Wohnexperiment macht Furore

  25.12.2019 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Burgdorf

Auf den ersten Blick wirkt die neue Siedlung im Schlossmattquartier wie jede neue Überbauung. Noch neu. Da gibt es wie überall eine Besitzerin, die Gebäudeversicherung Bern. Eine professionelle Immobilienfirma ist für die Verwaltung der Liegenschaft verantwortlich, die Burgdorfer Firma Lubana im Fischermätteliquartier.
Doch beim zweiten Blick fällt auf, dass mit den vier neuen Wohnblöcken an der Thunstrasse 22 bis 28 irgendetwas anders ist. Nicht nur wegen der gross angeschriebenen Hausnummern.
Da sieht man Jung und Alt beim gemeinsamen «Gärtnern» zwischen den Wohnblöcken. Die Gartengruppe ist an der Arbeit. Oder im «Siedlungs­café» im Parterre von Wohnblock 28 steckt gerade eine Gruppe von Bewohnern die Köpfe zusammen. Die Redaktion der geplanten Zeitung für die Bewohner sammelt Ideen.
Die gemeinsamen Aktivitäten umfassen auch noch eine Kreativgruppe, eine Fitnessgruppe, eine Gruppe Kochen. Auch das Gästezimmer für externe Besucher muss geführt werden. Und vieles mehr! Von Monat zu Monat kommt mehr Leben in die Überbauung. Man freut sich bereits auf wärmere Tage, um auf der Piazza gemütlich zusammensitzen zu können.
Vor einem Jahr ist das Experiment gestartet. Das Zauberwort heisst «GeWo» – gemeinsames Wohnen, eine Wohnform mit Zukunft.
Wer einen Mietvertrag abschliesst, liest unter «7. Separate Vereinbarungen» den kurzen Satz: «Die Statuten der GeWo Burgdorf sind Bestandteil des Mietvertrages.» Dahinter steckt ein ambitioniertes, experimentelles Wohnprojekt, das neue Formen des Zusammenlebens von Jung und Alt anstrebt, von gesunden Menschen mit weniger gesunden, von handwerklich Begabten mit anderen, die zwei linke Hände haben, mit Kochkünstlern und solchen, die einfach nur gerne essen. Alles ohne Zwang: Wer nicht mitmachen will, darf das natürlich. Dies alles ist eingebettet in eine Genossenschaft, in der die Bewohner aktiv mitwirken können, ja bis zu einem gewissen Grad sogar mitbestimmen sollten und mit einem kleinen Anteil der Mietzinseinnahmen mitfinanzieren. Tatkräftig unterstützt von externen, fachkundigen Mitgliedern. Dazu zählt auch die Stadt Burgdorf. Präsidiert wird die Genossenschaft mit viel Herzblut von Lubana-Gründer Chris­toph Wyss. In einigen Wochen wählen die Bewohnerinnen und Bewohner erstmals «Mitstreiter» in den Vorstand der Genossenschaft. Dann kann es erst richtig losgehen.
Eine professionelle kleine Crew unter der Leitung von Christa Schönenberger von Pro Senectute stösst in der ersten Zeit die verschiedensten Aktivitäten an und hilft bei der Realisation der «neuen Lebenswelten». Nach zwei Jahren wird sich die Crew aber wieder zurückziehen und die Geschicke ganz in die Hände der Mitbewohner und ihrer Genossenschaft legen.
Bereits wächst das Wohnexperiment auch mit dem Schlossmattquartier zusammen. Bei der traditionellen Adventsfenster-Aktion im Schlossmattquartier stellte die GeWo 2019 erstmals ein eigenes Fenster und öffnete die Türen für die Nachbarn aus dem Quartier für Kaffee, Glühwein und Mailänderli.
Nicht zu vergessen: Es gibt noch freie Wohnungen. zvg


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