Die Traktandenliste der Herbstversammlung liest sich nicht besonders aufregend. «Trotzdem sind heute mehr Burgerinnen und Burger im Sommerhaus versammelt, als wir bisher an solchen Anlässen zählen konnten», stellt Christoph Wyss, Präsident der Gemeindeversammlung, fest. Derzeit zählt die Burgergemeinde Burgdorf 393 Mitglieder (209 Frauen, 184 Männer).
Neu wird Dr. iur. Beat Maurer in den Burgerrat gewählt. Ratspräsident Andeas Grimm hat per Ende 2016 seine Demission eingereicht, weshalb der Burgerrat den bisherigen Vizepräsidenten Christoph Bürgi als neuen Präsidenten empfiehlt. Dieser arbeitet seit 2009 im Rat mit und amtet seit 2011 als Vize. «Daher ist er mit allen aktuellen Geschäften vertraut und bringt beste Voraussetzungen für einen reibungslosen Wechsel im Präsidium mit», erläutert Wyss. Da aus der Versammlung kein Gegenvorschlag erfolgt, gilt Bürgi als still gewählt.

Neu ins Burgerrecht werden aufgenommen: Jonathan Kunz mit den Kindern Linus, Lewin und Meret sowie Peter Rüedi.

Loblied auf Elisabeth Zäch
Nach acht intensiven Jahren tritt Elisabeth Zäch als Stadtpräsidentin per Ende Jahr zurück. «Mit ihrer feinfühlenden, offenen und lösungsorientierten Art hat sie die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Burgdorf und der Burgergemeinde verbessert», hebt Grimm hervor. Er zählt die verschiedenen Projekte auf, die sie «gegen alle Widerstände in jahrelanger Arbeit und mit enormem Durchhaltewillen realisieren oder mindetens aufgleisen konnte. Ihr langer Einsatz für die Öffentlichkeit war keine Selbstverständlichkeit. Daher stelle der Burgerrat als Anerkennung für geleistete Dienste für die Stadt und die stets sehr konstruktive Zusammenarbeit mit der Burgergemeinde den Antrag, Elisabeth Zäch mit ihrem Ehegatten Daniel Schmidt ohne Aufnahmegebühr ins Burgerrecht von Burgdorf aufzunehmen, führt Grimm weiter aus. Der Burgerrat habe sich vorgängig bei Elisabeth Zäch erkundigt, wie sie sich zu einer solchen Ehrung stelle. «Sie würde sich nach eigenen Aussagen sehr geehrt fühlen und wirklich freuen», kann Grimm der Versammlung mitteilen.

Über eine Million Franken Gewinn
Einmal mehr kann Christoph Bürgi, Ressortleiter Finanzen, positive Zahlen bekannt geben. Das Gesamtbudget der Burgergemeinde sieht für 2017 einen Ertragsüberschuss von knapp 1 019 000 Franken vor, womit der Voranschlag laut Bürgi im Vergleich zum Vorjahr um 52 000 Franken schlechter abschliesst. «Aufgrund der tiefen Zinssituation ist im Voranschlag eine Senkung der Baurechtszinsen vorgesehen. Diese wird sich in den nächsten Jahren gestaffelt auswirken.»
Mit dem Voranschlag 2017 können Investitionen von ca. 1,6 Mio. Franken aus eigenen Mitteln finanziert werden. Die grösste Investition betrifft die Sanierung des Mehrfamilienhauses an der Bärenstrasse 6 und 8 in Oberburg (ca. 1,2 Mio. Franken).
Die Versammlung genehmigt die Kreditabrechnung für den Landkauf an der Maritzstrasse im Betrag von 192 800 Franken mit einer Kreditunterschreitung von 2200 Franken. Das gekaufte Industrieland im Halt von 1061 m² ist anschliessend an die ESA (Einkaufsorganisation des Schweizerischen Auto- und Motorfahrzeuggewerbes Burgdorf) im Baurecht abgegeben worden.

Neues aus dem Burgerrat
Grimm informiert über anstehende Geschäfte wie die wieder aufgenommenen Planungsarbeiten in der Neumatt auf den Parzellen der ehemaligen KEB (Kunsteisbahn Burgdorf) und des nebenliegenden Trainingsfelds des Sportclubs. «Unsere Planung entspricht einem Bedürfnis, es besteht bereits eine Warteliste für Bauparzellen.»
Er äussert sich weiter zur Revision der baurechtlichen Grundordnung Burgdorf. Bereits in der Vernehmlassung habe der Burgerrat darauf hingewiesen und mit einer Einsprache untermauert, dass die vorgesehene Umzonung beim Sommerhaus von der Grün- in die Landwirtschaftszone nicht sachgerecht und akzeptabel sei. «Es ist nicht einzusehen, warum ein Gastwirtschaftsbetrieb der Landwirtschaftszone zugeordnet werden soll. Das könnte für künftige Erweiterungs- und Umbauprojekte enorme Hürden bedeuten. Bei einem Brand könnte der Gasthof voraussichtlich nie mehr aufgebaut werden.» Im Einspracheverfahren konnte keine Einigung erzielt werden. «Nach einer direkten Intervention des Burgerrates hat sich der Gemeinderat erfreulicherweise doch noch bereiterklärt, von der geplanten Umzonung abzusehen und den Gasthof Sommerhaus der sogenannten Ensembleschutzzone zuzuweisen. Stadtrat und Kanton müssen dieser Lösung noch zustimmen.»
In absehbarer Zeit drängt sich beim Sommerhaus die Sanierung von Lüftung und Dach auf, worüber die Burger an einer der nächsten Versammlungen befinden werden. Grimm schliesst mit einem herzlichen Dank an seine Ratskollegen und die Verwaltung sowie für das ihm stets entgegengebrachte Vertrauen und erhält langanhaltenden Applaus für sein Engagement als Burgerratspräsident.

Geschicke massgebend geprägt
Es geht weiter mit Lob. Vizepräsident Bürgi erklärt, dass «das wichtigste Traktandum des Abends die Mitteilungen aus dem Burgerrat sind und hier die Würdigung von Andreas Grimm. In wenigen Minuten das Wirken von Res für die Burgergemeinde zusammenzufassen ist nicht einfach. In den 18 Jahren hat er die Geschicke der Burgergemeinde massgebend geprägt.»
Bürgi zählt eine Reihe von Geschäften auf, an denen Grimm beteiligt gewesen ist, wie die Projekte Schloss, Kulturförderpreis, Förderung Kadettenmusik, Kunstrasenfeld Sportclub Burgdorf, Regionales Eissportzentrum, Planung KEB-Areal, Kauf des Aebi-Landes und Abgabe im Baurecht, Casino, Burgerheim und anderes mehr. Teilweise sind Millionenbeiträge gesprochen worden. Zum Schluss erwähnt Bürgi noch die Lancierung des Burgerweines.
Wichtig ist Bürgi der Hinweis auf die Charaktereigenschaften des abtretenden Präsidenten, den er als «intelligent, mit rascher Auffassungsgabe, engagiert, hinter den Kulissen im Einsatz, bescheiden, ausgleichend, verhärtete Fronten aufweichend, an fairen Kompromissen interessiert, humorvoll und integer» beschreibt. Die Anwesenden bekräftigen diese Aussagen mit minutenlangem Applaus.
Anschliessend geniessen alle das gemeinsame Nachtessen im Sommerhaus.
Gerti Binz