«Ich werde meine besten Leistungen abrufen»

  29.09.2017 Bildung, Unihockey

Vor drei Jahren erreichte Manuel Bieri an den SwissSkills 2014 in der Berufskategorie «Formenbauer / in» den tollen zweiten Platz. Über die Anfrage seines Verbandes, ob er in diesem Jahr die Schweiz an den World­Skills 2017 vertreten möchte, musste Bieri nicht lange überlegen. Er fliegt in gut einer Woche mit viel Vorfreude im Gepäck in die Vereinigten Arabischen Emirate nach Abu Dhabi.

Elf Projekte, die es in sich haben
Die Vorbereitungen für den Wettkampf sind bei Manuel Bieri im Moment in vollem Gange. Die letzten zwei Wochen vor Wettkampfstart verbringt der 20-Jährige im Betrieb seines Experten Rainer Honegger in Mägenwil. Zusammen tüfteln die beiden an unterschiedlichen Projekten herum, die an der Weltmeisterschaft geprüft werden könnten.
«Anders als in anderen Berufskategorien werde ich mich in Abu Dhabi nur in einem einzelnen Projekt messen müssen», erklärt Manuel Bieri. «Welches Projekt das aber sein wird, weiss ich natürlich noch nicht.» Rund elf Projekte, die sich die Teilnehmer alle selber ausgedacht haben, könnten potenziell als Prüfungsmodell hinzugezogen werden. «Jeder von uns hat mit seinem Experten ein Projekt entworfen und dieses schlussendlich einge­reicht. Danach konnte jeder Teilnehmer anonym seine Stimme zu den Projekten abgeben. Am Ende wird eine unparteiische Person aus den besten drei Konzepten ein Projekt auswählen. Dieses wird für den Wettkampf dann zu 30 % abgeändert und dient für alle elf Kandidaten als Prüfungsmodell», erklärt Manuel Bieri. Auf die Frage, ob es denn ein Vorteil wäre, wenn das eigene Projekt geprüft würde, meint Bieri: «Ich denke schon. Man hat sich mit dem eigenen Projekt mehrere Wochen intensiv beschäftigt und kennt die einzelnen Herausforderungen und Arbeitsschritte bereits. Zudem haben alle Teilnehmer natürlich ein Konzept gewählt, dass auf die eigenen Stärken aufbaut. Das ist auf jeden Fall ein Vorteil.» Auch Manuel Bieri würde sich freuen, wenn sein Windradprojekt, welches bewusst aufgrund seiner aktuellen Relevanz in der Gesellschaft ausgewählt wurde, am Ende als Prüfungsprojekt genommen würde. «Leider sprechen sich die Teilnehmer aus dem asiatischen Raum untereinander ab. Und da von elf Teilnehmern rund sechs aus Asien stammen, könnte ich mir gut vorstellen, dass am Ende eines dieser Projekte genommen wird. Auf jeden Fall bin ich gespannt, was mich am Ende erwarten wird.» Sicher ist, dass alle Projekte ein gewisses Pensum mit der CNC-Fräse, mit dem 3-D-Druck-Modell sowie aber auch von Hand abdecken werden. Für die Umsetzung haben die Formentechniker rund 21 Stunden Zeit, verteilt auf drei Tage.
Seine Stärken sieht Manuel Bieri vor allem bei der Arbeit an der Drehbank. Respekt hat er am meisten vor der Zeit, gerade weil er weiss, dass manche Projekte der anderen Kandidaten zeitmässig sehr herausfordernd sind.

Innovation und Fortschrittlichkeit
Mit dem täglichen Training wird der Druck immer mehr auch bei Manuel Bieri spürbar: «Langsam werde ich etwas nervös», gesteht er lächelnd. Bieri, der selber mehrere Jahre intensiv Handball gespielt hat, kennt sich eigentlich mit Drucksituationen aus. «Die WorldSkills sind aber nochmal etwas ganz anderes. Hier hat man eine einzige Chance und wenn’s nicht klappt, gibt es keine Möglichkeit auf Revanche oder Wiederholung».
Unterstützung findet der 20-Jährige nicht nur bei seiner Familie, die ihn auch nach Abu Dhabi begleiten wird, sondern auch bei seinem Betrieb «hmf formenbau ag», der seinen Sitz in Utzenstorf hat. Geführt wird das Unternehmen, welches aktuell rund zwölf Personen beschäftigt, vom Ehepaar Urs und Ursula Habegger. «Mein Betrieb unterstützt mich auf jeden Fall. So bekomme ich beispielsweise genügend Zeit zur Vorbereitung, kann das Werkzeug benutzen und mein Chef stellt mir sogar ein Auto zur Verfügung. Urs und Ursula werden zudem auch nach Abu Dhabi reisen.» Die vierjährige Lehre hat Manuel Bieri gerne bei der «hmf formenbau ag» absolviert. «Erstens ist die Arbeit hier unglaublich abwechslungsreich und zweitens ist der Betrieb sehr zukunftsorientiert. Mit den vielen modernen betriebsinternen Maschinen habe ich die Möglichkeit, bei einem sehr fortschrittlichen Unternehmen mitzuwirken. Das schätze ich natürlich sehr.» Die «hmf formenbau ag» entwickelt und produziert Produkte in den Bereichen Modellbau, Formenbau, Kunststoffteilen und im CNC-Fräsen.
Am meisten freut sich Manuel Bieri auf die einmalige Stimmung und Atmos­phäre, die in Abu Dhabi vorherrschen wird. «Wir, also damit meine ich alle 38 Teilnehmer / innen aus der Schweiz, haben es untereinander sehr gut. Das hat man bereits in den gemeinsamen Vorbereitungswochenenden gemerkt», so Bieri. «Ich denke wir sind alle auf einer ähnlichen Wellenlänge und die Vorbereitungszeit liess uns als Team zusammenwachsen. Am Ende mag jeder dem anderen seinen Erfolg gönnen. Das ist doch schön.»
Trotz dieser gegenseitigen Unterstützung wird Manuel Bieri während der Wettkampfphase aber auf sich allein gestellt sein. Angst macht ihm das aber nicht. «Ich werde einfach versuchen, meine beste Leistung vabzurufen. Mein persönliches Ziel ist es, dass ich am Ende mit mir zufrieden bin. Falls es dann noch zu einer Medaille reichen würde, wäre das natürlich umso schöner.»

Kathrin Röthlisberger


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