken, die nur mittels Partnerschaften generiert werden konnten.» Das bedeutet Sponsoren, Königssponsoren, Kranzpartner, Medienpartner usw. sowie sehr viele Gönner und freiwillige Helfer, für die rund ein Drittel der Kosten eingesetzt werden. Das nächste Drittel entfällt auf den Umsatz und das dritte auf die Tickets. Lobend erwähnt Aebi den Einsatz der Armee, die 5500 Mannstage für die zwei Emme-Brücken und den Auf- und Abbau der Arena sowie die Patrouille Suisse für deren Flugschauen zugesichert hat: «Die Flugzeuge sind ein Mal gekommen; am Freitag haben sie nur geübt und am Samstag sind sie regulär geflogen», schmunzelt er. Partnerschaften seien wichtig und nachhaltig, fünf der sechs Königspartner wollen in drei Jahren am nächsten Eidgenössischen in Estavayer-le-Lac wieder dabei sein.

Peter Schürch, Inhaber und Geschäftsführer der Druckerei Haller + Jenzer AG (Kranzpartner) und Verleger der Wochenzeitung «D’REGION» (Medienpartner) informiert zum Thema «Der Nutzen für eine Firma aus einer Partnerschaft». Der vereinbarte Betrag sei in Form von Dienstleistungen und bereitgestelltem Lagerraum sowie in redaktionellen Gratisbeiträgen in der Zeitung «D’REGION» geleistet worden. «Im Gegenzug konnte Haller + Jenzer 65 000 Festführer drucken, den Veranstaltungsnamen und das Logo benützen und das viel beachtete ESAF-Buch ‹Vom Anfang bis zum Schlussgang› herausbringen, von dessen 3000 gedruckten Exemplaren nur noch 200 verfügbar sind. Das erste Buch erhielt Matthias Sempach ausgehändigt.» Schürch überreicht Andreas Aebi ein signiertes Exemplar.

Sicherheit gewährleistet
Simon Werthmüller blickt zurück auf Ersigen als Nachschubroute, Rosette Odermatt, Primarlehrerin in Bätterkinden, spricht über Schulen und deren Beitrag unter dem Thema «Nachhaltigkeit», wenn Buben und Mädchen «fötzelen» und sich künftig Gedanken machen, bevor sie etwas auf den Boden werfen. Polizistin Monika Wyser, Fachstelle Schwerverkehr, referiert zum Thema Sicherheit am ESAF, wo 300 bis 350 Kräfte im Einsatz gestanden sind. «Die präventive Präsenz hat sich bewährt, das Sicherheitsgefühl beim Publikum war deutlich höher als anderswo.» Lobend hebt sie hervor, dass an keiner anderen Grossveranstaltung Glas- oder auch Petflaschen in einer Arena geduldet würden, in Burgdorf habe es keine Zwischenfälle gegeben: «Typisch für Schwingeranlässe.» Allerdings habe die Sauberkeit in der Arena zu wünschen übrig gelassen: «Solche Berge von Abfall wie am Samstagabend habe ich selten gesehen.» Trotzdem könne dieser eine Punkt das rundum gelungene Fest nicht beeinträchtigen.
Peter Gerber, Präsident der SVP Ersigen, will Andreas Aebi eines der drei über­grossen ESAF-Fotos als Geschenk überreichen. Als sich dieser zwischen zwei nicht sofort entscheiden kann, schenkt Schürch dem OK-Präsidenten das zweite. Der Männerchor Ersigen unterhält das Publikum mit viel beklatschten Liedern.

Gerti Binz


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