Die Hecke lebt – es lebe die Hecke

  30.11.2021 Aktuell, Foto, Gesellschaft, Region, Wiler

Vor genau zehn Jahren hat der Vogel- und Naturschutzverein Wiler anlässlich der Aktion «750 Sträucher für 750 Jahre Wiler» die Glauser-Hecke gepflanzt. Dieses Jubiläum nahm der Verein zum Anlass, Interessierten zu zeigen, was in dieser Hecke alles wächst und lebt.
Rund 400 Meter lang, bestückt mit gut 600 Sträuchern, erstreckt sich die Hecke mitten durchs fruchtbare Agrarland zwischen Wiler und Utzenstorf. Eine prächtige alte Linde bildet die Mitte und verhilft zu noch mehr ökologischem Wert in dieser ausgeräumten Landschaft. Nach zehn Jahren ist die Hecke, vor allem jetzt im Herbst in seiner Farbenpracht, wunderschön anzuschauen. Das finden auch die zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Jubiläumsanlasses.
Der Pflanzen- und Gartenfachmann Walter Jordi erklärt den Interessierten, was eine Hecke mit einheimischen Sträuchern ausmacht und worauf beim Anlegen zu achten ist. Viele verschiedene Tierarten profitieren von einer Hecke oder auch einzelnen Sträuchern im Garten. Sie bieten ihnen Schutz, ein Winterquartier, Nist- oder Eiablageplätze und ganzjährig Nahrung. Auch die Menschen können sich die Beeren, Nüsse, Wildfrüchte sowie Tee- und Heilkräuter zunutze machen. Interessierte können sich bei der Emme-Forstbaumschulen AG mit Sträuchern und Rat eindecken.
Die Landeigentümerfamilie Hans und Kathrin Gerber berichtet über ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Unterhalt ihrer Hecke und den Vor- und Nachteilen für die Landwirte. Die Vorteile überwiegen klar: Hecken beherbergen viele Nützlinge, die ihre Jagdzüge im angrenzenden Kulturland unternehmen. Die Sträucher bremsen den Wind und verbessern damit das Kleinklima in ihrer Umgebung. Die Verdunstung des Bodenwassers wird gehemmt, die Taubildung nimmt zu und Bodenverwehungen werden gemildert. Der Landwirt wird für seine Arbeit an der Hecke mit Direktzahlungen entschädigt.
Wildhüter Simon Quinche erzählt von seinen Wildtierbeobachtungen im Bereich der Hecke. Der Rückgang der Artenvielfalt in den Gemeinden Wiler und Utzenstorf sei gross. Seit Jahren wird der Feldhase in unserer Region vom Wildhüter regelmässig gezählt. In den letzten Jahren konnte das Langohr zwischen den beiden Dörfern nur noch im Bereich der Hecke auf dem Boden der Familie Gerber beobachtet werden, erklärt Quinche. Es fehle dem Hasen an Strukturen, um vor Fressfeinden genügend Deckung für seine Jungenaufzucht zu finden. Er erzählt dem interessierten Publikum von Rehfamilien und vielen anderen Tieren, welche in der Nacht der Hecke entlanggehen.
Die Ornithologen des Vogel- und Naturschutzvereins beobachteten in der Hecke zahlreiche Vogelarten wie beispielsweise den Goldammer.
Der Vogel- und Naturschutzverein Wiler ist fest davon überzeugt, dass sich Landwirtschaft und Naturschutz nicht ausschliessen müssen. Die Zuversicht ist da, dass man im Gespräch Bäuerinnen und Bauern, die den Erhalt der Artenvielfalt bisher nicht als ihre Kernaufgabe erachtet haben, für ökologische Aufwertungsmassnahmen begeistern kann. Für weitere Projekte in dieser Art hat der Verein ein offenes Ohr. zvg


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