111-Millionen-Neubau wird zur Visitenkarte

  31.10.2017 Burgdorf, Gesellschaft

Der Ausbaustart erfolgte im Frühjahr 2014 mit dem Bau des neuen Parkhauses, das ein Jahr später in Betrieb genommen werden konnte. Auf dem Dach ist eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Panelfläche von rund 600 Quadratmetern installiert. Im Parking-Untergeschoss ist die Technikzentrale des Spitals untergebracht sowie ein neues, hochmodernes Notstrom-System, mit dem der gesamte Energiebedarf des Spitals in Burgdorf während einer Woche rund um die Uhr autonom gesichert werden kann.

Betreuung vor der Haustür
Die eigentliche Grundsteinlegung für das neue Spitalgebäude erfolgte im August 2015 durch Verwaltungsratspräsidentin Eva Jaisli, der die Uni Bern wegen ihres Engagements für die medizinische Grundversorgung den Ehrendoktortitel verliehen hat. Eva Jaisli weiss, dass das Spital Emmental aufgrund demografischer Veränderungen künftig mehr betagte Patientinnen und Patienten zu betreuen hat, weshalb die Emmentaler
Bevölkerung zunehmend auf eine umfassende, erweiterte Grundversorgung vor der Haustür angewiesen ist. Eva Jaisli: «In der neuen und modernisierten Arbeitsumgebung sind die Arbeitswege kürzer und
die Abläufe optimiert. Eine moderne, helle Arbeitsumgebung ist – ergänzend zum neuen Gesamtarbeitsvertrag – auch ein Element der
Arbeitsplatz- und Arbeitgeberattraktivität.»

Konzentration auf das Wesentliche
«Bei einer solchen Grossbaustelle sind Planung, Organisation und Kontrolle das A und O, sonst wird es ganz schnell chaotisch und teuer», sagt der 52-jährige Anton Schmid, seit Anfang 2015 CEO des Spitals Emmental. Er schätzt, dass 15 bis 20 Prozent der Bausumme in die minuziöse Planung fliessen. Zuweilen hätten Nutzer, Bauherr und Planungsteam Kompromisse und Anpassungen aushandeln müssen. Dies zwar mit Abstrichen am Wunschkatalog, aber stets mit Konzentration auf die Kernziele.
Von «riesigen Herausforderungen» spricht auch COO (operativer Geschäftsführer) Beat Jost. Er  nennt primär die Verbindung Altbau / Neubau und die Umbau-Situation mit den Operationssälen, die bisher mit Bravour habe gemeistert werden können. Ein Meilenstein war dabei das Wochenende vom 21. bis 23. April 2017, als der Operationssaal 4 in Burgdorf ausser Betrieb gesetzt und von den übrigen OPs im Nordgebäude «abgenabelt» wurde, um anschliessend komplett erneuert zu werden. Dank der betrieblichen Unterstützung von Langnau ging alles reibungslos über die Bühne. Die Chirurgen konnten dringende Operationen in Langnau durchführen. Die OP-Kapazität in Burgdorf wurde auf Notfälle beschränkt. Diese Massnahme machte den Umbau bei laufendem Betrieb überhaupt erst möglich.

Zeitplan wird eingehalten
«Nach Abschluss des Rohbaus im Jahr 2016 steht 2017 im Zeichen des Innenausbaus», so Jost. Ein Rundgang auf der Grossbaustelle zeigt, dass es hier fast wie in einem Bienenhaus zugeht, und die vielen Handwerker überall mit Hochdruck an der Arbeit sind. «Wir sind im Fahrplan – zeitlich und bezüglich Kosten», sagt Beat Jost. Der 111-Millionen-Neubau in Burgdorf wird vom Spital Emmental ohne Kantonsmittel finanziert. Dies mit Eigenmitteln von 36 Millionen Franken und einer Anleihe von 75 Millionen Franken. Der Neubau, ein dreigeschossiges Quergebäude vor dem bisherigen Bettenhaus, wird 132 Akut­betten – 32 mehr als bisher – sowie unter anderem Notfall, Empfang, Ambulatorien, spitaleigene Arztpraxen, Apotheke und Zentralsterilisation umfassen. Zusätzlich zu den Akutbetten wird der Spitalstandort Burgdorf künftig über sechs Intensivstationsbetten, vier intermediate Care-Betten (für die Zwischenpflege) sowie 18 Tagesklinik-Betten (bisher 14) verfügen. Für Anton Schmid, CEO (Vorsitzender der Geschäftsleitung) des Spitals Emmental, ist der Neubau in Burgdorf ein «Vorzeigestück», das sich bald «in einem modernen, zweckmässigen und ästhetisch ansprechenden Gewand» präsentiert – inklusive der Erneuerungen vergangener Jahre am Standort Langnau.
Die Neubaueröffnung im Januar
2018 markiert den Beginn der Bau-Schlussphase: Nach weiteren Erneuerungen im Operationstrakt zwischen Alt- und Neubau werden Ende 2018 / Anfang 2019 vier Operationssäle sowie zwei OPs für ambulante Eingriffe die bisher vier Operationssäle ablösen. «Auch in der am 15. Januar 2018 beginnenden Schlussphase wird es wieder kritische Momente geben», blickt COO Beat Jost voraus. Die bisherigen «Meilensteine» seien dank minuziöser Planung und Ausführung so gut verlaufen, dass er auch im Hinblick auf künftige Herausforderungen optimis­tisch sei. Jost lobt das Verständnis der Anwohner/innen, die vor allem bei den Abbrucharbeiten viel Lärm, Verkehr und Umwege hätten ertragen müssen. Man habe die Anwohner/innen zweimal zu Begehungen und zum Apéro mit Gedankenaustausch eingeladen. «Wir ziehen das weiter und wollen die Anwohner auch künftig regelmässig über den aktuellen Stand der Bauarbeiten informieren», sagt Beat Jost.
Hans Mathys


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