Rettungsdienst – rasche Hilfe bei Notfällen

  30.09.2020 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region

Mit über 5000 Einsätzen pro Jahr garantiert das Rettungsteam des Spitals Emmental rund 130 000 Menschen im Versorgungsgebiet von Schangnau bis Zielebach eine notfallmedizinische Erstversorgung. «Die primären Aufgaben des Rettungsdienstes sind die professionelle und hochstehende notfallmedizinische Erstversorgung bei Unfällen und bei akut lebensbedrohlichen Erkrankungen sowie die Sicherstellung eines raschen und schonenden Patiententransports ins Spital, um eine weitere Versorgung zu ermöglichen. Zum Leistungsangebot gehören aber auch Sanitätseinsätze an Veranstaltungen, Einsätze bei Grossereignissen oder Katastrophen sowie die Sicherstellung der Notfallversorgung bei den Heimspielen der SCL Tigers. Auch sogenannte Sekundärtransporte, bei denen Patienten notfallmässig in eine andere Gesundheitsinstitution verlegt werden müssen, fallen ins Aufgabengebiet des Rettungsdienstes», sagt René Jaussi. Er ist Leiter Rettungsdienst sowie Leiter Pflege der Notfallstationen am Spital Emmental und – mit einem Unterbruch von zwei Jahren – seit 1996 am Spital Emmental tätig.  

«D’REGION»: Eine gewaltige Zahl: Das Spital Emmental leistet jährlich über 5000 Einsätze, also rund deren 14 täglich. Gibt es eine Art «Hitparade», welches die häufigsten medizinischen Notfälle sind, zu denen Sie ausrücken?
René Jaussi: Häufig rücken wir aus, weil Patienten unter Atemnot leiden. Auch neurologische Ereignisse wie ein Hirnschlag, ein Sturz oder Verkehrsunfall sind oft der Grund für einen Einsatz. Häufig gibt es auch Notfallverlegungen zwischen Spitälern.

«D’REGION»: Sind Sie jeweils mit den Hilfesuchenden per Telefon oder Natel verbunden und müssen aufgrund deren Angaben entscheiden, mit wie vielen Rettungsfahrzeugen und mit welchem Personal Sie ausrücken werden?  
René Jaussi: Die Einsatzdisposition wird von der Sanitätsnotrufzentrale in Bern gemacht. Dies anhand einer standardisierten Abfrage durch professionelles Personal. Bei Bedarf leitet sie die Hilfesuchenden am Telefon an. So beispielsweise bei einer Re­­animation. Die Sanitätsnotrufzentrale schickt dann jenes Einsatzfahrzeug los, welches verfügbar und dem Einsatzort am nahegelegensten ist.

«D’REGION»: Manchmal können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Wie gehen Sie und Ihr Team mit der hohen Belastung in Extremsituationen um?
René Jaussi: Einsatzbesprechungen nach dem Einsatz im Team gehören zu unserem Alltag. Bei Bedarf kann eine psychologische Betreuung organisiert werden. Jeder Rettungssanitäter, jede Rettungssanitäterin geht sehr individuell mit belastenden Ereignissen um und hat eigene Bewältigungsstrategien.

«D’REGION»: Bei stabilen Patienten und bei Transporten, die nur der Verlegung eines Patienten dienen, arbeitet das Spital Emmental mit der Firma «easyCab» zusammen. Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
René Jaussi: Die Firma «easyCab» transportiert stabile Patienten, welche früher durch ein Ambulanzteam transportiert werden mussten. Dadurch werden unsere Ambulanzteams entlastet und stehen für andere, dringendere Einsätze zur Verfügung. Um unsere Patienten während eines Transports mit «easyCab» nach hoher Qualität zu betreuen, stellt der Rettungsdienst RSE AG sowie der Rettungsdienst STS AG Rettungssanitäterinnen und -sanitäter zur Verfügung. Diese Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen Jahren gut eingespielt.

«D’REGION»: Womit sind Sie und Ihr Team bei Erstversorgungen besonders häufig konfrontiert?
René Jaussi: Das Team schätzt bei jedem Einsatz die Patienten ein und leitet nötige Massnahmen wie zum Beispiel die Stabilisierung von Atmung und Kreislauf ein. Dazu gehört auch das Verabreichen von Schmerzmedikamenten oder das Einleiten von anderen nötigen Therapien.

«D’REGION»: Das Spital Emmental ist seit 2013 IVR-zertifiziert – IVR ist die Abkürzung für Interverband für Rettungswesen. Welches sind die Auflagen, um das Zertifikat zu erlangen?
René Jaussi: Der IVR überprüft unseren Rettungsdienst alle vier Jahre. Die Vorgaben umfassen ein breites Spektrum und gehen von der Ausrüstung der Rettungsfahrzeuge über die Vorgaben zu Fort- und Weiterbildung bis hin zu Überprüfungs- und Verbesserungsprozessen unserer Strukturen und Abläufe. Als zertifizierter Rettungsdienst ist es für uns ein Ansporn, die schweizweit gültigen hohen Qualitätsansprüche weiterhin zu halten und uns ständig zu verbessern.

Hans Mathys

 

 

 

 

Rettungsnetzwerk Emmental
Der Rettungsdienst des Spitals Emmental arbeitet eng mit Notfallstationen, Haus­ärzten, anderen Rettungsdienst-Partnern, der Rega sowie First Respondern und Rapid Respondern zusammen, um im weitläufigen Gebiet des Emmentals eine optimale medizinische Versorgung zu gewährleisten. First Responder sind vom Rettungsdienst Emmental im Rahmen des kantonalen First-Responder-Konzepts ausgebildete Laien, die bis zum Eintreffen der Ambulanz Erste Hilfe leisten. Sie werden von der Sanitätsnotrufzentrale in Bern aufgeboten. Dies bei den Einsatz-Stichworten «starke Brustschmerzen», «Re­animation» und «bewusstlose Person». Im Emmental stehen rund 300 First Responder zur Verfügung. Seit 2018 stehen auch Rapid Responder (wörtlich: Schnell-Antwortender) im Einsatz. Dies sind Angehörige professioneller Rettungsdienste, die in der Freizeit für Ersteinsätze in der Nähe ihres Aufenthaltsortes zur Verfügung stehen. Hans Mathys


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