Sturmschäden im Burgerwald Bätterkinden

  20.07.2021 Aktuell, Region, Bätterkinden

Im Gespräch mit Adrian Knuchel, Forstsekretär der Burgergemeinde Bätterkinden, und Thomas Gut, Revierförster der Waldabteilung Mittelland, zeigt sich das Ausmass der Schäden im ehemaligen Amt Fraubrunnen. Die Burgergemeinde hat es stark getroffen, liegen doch rund 1000 Kubikmeter Holz am Boden. Dies ist ungefähr die doppelte Menge an Holz, welches die Burger jährlich schlagen. Adrian Knuchel ist als Forstsekretär für die Organisation der Aufräumarbeiten zuständig. Diese sind gut angelaufen, gestalten sich jedoch aufgrund des durchnässten Bodens und des stetigen Regenfalls als aufwendig und sogar gefährlich. Für die Arbeiten werden regionale Forstunternehmen berücksichtigt. Diese sind im Moment verfügbar, weil die Holzerarbeiten in der Regel im Winter stattfinden. Diese Unternehmen sind mit ihren Maschinen gut ausgerüstet und müssen sich daher meist nicht direkt in den «Gefahrenherd» begeben. Da die Bäume entweder wie Zündhölzer gebrochen oder mitsamt dem Wurzelteller umgefallen sind, befindet sich viel Spannung in diesen Bäumen. Die kleinste Bewegung kann eine Splitterung nach sich ziehen oder Bäume umfallen lassen. Dass die Bäume derart geknickt sind, illustriert die Heftigkeit des Unwetters. Diejenigen Bäume, welche mitsamt dem Wurzelteller umgefallen sind, hatten dagegen keinen Halt mehr im durchnässten Boden. Es ist also nicht, wie man manchmal hört, ein vorangegangener Holzschlag, welcher die Bäume «verletzlich» machte, sondern schlicht die Auswirkung von Naturgewalten.

Wälder vorerst meiden
Aktuell sind viele Waldwege in den betroffenen Gebieten noch geschlossen. Diese werden geöffnet sobald sie vom Fallholz, aber auch von hängenden Bäumen und Ästen befreit sind. Wegen des durchnässten Bodens arbeiten die Forstunternehmen von den Wegen aus. Alle betroffenen Waldeigentümer bitten die «Gäste der Wälder», die Gebiete vorläufig zu meiden und danken für das Verständnis.
Der Sturm Lothar, welcher im Dezember 1999 über die Schweiz und Europa gefegt ist, hat den Holzmarkt stark gedrückt. Preise fielen in den Keller, die Wirtschaftlichkeit war nicht mehr gegeben. Vielfach haben Waldbesitzer ihren Wald nicht mehr unterhalten oder haben nur das Nötigste getan. Seit Anfang 2021 sind die Rohstoffe nun knapp und es werden auch beim Holz langsam aber sicher wieder höhere Preise bezahlt («D’REGION» berichtete). Aus dem  Unwetter vom Juni 2021 können die betroffenen Waldeigentümer einen Nutzen ziehen, weil einerseits die Preise gestiegen sind und andererseits die Säge- und Holzindustrie aufnahmefähig ist. Denn – was ja viele Leute vergessen – ein Wald ist nicht versichert!

Folgeschäden durch Borkenkäfer sind nicht zu unterschätzen
Thomas Gut fasst die wichtigsten Punkte  rund um die Unwetterschäden im Wald wie folgt zusammen und macht auf die erhöhte Gefahr nach Sturm in den Wäldern aufmerksam:
Nach Sturmereignissen hängen in den Baumkronen alter Laubbäume oft abgebrochene Äste, die jederzeit herabstürzen und zu lebensgefährlichen Verletzungen führen können. Wo Bäume schräg stehen oder an benachbarten Bäumen hängen geblieben sind, ist besondere Vorsicht geboten. Durch Sturmböen angeschobene Bäume können ebenfalls jederzeit umfallen. Darunter hindurchgehen oder gar das Klettern auf schrägstehenden Stämmen ist zwingend zu unterlassen. Es genügen oft kleine Bewegungen, welche auch durch Wind ausgelöst werden können, und die Bäume krachen blitzartig zu Boden, meist gefolgt von abgebrochenen Ästen benachbarter Baumkronen.
Obwohl Waldstrassen und Wege für die Aufräumarbeiten geöffnet wurden, sind insbesondere die betroffenen Schadensgebiete durch die Waldbesucher bis auf Weiteres zu meiden.
Zudem zur Erinnerung erwähnt: Waldpflege und -bewirtschaftung können Gefahren für Profis und Waldbesuchende bergen. Auch am Wochenende ist sich zwingend an Anweisungen und Absperrungen zu halten.
Nicht zu unterschätzen sind Folgeschäden durch den Fichten­borkenkäfer. Die Zeit drängt: Um im Herbst wie auch in den kommenden Jahren Folgeschäden durch den Borkenkäfer möglichst zu vermeiden, ist es sehr ratsam, Fichten sobald wie möglich prioritär aufzuarbeiten. Dies lässt sich mit einem Dachschaden vergleichen. Ersetzt der Hauseigentümer die schadhaften Ziegel innert kürzester Zeit, entsteht kein oder nur ein geringer Schaden. Unterlässt der Eigentümer die Reparaturarbeiten, kann in der Folge ein beträchtlicher Schaden entstehen.
Die aktuelle Nässe und herbstliche Frische verzögern die Entwicklung der Borkenkäfer beträchtlich. Ein paar Tage Sonnenschein lassen die Population aber geradezu «explodieren».


Alexandra Weber


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