Zur Erinnerung an Berchthold V. flatterte die Zähringerfahne über dem Bergfried

  22.02.2022 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft

Am 18. Februar 2022 flatterte die Zähringerfahne über dem Bergfried des Burgdorfer Schlosses. Wird der rote Adler auf gelbem Grund gehisst, bedeutet dies normalerweise, dass sich die Bevölkerung auf einen besonderen Anlass im Schloss freuen darf. Am vergangenen Freitag wurde die Fahne jedoch anlässlich des 804. Todestags des letzten Zähringerherzogs Berchthold V. hochgezogen. Geboren um 1160 nach Christus, besiegte er in jungen Jahren den burgundischen Adel und erwies sich später – wie seine Vorfahren – als Pionier des Städtebaus. Er vollendete 1191 die Stadtgründung von Bern, baute die Stadt Thun aus und veranlasste um 1200 den Grossausbau von Schloss Burgdorf. Er starb am 18. Februar 1218 – und mit ihm die Hauptlinie der Zähringer. Berchthold V. hinterliess die kinderlose Witwe Clementia von Auxonne, die ein trauriges Schicksal erlitt. Sie wurde von ihren Schwagern gewaltsam gefangengesetzt. Das reiche Witwengut mit dem Schloss Burgdorf blieb ihr vorenthalten. Das Schloss gelangte schliesslich in den Besitz des Hauses Kyburg.
Die Zähringer waren ein bedeutendes Hochadelsgeschlecht mit grossem Einfluss vom heutigen Süddeutschland bis an den Genfersee. Sie machten sich einen Namen als Städtegründer, Burgenbauer, Kriegsherren, Kunstförderer und stifteten auch Klöster. Heute kennen und schätzen wir deutsche und schweizerische Zähringerstädte wie Bern, Freiburg im Breisgau oder Rheinfelden. Wir flanieren durch Zähringerstrassen, bewundern Zähringerdenkmäler und -brunnen. Auch Gebäude und Gasthäuser mit diesem Namen erinnern an das Geschlecht – ebenso wie die Fahnen der 12 Zähringerstädte. Wie alle Herrscher waren auch die Zähringer umstritten und sahen sich mit Gegnern konfrontiert So schrieb der Mönch Cäsarius von Heitersbach im hohen Mittelalter: Der Teufel im Höllenschlund des Berges Gyber (Vesuv) freue sich auf den Tod des Herzogs. Seine Seele werde im Höllenfeuer schmachten, er sei ein unmenschlicher Tyrann, ein Geizhals, ein Menschenfleischfresser und Verleugner des christlichen Glaubens.
Berchthold V. plante, das Schloss Burgdorf als südliches Zentrum eines geplanten zähringischen Territorialstaates zu etablieren. Wer weiss, wären die Zähringer nicht ausgestorben, hätte sich Burgdorf möglicherweise zu einer mächtigen Grossstadt entwickelt – mit einer Metrostation beim Kronenplatz und einem internationalen Flughafen in Utzenstorf …
Kurzum, Burgdorf verdankt den Zähringern ein einzigartiges Schloss mit reicher Geschichte. Übrigens wurde der Begriff Schloss erst ab dem 15. Jahrhundert verwendet. In alten Quellen ist von Castrum oder Festi die Rede.

zvg/mhs


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