Heisse und trockene Tage für die Region

  26.07.2022 Aktuell, Foto, Gesellschaft

Es sind sehr heisse und trockene Tage, welche es momentan auszuhalten gilt. Bei der einfachsten Tätigkeit gerät man momentan ins Schwitzen, einzig ein Sprung in kaltes Wasser vermag die Gemüter zu kühlen. Die Hitze und Trockenheit haben einen grossen Einfluss auf den Alltag. Die Zeitung «D’REGION» sprach mit diversen Personen über die jeweiligen ganz verschiedenen Auswirkungen und Einflüsse, welche die Trockenperiode verursacht.

Gefahr von Feuer und Hochwasser
Ein schöner und warmer Sommer lädt dazu ein, an der Emme baden zu gehen. Für viele ist die Sommerzeit gleichbedeutend mit Grillzeit. Jedoch sind die Böden und Pflanzen aufgrund der Hitze und des fehlenden Niederschlags momentan sehr trocken. Ein Funke wird daher noch schneller zu einem Brand, ein Gewitter kann, wie vor wenigen Wochen die Emme, einen Fluss schnell zu einer wuchtigen und mitreissenden Flut anschwellen lassen. Bei der Feuerwehr Burgdorf ist man sich der Gefahren bewusst. «Bei uns herrscht aufgrund der Trockenheit und Hitze eine höhere persönliche Aufmerksamkeit», versichert Martin Rutschi, Leiter der Feuerwehr Burgdorf. Momentan sei die Feuerwehr Burgdorf jedoch noch nicht vermehrt aufgrund der vorherrschenden Bedingungen alarmiert worden. «Wir haben keine besonderen Vorbereitungen getroffen, die Alarmierung erfolgt standardmässig», so Rutschi.
Die Bilder der flutartigen Emme sind wohl noch in den Köpfen vieler Menschen. In einem solchen Fall erfolgt der Einsatz gemäss der Notfallplanung «Hochwasser Emme». Diese Alarmierung erfolgt anhand der Messstelle des Bundes in Emmenmatt. Wird diese ausgelöst, dauere es etwa eine Stunde und 15 Minuten, bis das Wasser in Burgdorf angelangt sei. «Tritt dies ein, werden die Ufer der Emme von uns abgefahren und die Personen gewarnt respektive dazu aufgefordert, den Gefahrenbereich umgehend zu verlassen», so der Feuerwehrkommandant.
Der Nationalfeiertag der Schweiz am 1. August steht bevor. Traditionsgemäss kommt dabei jeweils auch ganz viel Feuerwerk zum Einsatz. Rutschi empfiehlt für dieses Jahr, auf den Kauf von Feuerwerk zu verzichten. Momentan gilt im ganzen Kanton Bern im Wald und in Waldesnähe ein Feuerverbot. Die Risiken sind beim Zünden von Feuerwerk dieselben.
Auf ein leckeres Essen vom Grill muss jedoch nicht verzichtet werden. Es gilt dabei allerdings, vorsichtig zu sein. «Auch die Pflanzen in den Privatgärten sind trocken und können durch Funkenflug schnell einen gefährlichen Brand auslösen», weiss Rutschi. Es gelte, die Distanzen zu beachten. Gemäss offizieller Angaben beträgt der Mindestabstand eines Feuers zu Wald, Getreidefeldern und Hecken mindes­tens 50 Meter.
Um einem Brand bei der privaten Grillparty vorzubeugen, empfiehlt der Major der Feuerwehr Burgdorf zudem, auf den Funkenflug zu achten, das Feuer in der Feuerstelle stets mit genügend Wasser zu löschen und quasi zu «ertränken». «Holzkohle sollte man nach dem Grillieren zudem während mehreren Tagen auskühlen lassen. Die Holzkohle kann beispielsweise in einen feuerfesten Blechkübel geschüttet werden. Diesen sollte man dann zugedeckt und im Freien während mehreren Tagen auskühlen lassen.» Schliesslich könne Holzkohle Gluten während mehreren Tagen weitertragen, besonders wenn Wind herrsche, weiss der Experte.

Angespannte Lage für die Landwirtschaft
Trockene Böden und fehlender Niederschlag haben auch auf die Landwirtschaft grossen Einfluss. «Die Lage ist derzeit angespannt, aber noch nicht dramatisch», sagt Karin Oesch, Geschäftsführerin des Berner Bauern Verbandes. Vereinzelt gebe es durch Gewitter zwar Niederschlag, oftmals sei dieser jedoch zu gering, um die Situation zu entspannen, so Oesch. Entscheidend für die Landwirtinnen und Landwirte seien jedoch allen voran auch die Böden: «Auf leichten Böden mit wenig Wasserspeicherungsvermögen ist die Lage sehr kritisch, auf schwereren Böden etwas weniger schlimm.» Glücklicherweise sei Getreide und Raps bereits geerntet worden, bevor die grosse Trockenheit einsetzte, sagt die Expertin. Kulturen wie Zückerrüben, Kartoffeln oder Mais, welche momentan noch auf den Feldern stehen, würden jedoch stark leiden. «Die Hitze und Trockenheit führen dazu, dass das Knollenwachstum bei Kartoffeln beispielsweise temporär eingestellt wird. Daher ist die Bewässerung unverzichtbar.» Gerade bei «heiklen» Kulturen, wie dem Eisbergsalat etwa, sei die Bewässerung essenziell. «Gefährlich wird es da, wo das Wasser knapp ist und die Bewässerung nicht mehr gewährleistet werden kann», sagt Oesch. Angaben zu allfälligen, noch nicht abzuschätzenden Ernteeinbussen bei den noch auf den Feldern stehenden Kulturen können momentan keine gemacht werden, sagt sie weiter.
Während die Bewässerung kurzfristig vor einem Ernteausfall schützen soll, gibt es unterschiedliche Überlegungen und Herangehensweisen mit Blick auf einen langfristigen Zeitraum. «Es werden gemeinsame Bewässerungsprojekte realisiert mittels Wasserquellen, welche auch in trockenen Jahren genutzt werden können. Zusätzlich sollen die Felder mit Bodensonden ausgestattet werden, damit noch gezielter bewässert werden kann.» Weiter sei auch die Wasserspeicherung ein wichtiger Aspekt. Nebst dem Bewässerungsmanagement gebe es verschiedene Thematiken, die bei einer solchen Hitze- und Trockenheitsperiode wie aktuell helfen sollen. So seien etwa die Züchtung und Anpflanzung von hitzetoleranteren Pflanzensorten oder die angewandte Anbautechnik wichtige Punkte im langfristigen Blick.
«Damit der Boden besser Wasser speichern kann, werden bodenkonservierende Verfahren angewendet. Der Boden wird dabei möglichst wenig bewegt, also nicht gepflügt oder gehackt, sodass er möglichst gut bedeckt ist, wodurch der Humusaufbau gefördert wird.» Dies stehe aber im Zielkonflikt mit der angestrebten Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Denn werde auf diese verzichtet, müsse der Boden gehackt werden, wodurch er eben bewegt werde.
Auch wenn viele Landwirtinnen und Landwirte auf Regenwetter in absehbarer Zeit hoffen, so seien sie sich doch gewohnt, sich dem Wetter anzupassen und mit der Natur zu arbeiten. «Die Bewässerung, welche meist in der Nacht oder am frühen Morgen erfolgt, bedeuetet aber eine Mehrbelas­tung. Auch wenn zusätzlich Futter oder Wasser organisiert werden muss, erfolgt ein Mehraufwand», so Oesch. Doch belastender für die Stimmung der Landwirtinnen und Landwirte als die Hitze und Trockenheit seien momentan eher die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, welcher für sie einen hohen Preisdruck und hohe Hilfsmittelkosten bedeuten würden.

Auch für Tiere herausfordernd
Die hohen Temperaturen können auch für Tiere unangenehm sein. Bei der Tierklinik Curavet AG in Burgdorf behandle man momentan aber nicht vermehrt Tiere, welche aufgrund der Hitze eine tierärztliche Behandlung nötig haben, wie Dr. med. vet. Christine Wampfler sagt. «Die meisten Tierbesitzer verhalten sich richtig und wissen, dass die Hitze auch ihren Tieren zu schaffen macht», so die Tierärztin. Hunde sind sehr hitzeempfindlich, da sie nur an den Pfoten schwitzen und sie über ein dichtes Fell verfügen. «Die Abkühlung erfolgt bei ihnen durch intensives Hecheln oder durch das Abliegen auf einen kühlen, feuchten Untergrund», weiss Wampfler. Anders hingegen sind die Katzen. «Sie sind weniger hitzeempfindlich und bewegen sich autonom und instinktiv bei hohen Temperaturen.» «Andere Haustiere wie etwa Kaninchen oder Meerschweinchen besitzen ebenfalls keine Schweissdrüsen, weshalb beispielsweise Aussengehege an der prallen Sonne gefährlich sein können. Es gilt, genügend Schattenplätze zu ermöglichen», so die Expertin.
Anzeichen für eine Überhitzung bei Hunden seien starkes Hecheln, Unruhe, rote Schleimhäute und das aktive Suchen nach einem kühlen Platz. «Bei einem Hitzschlag wird das Tier zunehmend schwach, die Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad.» Bemerke man, dass der Hund Mühe hat, solle man sofort einen kühlen Ort aufsuchen und ihn in nasse Tücher einwickeln. Anschliessend empfehle sich, den Vierbeiner kühl (nicht ganz kalt) abzuduschen. Dabei solle man bei den Gliedmassen beginnen und erst danach den ganzen Körper und Nacken abduschen, rät Wampfler. Wenn die Symp­tome nicht verschwinden, da die Körpertemperatur nicht auf ihre normale Höhe von 38 bis 39 Grad absinkt, gilt es, eine Tierärztin oder einen Tierarzt zu konsultieren.
Um einen solchen Hitzschlag präventiv zu verhindern, solle der Spaziergang zudem in den frühen Morgen oder späten Abend verlegt werden. «Tagsüber sollte weiter auf grössere Aktivitäten verzichtet werden, dem Tier  die Möglichkeit gegeben werden, sich stets an einen kühlen Ort zurückziehen zu können sowie an genügend frisches Trinkwasser zu gelangen», so der Rat der Tierärztin. Zudem sollte man die geliebten Haustiere niemals im Auto zurücklassen, auch nicht bei geöffneten Fenstern.
So unterschiedlich die Einflüsse und Auswirkungen der Hitze- und Trockenheitsperiode sind, in einem Punkt sind sich wohl alle einig: So schön sommerliche Temperaturen sind, ein paar Grad Celsius weniger auf dem Thermometer und ein wenig mehr Niederschlag wären wünschenswert.


Joel Sollberger


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