Museen inspirieren die Zukunft

  19.05.2021 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Das Museum Schloss Burgdorf führte zum Thema «Museen inspirieren die Zukunft» ein öffentliches Schlosspalaver durch. Es ging unter anderem darum, die Bevölkerung vermehrt an der Museums- und Sammlungsarbeit mit einzubeziehen. Der Museumstag wurde in Kooperation mit dem Lichtspiel Kinemathek Bern durchgeführt und aus diesem Grund konnten Laien alte Schmalfilme mitbringen.

Schlosspalaver zum Thema «Museen inspirieren die Zukunft»
Der Museumsleiter Daniel Furter begrüsste verschiedene Gäste im Assisensaal. Er wies auf die Tatsache hin, dass die Gesellschaft sich stets wandle und verändere, die Museen jedoch immer über die Vergangenheit erzählten. Das verlange eine Anpassung der Museen an die jeweiligen Bedürfnisse der Gesellschaft.
Anna de Quervain, Historikerin und Vorstandsmitglied des Museums Schloss Burgdorf, möchte vermehrt neue Technologien und Social Media einbringen, um einen niederschwelligen Zugang für unterschiedliche Interessen- und Altersgruppen zu schaffen. Jon Mathieu, emeritierter Titularprofessor für Geschichte, ist überzeugt, dass Museen auf einem guten Weg sind. Die Art der Präsentation sei wichtig, wie beispielsweise Inszenierungen, die immer mehr boomen. Brigitte Paulowitz, Leiterin Filmsammlungen Lichtspiel, verglich den Besuch eines Museums mit einem Kinobesuch: Leute gehen aus dem Haus und erleben etwas mit anderen Menschen.
«Museen sollen die Gesellschaft als Ganzes ansprechen. Mit breiten Themen und digitalen Zusatzangeboten können Hemmschwellen abgebaut werden», meinte ein Mann aus dem Publikum. Ein anderer erklärte, dass Interdisziplinarität möglicherweise helfe, leichteren Zugang zu bestimmten Themen zu schaffen. Abschliessend erklärte Furter, die Zukunft der Museen liege in der Partizipation der Bevölkerung. Im Herbst werde diese Theorie umgesetzt mit «Frauengeschichten aus der Region».

Amateurfilme im Zentrum
Die Bevölkerung wurde aufgerufen, selbst gedrehte Amateurfilme aus der Region ins Museum zu bringen. Dabei spielte das Filmformat keine Rolle. Veronika Köppel und Carlo El Basbasi vom Lichtspiel Bern begutachteten die Qualität des Filmmaterials und berieten über Aufbewahrung und Erhaltung der Schmalfilme. Die Fachpersonen scheuten dabei keinen Aufwand. Das mitgebrachte Material wurde je nach Zustand aufwendig geschnitten und neu verklebt.
Der Verein Lichtspiel kümmert sich um die Vermittlung von Kino- und Filmwissen, aber auch um die Erhaltung und Zugänglichmachung von kinematografischem Material. Sie führen Materialbeurteilungen durch, digitalisieren Amateurfilme und lagern die Filmspulen unter besten Bedingungen in Kühlräumen. Der Hauptanteil der über 27 000 gelagerten Filme sind Amateuraufnahmen ohne Ton. So bleibt dem Publikum Raum, die Aufnahmen direkt zu kommentieren und Beobachtungen weiterzugeben. Die Filmdokumente werden mit grossem Respekt behandelt und deren Inhalt und die Datierung so genau als möglich festgehalten. Sie sind Zeitdokumente, erzählen Geschichten über «Menschen wie du und ich». Zum 20-jährigen Jubiläum plante das Lichtspiel Bern Besuche in verschiedene Regionen des Kantons, damit die Leute vor Ort ihre Amateurfilme vorbeibringen können. Die Daten werden je nach Pandemiesituation fixiert und bekannt gemacht unter www.lichtspiel.ch. Vielleicht liegen auf Estrichen Filmrollen, deren Inhalt niemand mehr kennt. Solche Aufnahmen könnten aus längst vergangenen Zeiten stammen und als regionale Zeitzeugen bedeutend sein. Sie dokumentieren das Zusammenleben, gesellschaftliche Ereignisse sowie regionales Brauchtum und Handwerk des 20. Jahrhundert.
Um einem möglichst grossen Publikum den Zugang zu den Amateurfilmen zu verschaffen, fanden zwei verschiedene Aufführungen statt. Es wurden Filme aus dem Lichtspiel-Archiv gezeigt, einige mit alten, eindrücklichen Projektoren, andere, die bereits digitalisiert worden waren, mit einem geräuschlosen Beamer. Dokumentationen, Familienszenen und Filmtricks liessen Erinnerungen erwachen, als zu Hause ebenfalls ein Projektor ratterte.
Die Zusammenarbeit des Lichtspiels Kinemathek Bern und des Museums Schloss Burgdorf am internationalen Museumstag war ein Lichtblick an einem verregneten Sonntag.

Helen Käser

 


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