Der Kulturpreis 2018 geht an den Verein Burgdorfer Krimitage

  28.11.2018 Aktuell, Bildung, Kultur, Burgdorf, Bildung / Schule, Gesellschaft, Region, Vereine

«Es ist eine wahnsinnige Ehre! Es ist eine wahnsinnige Anerkennung! Es ist eine wahnsinnige Freude, hier vorne stehen zu dürfen», zeigte sich Jean-Claude Joss emotional. Dass er den mit 15 000 Franken dotierten Kulturpreis 2018 in Empfang nehmen dürfe, sei stellvertretend für ein ganzes Team – für 100 bis 120 Personen, die ehrenamtlich mithelfen, dass die Burgdorfer Krimitage in den vergangenen 25 Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden sind. Tom Käch doppelte nach: «Ich bin selbstverständlich auch sehr stolz, dass wir diesen Preis erhalten.» Immer mehr Personen gesellten sich zum Verein, um mitzuhelfen. «Es ist dieser Teamgeist. Dieses Team hat den Preis gewonnen. Herzlichen Dank!»

Von Mordlust und (Bücher)gier
Das Künstlerduo Remo Zumstein, Worte, und Michael Kuster, Gitarre, führten themengerecht ins Programm ein. Mit zwei ersten Texten gelang es Zumstein bereits, das Publikum im Museum Franz Gertsch in den Krimi-Bann zu ziehen. «Mordopfer: 100-m-Sprinter. Täter: sein Chauffeur – plädiert auf ‹nicht schuldig›. Begründung: Anweisung habe gelautet: Sprinter zur Strecke bringen.» Zumsteins zweiter Text, untermalt mit mysteriö­sen Gitarrenklängen, trug den Titel «Gimer e Krimer», war alles andere als harmlos und endete mit der Frage: «Si mir nid aui chli Beschtie, chli Getier? Läseratte mit mörderischer (Büecher)gier? Drum bitte, bitte, gimer e Krimer!»

Von Lesungen bis Workshops
Edith Müller, Vorsitzende der Kulturkommission, führte durchs Programm. Der Burgdorfer Kulturpreis wird alle zwei Jahre – im Wechsel mit dem Kulturförderpreis – an eine anerkannte kulturelle Institution oder an eine Künstlerin oder einen Künstler vergeben. Der Entscheid unter den Mitgliedern der Kulturkommission sei in diesem Jahr einstimmig gefallen. Aus dem Verein Burgdorfer Krimitage ist über die Jahre ein Festival geworden. Lesungen mit nationalen und internationalen Autoren, Filme, Musik, Ausstellungen, literarische Spaziergänge, Workshops, Vorträge, Theaterstücke u. a. zeichnen die Krimitage aus. Personen des kriminaltechnischen Dienstes, Gerichtsmediziner und Richter werden engagiert.

Stefan Stucki, Straf- und Zivilrichter
Stucki, oberster Straf- und Zivilrichter des Kantons Bern und Burgdorfer Krimitage-Fan, hielt die Laudatio. Dass auch er locker zu den Krimi-Schreibenden wechseln könnte – wie Remo Zumstein – stellte er in seinem Beitrag unter Beweis. Er hielt fest: «Die Krimitage 2018: Sie waren grossartig, gescheit, schräg. Sie waren lehrreich, politisch, kriminaltechnisch. Sie waren unheimlich. Sie waren unterhaltsam.» Stucki sinnierte über den jahrelangen Erfolg der Burgdorfer Krimitage. «Mordlust, Lustmord, Morden im Norden: Das geniessen wir an den Krimitagen.» Leider sei «es» auch Realität. Ganz nah und fern: die Parkhaus-Mörderin in Hindelbank, Breivik, Ferrari – abscheulich! grauenvoll!

Markenzeichen von Burgdorf
Der Mix von Kunst und Realität ist Stuckis Einschätzung nach der «Trumpf in der Hand der Burgdorfer.» Lokale und weit gereiste Künstler kämen in Burgdorf zum Zug. Er staune immer von Neuem, wie die Krimi-Crew das schaffe. Das Wichtigste, findet auch er, sei die zusammengeschweisste Truppe. Es werde mit Fantasie und Teamgeist gearbeitet. Auch die Darsteller hätten Spass. «Die Krimitage sind ein Markenzeichen von Burgdorf. Sie strahlen und wärmen bis zum Nordpol.» Diese Arbeit benötige Gestaltungskraft und einen langen Atem. «Ihr habt den Preis verdient. Ich beglückwünsche euch dazu!»

Barbara Schwarzwald


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