Der Gospelchor Emmental entzündet das Gospel-Licht

  13.04.2016 Aktuell, Rüegsau, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Rüegsauschachen

Beyoncé beginnt ihre Karriere im Kirchenchor in Houston. Mary J. Blige ist bereits im Alter von sieben Jahren Leadsängerin in einem New Yorker Kirchenchor. Auch der blinde Stevie Wonder singt als Kind in der Kirche – Tina Turner ebenso: als kleine Anna Mae Bullock, wie sie damals noch heisst. Mit ihrem Temperament setzt sie sich über die Vorschriften der strengen Chorleiterin hinweg, bringt Groove in den Gottesdienst, Rhythmus und Begeisterung. Gesungen werden da nicht Kirchenlieder, Psalmen und Choräle, sondern es sind Spirituals und Gospel.

Ursprung, Wurzel und Quelle der schwarzen Populärmusik
Man muss das einmal selbst erlebt haben an einem Gottesdienst, etwa in einer Baptisten-Kirche, wenn der Chor singt, die ganze Gemeinde mitmacht, angetrieben von einer feurigen Band. Wenn dem Prediger lautstark geantwortet wird «Yes, My Lord» und «Thank You, God», «Oh, Jesus» und «Amen». Da kann auch ein weisser Zuhörer nicht mehr still sitzen. Gospel gehört zum Soundtrack des afro-ameri­kanischen Lebens. So heisst etwa die erste Gruppe von James Brown «The Gospel Starlighters» – und Ray Charles schafft mit der Kombination von Gospel und Rhythm ’n’ Blues einen völlig neuen Stil: den Soul. Auch heutiger R’n’B, Hip-Hop und Rap schöpfen aus schwarzer Chormusik. Der Glaube ist die eine Hälfte der DNA schwarzer Musik – der Kampf gegen Rassendiskriminierung und für Gleichstellung die andere.

Musik, die mitreisst
«Gospel» kommt von «good spell» und bedeutet so viel wie «Gute Nachricht», was ja nichts anderes meint als «Evangelium», «Frohe Botschaft». Auch wenn Gospel also Kirchenmusik ist, fromm und gläubig muss man nicht sein, um in einem Gospelchor mitzusingen. Die Botschaften von Liebe und Vertrauen ahnt, spürt und erlebt man in jedem Fall.

So lässt sich auch das Emmental von der rhythmischen Musik begeistern und mitreissen: Im Winter finden sich im Kirchgemeindehaus Hasle-Rüegsau jeweils um die achtzig Sängerinnen und Sänger zum Proben ein, Jung und Alt, Frauen und Männer.

Intensiv, konzentriert und motiviert
Geleitet wird der Ad-hoc-Chor von Regula Knuchel, der dortigen Pfarrerin. «In rund fünfzehn Proben», erklärt sie, «studieren wir ein Programm ein, das Gospels, Spirituals und immer auch afrikanische Lieder umfasst». Gefeilt wird dabei zudem an Stimmbildung und Ausdruck, an Dynamik und Intonation – und an der englischen Sprache.

Unterstützt wird der motivierte und engagierte Chor durch Manuela Käser und Jan Christen als Solisten und durch eine Ad-hoc-Band mit Sämi Rolli, Piano, Christoph Käser, Bass, und Sämi Hediger, Schlagzeug.

«Die Probenphase ist zwar recht kurz, aber intensiv und kompakt», sagt Regula Knuchel – und nun seien sie alle bereit für die drei Konzerte: zwei in der Kirche Rüegsau und eines in Burgdorf. Nach einigen Jahren singt der Chor auch wieder in der Stadtkirche: «Ein Erlebnis, auf das wir uns ganz besonders freuen.»

Werner Eichenberger

Konzerte in der Kirche Rüegsau: Samstag, 16. April, 19.00 Uhr; Sonntag, 17. April, 19.00 Uhr; Konzert in der Stadtkirche Burgdorf: Samstag, 23. April, 19.00 Uhr. Türöffnung jeweils 30 Minuten vor Konzertbeginn; Eintritt frei – Kollekte – keine Platzreservationen.


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