Man könnte beinahe meinen, dass dem  jährlich stattfindenden Bildhauer-Workshop auf der Gebrüder-Schnell-Terrasse in Burgdorf eine «Achtung, Suchtgefahr»-Warnung verpasst werden müsste. Wer einmal teilgenommen hat, scheint nur schwer wieder von der kunstvollen Sandsteinbearbeitung loszukommen. Eindrucksvoll beweisen dies die sehr treuen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops, von welchen einige bereits seit über zehn Jahren an den Kursen dabei sind – und damit wohl selbst beinahe zum Inventar gehören.
Stolze 17 Teilnehmende – ein neuer Rekord – haben sich dieses Jahr unter der Leitung von Franziska Maria Beck und Franziska Sinner (beide vom F+F Bildhaueratelier in Safnern) im grossen Zelt eingefunden. «So viele Teilnehmende sind wirklich das absolute Maximum», weiss Franziska Maria Beck, welche die Leitung des Workshops vor sieben Jahren übernommen hat. «Bei mehr Personen könnte ich nicht mehr alle richtig unterstützen.» So mussten die Leiterinnen dieses Jahr zum ersten Mal weiteren Interessenten absagen und per Warteliste auf einen folgenden Workshop vertrösten. Besonders freuen sich die Kursleiterinnen über die Unterstützung zahlreicher Sponsoren (Burgergemeinde Burgdorf, Stadt Burgdorf, Burgergemeinde Bern, Gemeinnützige Gesellschaft Burgdorf, Berner Kantonalbank und Localnet AG). «Durch ihre Hilfe ist es möglich, die Kosten für die Teilnehmenden möglichst tief zu halten.» Dass der Bildhauer-Workshop gefällt, zeigt die Zahl der Teilnehmenden, welche bereits zum wiederholten Mal dabei sind. Unter den 17 Männern und Frauen befinden sich nur drei «Neulinge». Besonders erstaunlich ist, wie auch komplette Anfänger in den ersten Workshoptagen bereits tolle Werke hervorbringen.
Es folgen einige Eindrücke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst. Einer, der den Workshop zum ersten Mal besucht hat, ist Ronnie. Der Primarlehrer erzählt begeistert von seiner Arbeit an einer Pinguinstatue: «Man versinkt wirklich komplett in der Arbeit. Ich kann kaum glauen, dass bereits Donnerstag ist. Auch merkt man am Abend, dass man den ganzen Tag gearbeitet hat. Da wir immer stehen, spüre ich es besonders in den Beinen.» Wie alle anderen befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwähnt auch Ronnie die gute Atmosphäre in der Gruppe und den tollen Teamgeist.
Auch Martin, welcher den Workshop ebenfalls zum ersten Mal besucht, ist von der Arbeit am Sandstein begeistert. «Als Zimmermann habe ich früher viel mit Holz gemacht und konnte mir die Arbeit an einem vergleichsweise ‹kalten› Stein kaum vorstellen. Aber es gefällt mir wirklich sehr gut.» Martin arbeitet an einer Adventsdekoration in Sternenform.
Roger besucht den Bildhauer-Workshop bereits zum zwölften Mal. «Für mich sind das Aktivferien und der ideale Ausgleich zu meiner Tätigkeit als ‹Bürogummi›», erzählt Roger. «Hier bewege ich mich viel mehr als sonst.» Und das spüre er abends auch.
Christina besucht den Workshop seit drei Jahren. «Ich schätze besonders, dass man ungestört arbeiten kann. Zu Hause wird man immer von irgendetwas abgelenkt. Ich modelliere auch, aber die Bildhauerei ist eine ganz neue Herausforderung, der ich mich aber gerne stelle. Man hat ein Ziel vor Augen und arbeitet so gut wie möglich darauf hin.»
An einem ganz besonderen Projekt arbeitet Albert. Vor vielen Jahren hat er in ebendiesem Workshop eine Statue gefertigt, welche über die Jahre durch Witterung etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. So gönnt er der Statue nun eine «Verjüngungskur». Mit dem Bildhauer-Workshop begonnen habe er zur Abwechslung von seiner Arbeit. «Nun, da ich pensioniert bin, schätze ich das gesellige Zusammensein und den Austausch besonders», so Albert.
Die Werke des diesjährigen Workshops können noch bis am Freitag, 23. Juli 2021, täglich von 14.00 bis 18.00 Uhr auf der Gebrüder-Schnell-Terrasse betrachtet werden.

David Kocher

Hier drücken für die Bildergalerie mit Impressionen des Bildhauer-Workshops