Ein Haus, das von der Sonne lebt

  30.07.2018 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Burgdorf

Im Schlossmattquartier realisierten Aeschlimann Architekten ein hochsolares Mehrfamilienhaus im Minergie-P-Standard. In dem locker bebauten Einfamilienhausquartier konnten dank der Übertragung der Nutzungsreserve vom benachbarten Einfamilienhaus die Grenzen der Bauzone optimal genutzt werden. Das Projekt dient als Beispiel für eine verträgliche Innenverdichtung und die Möglichkeiten der Sonnen­energienutzung.
Die Heizwärme und das Warmwasser werden von den Sonnenkollektoren mit einer Nettofläche von 122 Quadratmetern erzeugt und in einem dreigeschossigen Solartank von 51 500 Litern gespeichert. In Abhängigkeit von der Witterung wird das südorientierte Mehrfamilienhaus zwischen 80 und 100 Prozent alleine mit der Sonne beheizt. Nach längeren Schlechtwetterperioden kann die fehlende Heizenergie vom benachbarten Einfamilienhaus bezogen werden. Umgekehrt dient die Überschusswärme des Mehrfamilienhauses der Beheizung des Einfamilien­hauses. Jede Wohnung verfügt über eine dezentrale Komfortlüftungsanlage mit einer integrierten Wärmerückgewinnung. Das Bauprojekt erhielt Fördergelder des Kantons Bern.
Eine Herausforderung lag in der Koordination der haustechnischen Installationen. Lüftungsrohre und Solarleitungen, Sanitärschläuche, Elektrokabel, unzählige Rohre und Bauteile mussten sich einen Weg durch die Decken, Wände und Schächte bahnen. Zugleich musste diese hohe Konzentration von Installationen sorgfältig auf die Gebäudestatik abgestimmt werden. Alle beteiligten Bauhandwerker, Fachplaner und Spezialisten leisteten unter der fachkundigen Leitung des Bauleiters Markus Jost eine grossartige Arbeit.
Eine zusätzliche Hürde stellte der Grundwasserspiegel und die ausserordentlich hohe Durchlässigkeit des Grundwasserleiters dar. Während der Bauzeit mussten über fast acht Monate lang durchschnittlich rund 8000 Liter Grundwasser pro Minute in den nächstgelegenen Bach abgepumpt werden. Insgesamt wurde eine Pumpmenge von 3,1 Millionen Kubikmeter Grundwasser abgeleitet. Das Mehrfamilienhaus steht durchschnittlich bis zu einer Höhe von 1,60 Meter im Grundwasser. Der maximal anzunehmende Grundwasserstand würde gar in den Bereich der Kellerdecke reichen. Das Untergeschoss musste deshalb als wasserdichte Betonkonstruktion (weisse Wanne) erstellt und die Auftriebskraft in der Gebäudestatik berücksichtigt werden.
Die Umgebungsgestaltung und die Zufahrt zur Einstellhalle mussten aus Gründen des Hochwasserschutzes auf eine Schutzkote, die 40 Zentimeter über dem Erdgeschossboden liegt, erhöht werden. Die maximale Gebäudehöhe der Bauordnung und die geplante Nutzung mit zwei Stockwerken plus einem Attikageschoss erlaubten keine weitere Erhöhung des Gebäudes. zvg


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