Wachsen lassen und staunen

  29.04.2020 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf

So viel Zeit für den Garten und den Balkon hatten Sie vermutlich schon lange nicht mehr, geniessen Sie es. Jetzt juckt es in den grünen Daumen, die Sonne scheint und es ist wunderbar warm. Da werden Tomaten- und Zucchettiträume wach.
Vielleicht ist es auch ein Glück, dass es im Moment schwierig ist, Setzlinge zu kaufen. Wer jetzt schon Tomaten, Peperoni und Zucchetti nach draussen pflanzt, pokert hoch. In den vergangenen Jahren hatten wir Anfang Mai immer noch einmal Frost, letztes Jahr sogar Schnee! Auch wenn Sie jetzt schon wieder Setzlinge kaufen können, rate ich Ihnen, mit dem Setzen dieser Pflanzen ins Freiland noch bis Mitte Mai zu warten.

Jetzt schon aussäen
Was Sie jetzt schon tun können, ist Gurken, Zucchetti und Kürbisse drinnen im Haus aussäen. Stecken Sie in einen mit torffreier Erde gefüllten Topf (zehn Zentimeter Umfang) je zwei Kerne und halten Sie die Erde feucht. Sobald sich die ersten Blätter zeigen, brauchen die zarten Pflänzchen sehr viel Sonnenlicht. Kaufen Sie für diese Pflanzen unbedingt Saatgut. Kürbis und Co. kreuzen sich sehr leicht. Was dann beispielsweise auf dem Kompost von alleine wächst, ist im besten Fall ungeniessbar und im schlimmsten giftig.
Bei den meisten anderen Pflanzen wird aber alles, was von alleine wächst, viel besser wachsen als Gesätes und Gepflanztes. Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Jetzt haben Sie Zeit zum Beobachten und um einzugreifen, wenn Baumtropf oder Riesch­gras Überhand nehmen würden. Der Bochumer Botanische Verein hilft mit seiner Website herauszufinden, was im Garten oder auf dem Balkon wächst (www.botanik-bochum.de/pflanzenbilder_kraeuter_keimlinge).

Grüne Überraschungen
Reservieren Sie eine sonnige oder halbschattige Ecke fürs Blackbox-Gardening. Lassen Sie Ihrem Garten oder Ihren Pflanzgefässen Zeit zum Wachsen und staunen Sie über die Überraschung. Oft zupfen wir das «Gjätt» schon aus, bevor klar ist, was eigentlich wachsen würde. Diesen Frühling hat mich mein Garten mit vielen jungen Mohnpflanzen überrascht und ich freue mich auf die über die Beete verstreuten Farbtupfer. Die Buschelfriesli (Bartnelken) wachsen bei mir am besten zwischen den Granitplatten des Sitzplatzes. Ich zupfe die zarten Pflänzchen dann jeweils aus und versetze sie an einen Ort, wo sie weniger Gefahr laufen, zertrampelt zu werden. Das stehengelassene Wiesenschaumkraut wiegt sich zierlich im Rasen und täuscht darüber hinweg, dass sich darunter kein englischer Rasen befindet.

Wie man das Müesli verfeinert
Wenn Sie keinen Garten haben, aber trotzdem neugierig sind und keine Samen zur Hand haben, dann versuchen Sie es mit Esswaren: Draussen auf dem Balkon können Sie Buchweizen oder Leinsamen anbauen. Ein mindestens 15 cm hohes Pflanzgefäss fast bis an den Rand mit Erde (am besten torffrei) füllen und die Kerne darüber streuen (circa einen Kern pro cm2), mit einer feinen Schicht Erde bedecken und gleichmässig feucht halten. Bis im Herbst ergibt sich dann eine kleine Ernte als Verfeinerung fürs Müesli. Für drinnen eignen sich Zitronen- oder Orangenkerne, da ist allerdings keine Ernte zu erwarten (Orangen- und Zitronenbäume werden normalerweise über Stecklinge vermehrt), aber um so einen eigenen kleinen Baum wachsen zu sehen, lohnt sich die Mühe allemal.
Warten und zuschauen, was wächst und gedeiht, braucht Geduld. Die lässt sich nicht einfach so herbeizaubern, aber man kann üben, und der Garten belohnt reichlich. Nicht umsonst sagt man: Geduld bringt Rosen.

Die Sendung «Hinter den Hecken», in welcher die «HEKS – Neue Gärten» in Burgdorf vorgestellt werden, wird am 3. Mai 2020, um 18.15 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

 

Gabrielle Hochuli


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