Burgdorf wählt – die Parteien stellen sich vor

  21.10.2020 Burgdorf, Foto, Region, Politik

Den Stimmbürgern/-innen soll dadurch die Möglichkeit geboten werden, sich über die unterschiedlichen Positionen zu informieren. Über die Reihenfolge, in welcher die Interviews erscheinen, entschied das Los. Den Auftakt in dieser Ausgabe bilden die Interviews mit Elias Maier, FDP, Gabriela Bannwart, SP, und Ulrich von Känel, Grünliberale.   Markus Hofer


Die weiteren Interviews erscheinen an folgenden Daten:
27. Oktober 2020: Gespräch mit Markus Kronauer, EDU, Simon Niffenegger, SVP, Susanne Bosshard / Ralph Marthaler, Grüne.
3. November 2020: Florian Wüthrich, EVP, Roger Aebi, BDP, und Saambavi Poopalapillai, Jungfreisinnige. Interviews mit den Kandidierenden für den Gemeinderat folgen in einer späteren Ausgabe
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«Die Finanzen müssen im Gemeinderat endlich zur Priorität werden» – Interview mit Elias Maier, Präsident der FDP Burgdorf

Welche Ziele setzt sich die FDP für die Stadtrats- und Gemeinderatswahlen vom 29. November 2020?
Der Gemeinderat widerspiegelt in keiner Art und Weise die politische Zusammensetzung unseres Stadtrates. Die FDP wird dadurch zu oft in eine Oppositionsrolle gedrängt. Dies macht eine ausgewogene Stadtpolitik im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger schwierig. Deshalb gehört die FDP im Gemeinderat vertreten! Auch im Stadtrat streben wir mit einer grossartigen Liste Sitzgewinne an. Einen weiteren Sitz erhoffen wir uns für die Jungfreisinnigen.

Wenn Ihre Partei in der Exekutive und im Parlament die absolute Mehrheit hätte, welche Massnahme würden Sie als Allererstes durchsetzen?
Fürs Erste wollen wir einen Sitz im Gemeinderat und einen Sitzgewinn im Stadtrat. Eine Ausgangslage mit einer absoluten Mehrheit entspräche ebenso wenig dem politischen Abbild von Burgdorf, wie es leider heute der Fall ist. Die FDP würde Burgdorf aber sicher nicht auf den Kopf stellen. Wir teilen die Verantwortung gerne mit allen politischen Farben. Deshalb ist diese rein hypothetische Frage nicht von Relevanz.

Für welche weiteren politischen Anliegen will sich die FDP in der kommenden Legislaturperiode engagieren?
Die FDP hat klare Legislaturziele. Den Schwung, den Burgdorf unter anderem durch die Eröffnung des Schlosses gewonnen hat, gilt es mitzunehmen. Gerade auch bei der Ansiedlung von Unternehmen und Schaffung von neuen Arbeitsplätzen.
Beschäftigen wird uns die Verwaltungs- und Schulraumplanung. Die Stadtverwaltung soll zu einem bürgerfreundlichen und modernen Dienstleistungszentrum ohne Gärtlidenken werden. Unsere Vorstellung ist eine Smartcity Burgdorf, mit sinnvollen Massnahmen in den Bereichen Digitalisierung, Verkehr, Umwelt und Energie. Gerade im Verkehr braucht es ein Miteinander von ÖV, Auto, Velo und Fussgänger, ergo allen Verkehrsteilnehmern.
Zudem wollen wir die im Stadtrat knapp gescheiterte Schuldenbremse erneut auf die Agenda bringen. Denn mit Corona hat sich die finanzielle Situation zusätzlich verschärft. Die Finanzen müssen im Gemeinderat endlich zur Priorität werden. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, den Schuldenberg abzubauen und nicht noch mehr Schulden anzuhäufen. Es gilt, mit knappen Mitteln das Beste herauszuholen, sprich Projekte zu redimensionieren oder Alternativen zu prüfen.

Das Coronavirus beherrscht gegenwärtig die internationalen und nationalen Schlagzeilen. Welche Konsequenzen zieht die FDP aus der Pandemie für die städtische Politik?
Der winzige Virus hat uns alle überrascht und die ganze Welt lahmgelegt. Die städtische Politik kann wenig dagegen tun. Auf lokaler Ebene ist das Einhalten der Schutzmassnahmen, die Solidarität und die Eigenverantwortung der Bevölkerung wichtig. Die grosse Solidarität mit der Nachbarschaftshilfe während des «Lockdowns» hat mich beeindruckt. Gleichzeitig wurden Teile des lokalen Gewerbes, des Detailhandels und der Gastronomie hart getroffen. Deshalb unterstützen wir sie beim Bürokratieabbau, setzen uns gegen zusätzliche Steuern und Abgaben ein und fordern, dass sie bei freihändigen Vergaben berücksichtigt werden.

Weshalb sollen die Bürgerinnen und Bürger die FDP wählen?
Zusammen mit den Jungfreisinnigen treten wir mit 33 tollen Kandidierenden zu den Wahlen an. Gemeinsam wollen wir die Stadt gestalten, unter Einbezug aller wichtigen Themen und Herausforderungen der kommenden Jahre. Wir wollen keine ideologisch gefärbte Politik. Ehrliche, konsequente Sachpolitik ist gefragter denn je! Wir freuen uns, wenn Sie uns das Vertrauen schenken.

 

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«Die SP steht für ein weltoffenes, freundliches und solidarisches Burgdorf ein» – Interview mit Gabriela Bannwart, Vorstandsmitglied der SP Burgdorf

Welche Ziele setzt sich die SP für die Stadtrats- und Gemeinderatswahlen vom 29. November 2020?
Die SP besetzt mit Stefan Berger auch in den nächsten vier Jahren das Stadtpräsidium, in stiller Wahl wurde der amtierende Stadtpräsident bestätigt. Den frei werdenden Gemeinderatssitz von Annette Wisler Albrecht verteidigen wir mit Peter von Arb. Er verfügt über langjährige Erfahrung in der Burgdorfer Politik und ist bestens mit den aktuellen Herausforderungen vertraut. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, weiter mit mindestens zwölf Vertretern/-innen im Stadtrat zu politisieren. Die bisherigen Stadträte/-innen werden durch zehn hochmotivierte und engagierte Neukandidierende unterstützt.

Wenn Ihre Partei in der Exekutive und im Parlament die absolute Mehrheit hätte, welche Massnahme würden Sie als Allererstes durchsetzen?
Grundsätzlich beurteilen wir die Entwicklung in Burgdorf als positiv. Auffallende Massnahmen erachten wir daher weder als nötig noch als vertretbar. Eine Massnahme, die wir uns vorstellen könnten, wäre eine Gratis-ÖV-Verbindung von der Unter- in die Oberstadt oder einen Gratisringbus.

Für welche weiteren politischen Anliegen will sich die SP in der kommenden Legislaturperiode engagieren?
Burgdorf muss ein starkes regionales Zentrum mit einer guten Infrastruktur, vor allem guten Gesundheitseinrichtungen, einem umfassenden Schulangebot, attraktiven Arbeitsplätzen und kurzen Wegen bleiben.
Investitionen sollen sorgfältig und langfristig geplant und die finanzielle Entwicklung im Auge behalten werden.

Das Coronavirus beherrscht gegenwärtig die internationalen und nationalen Schlagzeilen. Welche Konsequenzen zieht die SP aus der Pandemie für die städtische Politik?
Während dem Lockdown war eine grosse Solidarität spürbar: sich um die älteren Menschen sorgen, Infizierten Lebensmittel vor die Tür stellen, das Personal in den Krankenhäusern unterstützen, sich an die Vorgaben der Behörden halten. Alles Tugenden, die wir auch nach der Pandemie beibehalten dürfen und sollen. Dafür braucht es Orte, Quartiere, Vereine und Gelegenheiten, um sich vernetzen und begegnen zu können. Auch die Eltern mussten mit ihren Kapazitäten jonglieren, ihre Kräfte stiessen bei dem täglichen Spagat zwischen Homeoffice, Homeschooling und Kinderbetreuung an ihre Grenzen. Die pandemiebedingte Schliessung der Schulen beziehungsweise die plötzliche Umstellung von Präsenz- auf Fernunterricht hat allen Beteiligten viel abverlangt. Der Gemeinderat wurde auf Anstoss der SP beauftragt, dem Stadtrat einen Evaluationsbericht vorzulegen, der überblicksweise aufzeigt, wie die Volksschule mit dem Covid-19-bedingten Sonderregime zurechtgekommen ist. Wie stark die Stadtfinanzen in Zukunft in Mitleidenschaft gezogen werden, kann kaum abgeschätzt werden. Aber gerade in der heutigen Situation ist es wichtig, dass auch die lokale Wirtschaft von öffentlichen Investitionen profitieren kann.

Weshalb sollen die Bürgerinnen und Bürger die SP wählen?
Die SP verfolgt weiterhin eine nachhaltige und soziale Finanzpolitik, ideo­logischer Sparaktivismus verunsichert mehr und schadet letztlich der Lebensqualität der Burgdorfer/innen. Wir stehen für ein weltoffenes, freundliches und solidarisches Burgdorf, das Platz für alle hat und auch vielfältigen Wohnraum bietet. In der Planung der Stadtentwicklung müssen genügend Gestaltungsfreiräume für Kulturschaffende und die Jugend berücksichtigt werden. Eine durchmischte Gesellschaft sehen wir als Chance und den Herausforderungen der Migration begegnen wir mit Menschlichkeit und Wohlwollen. Burgdorf: Stadt für alle, statt für wenige!

 

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«Die glp steht für Nachhaltigkeit auf allen Ebenen ein» – Interview mit Ulrich von Känel, Präsident der glp Burgdorf

Welche Ziele setzt sich die glp für die Stadtrats- und Gemeinderatswahlen vom 29. November 2020?
Wir wollen den Sitz unseres Gemeinderates Christoph Grimm verteidigen und mit einem zusätzlichen Sitz die Stadtratsfraktion von vier auf fünf vergrössern.

Wenn Ihre Partei in der Exekutive und im Parlament die absolute Mehrheit hätte, welche Massnahme würden Sie als Allererstes durchsetzen?
Eine einzelne Massnahme ist nie ausreichend und führt nicht zum gewünschten Effekt. Wir würden sicherstellen, dass alle unsere Vorstösse angenommen und mit Priorität behandelt werden, damit unser Ziel einer nachhaltigen Entwicklung (ökologisch, wirtschaftlich, sozial) erreicht wird.

Für welche weiteren politischen Anliegen wollen sich die Grünliberalen in der kommenden Legislaturperiode engagieren?
Wir haben fünf Stossrichtungen, in welchen wir die Stadt Burgdorf weiter voranbringen wollen:
a) nachhaltige ökologische Politik: In den nächsten Jahren ist es wichtig, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzuverfolgen. Wir unterstützen die notwendigen Massnahmen, um die Klimaziele auch lokal zu erreichen (Stichwort Klimanotstand).
b) nachhaltig soziale Politik: In Zukunft setzen wir uns dafür ein, dass Menschen jeden Alters und aus allen Schichten ihren Platz in Burgdorf finden. Das Projekt «Kulturturnhalle Sägegasse» soll zu einem langfristigen Erfolg geführt werden.
Die Errichtung einer Rollsportanlage soll nicht auf die lange Bank geschoben werden. Es braucht für alle eine Vielfalt von Sport- und Kulturmöglichkeiten. Die ältere Generation (circa 20 Prozent der Wohnbevölkerung) findet in Burgdorf ein gut funktionierendes und vielfältiges Angebot. Dies muss jedoch laufend überprüft und angepasst werden. Unsere älteren Bewohner/innen sollen sich in Burgdorf wohl- und heimisch fühlen und stolz auf ihr Lebenswerk zurückblicken können.
c) nachhaltige wirtschaftliche Politik: Wir unterstützen die bisherigen Bestrebungen, einen ausgeglichenen Finanzhaushalt zu erreichen und werden dies auch zukünftig fordern. Ausgaben müssen nachhaltig und auf das Notwendige beschränkt sein. Der Steuersatz in unserer Gemeinde darf nicht erhöht werden.
Burgdorf soll für Unternehmen attraktiv sein, damit auch Arbeitsplätze und Wohnen möglichst nah beieinander sind.
d) Digitalisierung und Transparenz: In Zukunft sollen Abläufe für den Bürger durch Digitalisierung einfacher werden. Wir verlangen, dass Jahresberichte von Unternehmen, welche ganz oder mehrheitlich im Besitz der Stadt sind, öffentlich zugänglich werden.
e) bedarfsgerechte Bildungsmodelle sowie genügend und zweckmässige Infrastrukturen: Als Fraktion im Stadtrat unterstützen wir unseren Gemeinderat, damit es in Zukunft mehr Ganztagesschulangebote und schulergänzende Angebote gibt. Dies bedingt jedoch auch adäquate Infrastrukturen, damit Burgdorf für Familien attraktiv bleibt.
Das Coronavirus beherrscht gegenwärtig die internationalen und nationalen Schlagzeilen. Welche Konsequenzen zieht die glp aus der Pandemie für die städtische Politik?
Die Coronakrise wird auch für die Stadt Burgdorf finanzielle Konsequenzen haben (Einbruch der Steuern, Zunahme bei Sozialkosten). Wir setzen uns dafür ein, dass keine Schnellschüsse erfolgen, sondern mit Bedacht und Augenmass auf diese Situation reagiert wird.

Weshalb sollen die Bürgerinnen und Bürger die glp wählen?
Wir haben Freude an der Politik und engagieren uns mit Nachdruck für unsere Stadt und deren Bewohner/innen. Unsere Liste für zukünftige Vorstösse ist noch sehr lang und die Ideen gehen uns nicht aus. Wer Nachhaltigkeit auf allen Ebenen will, der ist mit der glp gut beraten.

 

 




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