Die Exekutive bleibt bürgerlich dominiert

  29.03.2022 Aktuell, Region, Politik

Am vergangenen Sonntag wählten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des Kantons Bern die Mitglieder des Regierungsrats und des Grossen Rats für die neue Legislaturperiode. Bereits am frühen Nachmittag, als die ersten Ergebnisse eintrafen, zeichnete sich ab, dass die parteipolitische Zusammensetzung der siebenköpfigen Regierung unverändert bleibt. Der Angriff der SP mit der Kandidatur des Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr auf den vakant werdenden Sitz von Beatrice Simon (Die Mitte) blieb erfolglos: «Die Mitte»-Politikerin Astrid Bärtschi aus Ostermundigen lag am Ende deutlich vor Fehr und sicherte damit die bürgerliche Mehrheit. Bärtschi konnte 109 733 Stimmen auf sich vereinen und erreichte das sechstbeste Resultat. Herausforderer Fehr landete mit 87 765 Stimmen abgeschlagen auf dem achten Rang und verpasste die Wahl damit deutlich um mehr als 16 000 Stimmen.
Erwartungsgemäss wurden alle bisherigen Exekutivmitglieder deutlich wiedergewählt. Das beste Resultat erzielte Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektor Christoph Ammann (SP) mit 122 356 Stimmen, dicht gefolgt von Philippe Müller (FDP) mit 121 085 Stimmen und Christine Häsler (Grüne) mit 120 981 Stimmen. Auch Pierre Alain Schnegg (SVP) und Evi Allemann (SP) schafften die Wiederwahl mit 117 143 beziehungsweise 115 757 Stimmen souverän. Christoph Neuhaus (SVP) erreichte 103 979 Stimmen und klassierte sich damit hinter der frischgebackenen Regierungsrätin Bärtschi, die ohne Bisherigen-Bonus antrat. Sein eher schlechtes Abschneiden lässt sich vermutlich auf Kritik an Missständen in der von ihm geleiteten Bau- und Verkehrsdirektion zurückführen, die von verschiedener Seite artikuliert wurde – u.a. in Zusammenhang mit dem Umweltskandal Blausee.
Christine Grogg (EVP) erreichte 47 283 Stimmen, Casimir von Arx (glp) 41 369 Stimmen. Alle anderen Kandidierenden lagen weit abgeschlagen zurück.


Grossratswahlen: SP verliert, grüne Welle ebbt nicht ab
Die SVP bleibt mit einem Wähleranteil von 25,8 Prozent (–0,9 Prozent) die stärkste Kraft im Parlament des Kantons Bern, muss aber Federn lassen. Sie verliert zwei Mandate und ist künftig mit 44 Sitzen im 160-köpfigen Grossen Rat vertreten. Eine Schlappe erlitten die Sozialdemokraten: Sie verlieren insgesamt sechs Sitze und stellen noch 32 Grossrätinnen und Grossräte. Die SP erreicht einen Wähleranteil von 18,9 Prozent (–3,3 Prozent). Im Aufwind befinden sich die Grünen, welche 12,7 Prozent (+2,7 Prozent) der Wählerstimmen auf sich vereinen konnten: Sie erobern fünf zusätzliche Mandate und bilden mit 19 Sitzen neu die drittstärkste Fraktion, noch vor der FDP. Der Freisinn verliert bei einem Wähleranteil von 11,3 Prozent (–0,4 Prozent) zwei Sitze und entsendet 18 Abgeordnete in den Grossen Rat. Die Grünliberalen legen dagegen massiv zu. Sie vermochten ihren Wähleranteil um 2,9 Prozent auf 9,8 Prozent zu steigern. Sie erobern fünf zusätzliche Mandate und sind mit 16 Parlamentarierinnen und Parlamentariern die fünftstärkste Kraft. Die Partei «Die Mitte», hervorgegangen aus der Fusion von BDP und CVP, bleibt mit zwölf Mandaten relativ stabil (–1 Sitz), rutscht in der Gunst der Wählerinnen und Wähler aber von 9,4 Prozent auf 7,4 Prozent ab. Die EVP ist bei einem Wähleranteil von 5,6 Prozent (–0,6 Prozent) neu mit neun Grossrätinnen und Grossräten (–1 Sitz) im Parlament  vertreten. Die EDU erreicht mit einem Wähleranteil von 4 Prozent (+0,4 Prozent) sechs Sitze (+ 1 Mandat). Die PSA büsst mit 0,3 Prozent (–0,4 Prozent) einen Sitz ein und stellt eine Abgeordnete. Drei weitere Mandate entfallen auf Kleinstparteien. Die Sitzverteilung im Grossen Rat sieht damit wie folgt aus: SVP 44 Sitze, SP 32 Sitze, Grüne 19 Sitze, FDP 18 Sitze, glp 16 Sitze, Die Mitte 12 Sitze, EVP 9 Sitze, EDU 6 Sitze, PSA 1 Sitz, Diverse 3 Sitze.
Die Gesamterneuerungswahlen vermochten die Bevölkerung nicht in Scharen an die Urne zu locken. Die Stimmbeteiligung bei den Regierungsratswahlen lag lediglich bei 31,2 Prozent, bei den Grossratswahlen bei 31,9 Prozent.
 
Status quo im Wahlkreis Emmental
Im Wahlkreis Emmental, in dem 15 Sitze zu vergeben waren, kam es zu keinen Verschiebungen. Sämtliche Parteien verteidigten ihre Sitze, alle Bisherigen wurden wiedergewählt. Die besten Resultate erzielten Ueli Gfeller, Schangnau, mit 6051 Stimmen, Andrea Gschwend-Pieren, Kalt­acker, mit 5937 Stimmen, Walter Sutter, Langnau, mit 5766 Stimmen und Alfred Bärtschi, Lützelflüh, mit 5345 Stimmen (alle SVP), gefolgt von der SP-Frau Andrea Rüfenacht, Burgdorf, die 4861 Stimmen auf sich vereinte. Neu gewählt wurden der Landwirt Ruedi Fischer (SVP) aus Bätterkinden, Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten, und die in der Stadt Bern wohnhafte Historikerin Anna de Quervain (Grüne). Aus dem Wahlkreis Emmental entsendet die SVP damit sechs Abgeordnete ins Rathaus nach Bern, SP und Die Mitte je zwei, FDP, EDU, EVP, glp und Grüne je eine Person.

Wahlkreis Mittelland-Nord:
SP verliert zwei Sitze
Im Wahlkreis Mittelland-Nord waren 22 Sitze zu vergeben. Die SP verliert von ihren sechs bisherigen Sitzen zwei Mandate. Abgewählt wurden Mirjam Veglio, Zollikofen, und Daniel Wyrsch, Jegenstorf. Die SVP bleibt wählerstärks­te Partei, verliert aber ebenfalls einen Sitz: Aliki Panayides, Geschäftsführerin der SVP des Kantons Bern, ist künftig nicht mehr im Rat vertreten. Grüne und Grünliberale gewinnen je einen Sitz, genauso wie die EVP. Die FDP verteidigt ihre drei Sitze erfolgreich, Die Mitte kann ihre zwei Mandate ebenfalls halten. Die Sitzverteilung sieht wie folgt aus: SVP 5 Mandate (–1 Sitz), SP 4 Sitze (–2 Sitze), Grüne und glp je 3 Sitze (je +1 Sitz), FDP ebenfalls 3 Sitze, Die Mitte 2 Sitze, EVP 2 Sitze (+1 Sitz). Das beste Resultat erreichte Lydia Baumgartner, SP, mit 9809 Stimmen.


Markus Hofer

 

Wahlkreis Emmental: Gewählt sind: EDU: Tanner Ernst (bisher), 3382 Stimmen. – FDP Unteres Emmental: Elsaesser Michael (bisher), 2750 Stimmen. – EVP: Bossard-Jenni Tabea Natanja (bisher), 2843 Stimmen. – Die Mitte, Unteres Emmental: Rappa Francesco Marco (bisher), 3848 Stimmen. – Die Mitte, Oberes Emmental: Rothenbühler Jürg (bisher), 3478 Stimmen. – SVP Unteres Emmental: Gschwend-Pieren Andrea (bisher), 5937 Stimmen; Fischer Ruedi, 4673 Stimmen; Aebi Markus (bisher), 4581 Stimmen. – SVP Oberes Emmental: Gfeller Ueli (bisher), 6051 Stimmen; Sutter Walter (bisher), 5766 Stimmen; Bärtschi Alfred (bisher), 5345 Stimmen. – SP und Gewerkschaften, Frauen: Rüfenacht Andrea (bisher), 4861 Stimmen. – SP und Gewerkschaften, Männer: Berger Stefan (bisher), 4000 Stimmen. – glp Emmental: Ritter Michael (bisher), 2290 Stimmen. – Grüne Emmental: de Quervain Anna, 3011 Stimmen.

 

Wahlkreis Mittelland-Nord: Gewählt sind: Die Mitte: Herren-Brauen Anita (bisher), 5628 Stimmen; Bärtschi Mosimann Astrid, 5219 Stimmen (für die gewählte Regierungsrätin Bärtschi wird Riem Bernhard, bisher, 4910 Stimmen, nachrutschen). – SVP: Bichsel Daniel (bisher), 9302 Stimmen; Hebeisen-Christen Annegret (bisher), 8355 Stimmen; Salzmann Peter (bisher), 8346 Stimmen; Wenger Kurt (bisher), 7516 Stimmen; Schilt Walter (bisher), 7457 Stimmen. – Grüne: Vanoni Bruno (bisher), 5179 Stimmen; Gerber Thomas (bisher), 5103 Stimmen; Dubler Elisabeth, 4878 Stimmen. – EVP: Steiner Hanspeter (bisher), 2851 Stimmen; Leuenberger Simone Kaja, 1843 Stimmen. – SP, JUSO und Gewerkschaften, Männer: Müller Stefan Bänz (bisher), 6512 Stimmen. – SP, JUSO und Gewerkschaften, Frauen: Baumgartner Lydia (bisher), 9809 Stimmen; Fisli Karin (bisher), 9593 Stimmen; Hässig Kornelia (bisher), 9355 Stimmen. – glp: Gasser Melanie (bisher), 4571 Stimmen; Stucki Barbara (bisher), 4172 Stimmen; Vögeli Tobias, 3091 Stimmen. – FDP: Arn Daniel (bisher), 6321 Stimmen; Lack Stephan, 4808 Stimmen; Plüss-Zürcher Sibylle, 4301 Stimmen.




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