«Alles wird gut» ist der Mutspruch der Zeit, der Wunsch nach wiederkehrender Normalität, oft mit dem Mut der Verzweiflung und nun tausendfach in Neujahrswünschen geäussert. Manche Menschen sind wegen der Corona-Pandemie in Panik geraten, haben Corona mit Seuchen wie Pest und Cholera verglichen, wurden verletzlich und der Endgültigkeit ihres Daseins bewusst. Corona hat sogar die Bedrohung durch die Klimakatastrophe, die Verelendung und Verknechtung durch extreme Ungleichheiten zeitweise vergessen lassen.

Werte haben sich verschoben, soziale Verhaltensformen haben sich verändert. Vermögen spielt plötzlich keine entscheidende Rolle mehr, was zählt, sind gute Nachbarn, ein blühender Garten, Hilfsbereitschaft und ein neues Füreinander. Die sozialen Verzichte führten zu mehr Miteinander, paradoxerweise verband «social distancing» die Menschen, Freunde rückten näher.

Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass das «Schlechte» des zu Ende gehenden Jahres nicht mit dem letzten Glockenschlag 2020 vorbei sein wird. Wir wünschen uns für 2021 wieder jene Lebendigkeit, die zu jeder Zukunft gehört. «Alles wird gut» bedeutet, alles wird anders, wenn wir auf die nun veränderte Welt reagieren. Verzichte müssen nicht unbedingt Verluste bedeuten.

Es wird auch dieses Jahr ganz persönliche Freuden wie Geburten, Hochzeiten, Jubiläen, berufliche und schulische Erfolge geben. Der Rahmen, wie diese Feste gefeiert werden, ist kleiner geworden. Und die Themen «Masken» und «Impfung» werden wie im vergangenen Jahr die Gemüter beschäftigen oder erhitzen. Das Tragen der Schutzmaske ist in jedem Fall ein Zeichen des Respekts für andere.

In diesem Sinne fragen wir auch dieses Jahr mit Erich Kästners Zitat und einem Augenzwinkern: «‹Wird’s besser? Wird’s schlimmer?›, fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebens­gefährlich.»

Sylvia Mosimann