«Den Arbeitsmarkt von Burgdorf und Umgebung langfristig stärken»

  26.08.2020 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft

Die erste Industrienacht in Burgdorf bietet der Bevölkerung am Freitag, 4. September 2020, einen faszinierenden Einblick hinter die Kulissen des innovativen und vielseitigen Werkplatzes der Zähringerstadt. Sieben renommierte Unternehmen laden Interessierte zu einer geführten Betriebstour ein: die Rondo Burgdorf AG (Maschinenbau für Backwaren), die Ypsomed AG (Medizinaltechnik), die Jenni Energietechnik AG (Herstellung von Solar- und Heizungsspeicher), die Asic Robotics AG (Automation und Robotik), die Aebi & Co. AG Maschinenfabrik (Produktsysteme), die Haller + Jenzer AG (Druckzentrum) sowie die Roth Burgdorf AG (Holzbau). Zudem präsentieren sich an der «Tischmesse» in der Markthalle rund zwanzig weitere Unternehmen aus Burgdorf und der Region. Die Technische Fachschule und das TecLab stellen sich mit ihren Bildungs­angeboten ebenfalls der Öffentlichkeit vor. Der Besuch der Industrienacht ist kostenlos. Tickets können unter
www.industrienacht-burgdorf.ch oder im Tourist Office an der Bahnhofstrasse 14 in Burgdorf bezogen werden. Diese dienen zugleich als Billette für den öffentlichen Verkehr.
«D’REGION» unterhielt sich mit Patrick Roth, der als Geschäftsführer von «B for Business» mit der Standortförderung betraut ist, sowie mit Stadtpräsident Stefan Berger über das Konzept der Industrienacht Burgdorf und den damit verbundenen Zielen sowie über die Qualitäten des Standorts Burgdorf.

«D’REGION»: Stellen Sie das Konzept der Industrienacht kurz vor.
Patrick Roth: Neben starken Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen sind in Burgdorf viele Industriebetriebe ansässig, darunter auch global tätige Firmen, die zu den internationalen Spitzenreitern auf ihrem jeweiligen Gebiet gehören. Auf engstem Raum hat sich in der Zähringerstadt ein vielseitiges Industrie-Ökosystem etabliert, das sich durch eine enorme Bandbreite und Vielseitigkeit auszeichnet. Dieses Ökosystem mit seinem hohen Innovationspotenzial möchten wir einer breiten, interessierten Öffentlichkeit «live» mit einer spektakulären Leistungsshow vorstellen. Weiter dient die Industrienacht dazu, die Vernetzung und Kontakte zwischen den Unternehmen zu intensivieren.
Stefan Berger: Mit der Industrienacht wollen wir der Bevölkerung und im Speziellen auch Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, an einem Abend mehrere spannende Unternehmen in ungezwungenem Rahmen kennenzulernen, modernste Produktionstechniken zu erleben, Kontakte zu knüpfen und sich über attraktive Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten sowie Berufsfelder zu informieren. Die Industrie­nacht 2020 hat eine regionale Ausstrahlung und soll die Bevölkerung aus der ganzen Umgebung ansprechen.
Patrick Roth: Diesem regionalen Anspruch trägt auch unser nachhaltiges und ökologisches Verkehrskonzept Rechnung. Dank der Partnerschaft mit dem Libero-Tarifverbund kann das Gratis-Ticket für die Industrie­nacht auch als Zugbillet für die Hin- und Rückreise in der zweiten Klasse genutzt werden. Mit Bussen werden die Besucher/innen vom Bahnhof zur Markthalle und – auf zwei verschiedenen Routen – zu den teilnehmenden Industriebetrieben geführt.

«D’REGION»: Wie viel Zeit reserviert man sich idealerweise für den Besuch der Industrienacht?
Stefan Berger: Am besten nimmt man sich den ganzen Abend Zeit – einerseits für den Besuch der Tischmesse in der Markthalle, wo man sich auch verköstigen und Energie tanken kann, andererseits natürlich für die Besichtigung der einzelnen Unternehmen.  
Patrick Roth: Es empfiehlt sich, bereits im Vorfeld auszuwählen, welche Betriebe man gerne besuchen will. Eine einzelne Führung dauert – je nach Programm – jeweils rund eine halbe Stunde. Die Rundgänge sind intensiv und informativ. Es gibt viel zu erfahren und zu erleben. Ich empfehle deshalb – auch angesichts der Busfahrpläne –, maximal drei bis vier Unternehmen nebst der Markthalle zu besuchen.

«D’REGION»: Gegenwärtig sind die Infektionszahlen mit dem Coronavirus in der Schweiz leicht am Steigen. Hätten Sie sich im Nachhinein einen anderen Termin für die Durchführung der ersten Industrienacht gewünscht?
Patrick Roth: Als wir mit den Planungsarbeiten begannen, war das Coronavirus noch unbekannt. Natürlich wünschte ich mir, die Pandemie wäre längst abgeklungen und Corona kein Thema mehr. Dennoch freue ich mich – ebenso wie die beteiligten Unternehmen – ausserordentlich auf den Anlass und den wichtigen Austausch mit der Bevölkerung. Natürlich erarbeiteten wir ein angemessenes Schutzkonzept, das Hygienemassnahmen beinhaltet, die Einhaltung der Distanzregeln berücksichtigt und die Nachverfolgbarkeit der Kontakte gewährleistet.
Stefan Berger: Wir analysieren die Situation laufend und sind uns der Problematik bewusst. Entsprechend haben wir die Schutzvorkehrungen geplant und passen diese laufend an. Trotz der schwierigen Situation infolge der Pandemie soll die Industrienacht auch ein Signal sein, die Zukunft nicht aus den Augen zu verlieren. Mit Events wie der Industrienacht wollen wir den hiesigen Arbeitsmarkt langfristig stärken. Das Coronavirus wird uns noch länger beschäftigen; dennoch dürfen wir keineswegs untätig bleiben, sondern müssen nach vorne schauen, Perspektiven entwickeln, aktiv bleiben und uns den kommenden Herausforderungen stellen.  

«D’REGION»: Die Industrienacht will die Attraktivität der Berufslehren im technisch-industriellen Bereich aufzeigen. Angesichts des Fachkräftemangels ist die Nachwuchsförderung ein grosses Thema. Wie kann die Begeisterung für den MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) stärker gefördert werden?
Stefan Berger: Den Kindern und Jugendlichen – Mädchen wie Knaben – muss frühzeitig gezeigt werden, dass der MINT-Bereich spannend, abenteuerlich und aufregend ist. Es gilt, mit spielerischen Zugängen den Funken der Begeisterung zu erzeugen und diesen anschliessend am Glühen zu halten. Dem TecLab, das an der Industrienacht gemeinsam mit der Technischen Fachschule in der Markthalle präsent ist, wird bei dieser Aufgabe in Zukunft sicherlich eine Schlüsselfunktion für unsere Region zukommen. Unter anderem mit kreativen Bildungs­angeboten und Veranstaltungen ab dem Kindergartenalter soll die Faszination für den Mint-Bereich geweckt und gefördert werden.

«D’REGION»: Ist die Industrienacht als regelmässig stattfindender Event geplant?
Stefan Berger: Fällt das Echo – trotz der besonderen Umstände – positiv aus, wird das Konzept sicherlich in der einen oder anderen Form erneut aufgegriffen. In Burgdorf und im Emmental sind viele erfolgreiche und renommierte Industriebetriebe angesiedelt. Es wäre natürlich äusserst reizvoll, all diese «Stars» zu feiern und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wichtig ist allerdings, dass die Distanz zu den verschiedenen Standorten für die Besucher/innen nicht zu gross wird. Kurze Wege sind für das Erlebnis Industrienacht und das Eintauchen in das Thema unserer Meinung nach unabdingbar. Dieses Konzept kann in andern Orten im Emmental in gleicher Art durchgeführt werden.

«D’REGION»: Über welche Vorzüge verfügt der Industriestandort Burgdorf?
Stefan Berger: Die Stadt Burgdorf zeichnet sich durch ihren Innovationsgeist aus. Die hervorragende Verkehrslage mit Zugang zu den grossen Verkehrsachsen – sei es durch den Anschluss an das Autobahn-Netz oder via den öffentlichen Verkehr – bietet den hiesigen Unternehmen einen gewichtigen Standort-Vorteil. Burgdorf ist zudem ein attraktiver Wohnort mit grosser Lebensqualität und verfügt über renommierte Bildungsinstitutionen.
Patrick Roth: Die Industriebetriebe in Burgdorf generieren mit ihren Aktivitäten eine Wertschöpfungskette, welche einen attraktiven Anziehungspunkt für weitere Firmen darstellt und langfristig externe Zulieferer und spezialisierte Betriebe anzieht. Gegenwärtig ist es betreffend Verhandlungen über Neuansiedlungen von Unternehmen aufgrund der Coronakrise eher ruhig. Allerdings wachsen viele einheimische Firmen aus eigener Kraft.

Markus Hofer


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