Mit dem Velo um die Welt

  03.08.2022 Aktuell, Foto, Krauchthal, Sport

Der Krauchthaler Aschi Salzmann ist bekannt dafür, mit dem Velo weite Distanzen zurückzulegen, weit über die Landesgrenzen hinaus. Zum heutigen Zeitpunkt sind es ganze 33 Länder, welche der 58-Jährige mit dem Zweirad bereiste. Nun steht eine weitere Reise an. Am 12. August 2022 steigen Salzmann, vier weitere Velofahrer sowie zwei Begleitpersonen in das Flugzeug, welches sie in den Westen der USA, genauer nach San Francisco in Kalifornien, bringt. Vier Tage später, am 16. August 2022, startet die Velotour in Richtung Osten des Landes bei der weltberühmten Golden Gate Bridge. Über die Rocky Mountains, wo es Tausende von Höhenmetern zu bewältigen gilt, führt die Reise über Salt Lake City zum ersten Zwischenziel, Chicago. Nach einem Abstecher nach Toron­to in Kanada wird schliesslich die Fahrt in Richtung der Weltmetropole New York City, mit dem Ziel beim Ground Zero, aufgenommen. Dort angekommen, wird die Gruppe um Salzmann rund 5750 Kilometer und mehr als 20 000 Höhenmeter, verteilt auf rund 260 Stunden auf dem Velosattel, zurückgelegt haben. Nebst dieser sportlichen Mammutleistung soll sich am 4. Oktober 2022 in New York für Salzmann der Kreis schliessen. In der Millionenstadt angekommen, wird er in Etappen verteilt mit dem Fahrrad einmal um die ganze Welt gefahren sein. Von Krauchthal nach Krauchthal ergibt das unglaubliche 21 125 Kilometer!

Veloferien als Ausschlag
«Es war nie der Plan, eine solche Welt­umrundung zu absolvieren, sondern hat sich nach verschiedenen Reisen nun so ergeben und angeboten», meint der Familienvater. Im Jahr 2016 fuhr er vom Roten Platz in Moskau nach Peking, zwei Jahre später von Ulan Ude via Wladiwostok bis nach Tokio. Von Lissabon bis Tokio hat Salzmann auf dem Velosattel mittlerweile alles «erfahren». Der Ursprung für die kilometerlangen, grenzüberschreitenden Veloreisen wurzelt aber in einem kleineren Rahmen. «Gemeinsam mit meinem Schwiegervater machte ich jeweils einmal pro Jahr eine Woche Ferien, in welchen wir mit dem Velo durch die Schweiz fuhren», erinnert sich Salzmann. Er sei schon immer ein Bewegungsmensch gewesen, in jüngeren Jahren sei er viel gerannt. Durch den Schwiegervater entdeckte er schliesslich die Faszination für das Fahrrad. «Es geht weniger in die Knie als Rennen. Zudem schätze ich die Zeit, welche man für sich selbst hat, wodurch ich abschalten kann», führt der Bauleiter aus. Im Jahr 1999 erlitt Salzmann eine Lungenembolie. Im Spitalbett machte er sich zum Ziel, einmal mit dem Velo bis ans Meer zu fahren. Als es ihm gesundheitlich zum Glück wieder besser ging, setzte er sein Ziel um und fuhr nach Genua bis ans Mittelmeer. Dieser ersten Veloreise ins Ausland sollten noch viele weitere folgen. «Damals ging ich einfach drauflos, es war sicher auch eine gewisse Portion Naivität dabei», so der Krauchthaler.


Gelassen und doch aufgeregt
Tausende Kilometer später geht Salzmann die bevorstehende Reise gelassen an. Allfällige Pannen am Velo wisse er zu reparieren. «Ich habe stets ein kleines Rucksäckchen dabei, in welchem ein kleiner Teil Werkzeug sowie Kabelbinder und Ähnliches sind, um kleinere Pannen zu beheben.» Zudem sei man als Team unterwegs, wobei gegenseitige Unterstützung und Hilfe selbstverständlich seien. «Und bei grösseren Pannen oder Schwierigkeiten haben wir immer noch das Rückwärtige, bestehend aus zwei Begleitpersonen in einem Wohnmobil.» Mit Blick auf die ersten längeren Veloreisen sei heutzutage auch das Material viel besser. «Bei meiner Reise durch Sibirien musste ich nicht einmal die Reifen wechseln», untermauert Salzmann. Auch in sportlicher, konditioneller Hinsicht seien er, der momentan mindestens dreimal pro Woche auf den Sattel steige, sowie seine Mitfahrer gut vorbereitet. Trotzdem kribble es wenige Tage vor dem Start im Bauch. Alleine organisatorisch stecke viel Arbeit und Zeit in der Planung und Vorbereitung einer solchen Tour. Aufgrund der Coronapandemie musste die bereits gebuchte Reise im vergangenen Jahr abgesagt werden, so Salzmann. «Auch der Gedanke an die Aufgabe des ganzen Gepäcks und Sperrguts beim Flughafen macht mich ein wenig nervös», gesteht er. «Ich bin froh, wenn ich im Flieger sitze und es losgeht», sagt der passionierte Radfahrer weiter. «Der Start all dieser Velotouren ist jedes Mal hart, da er mit dem Abschied von der Familie verbunden ist. Ich habe dann jeweils schon ein schlechtes Gewissen», so der Vater zweier Töchter. Daher sei er für das Verständnis und die Unterstützung, welche er von seiner Familie erhalte, umso dankbarer.

Fokussiert geniessen
Die von Salzmann absolvierten Veloreisen beinhalten nebst der sportlichen Betätigung auch Einblicke in wunderschöne Landschaften und andere Kulturen. «Auf dem Velo fährt man mit einer angenehmen Geschwindigkeit, welche es ermöglicht, die Umwelt in voller Bandbreite zu erfahren und wahrzunehmen. Man riecht, sieht und schmeckt die Umgebung förmlich», so der Reisebegeisterte. Das Velofahren sorge jeweils für eine spezielle, eigene Dynamik. Man verbringe viel Zeit mit sich selbst und den eigenen Gedanken. Dennoch braucht es für die Tour von San Francisco nach New York den nötigen Fokus. Das Physische könne in der Schweiz antrainiert werden, entscheidend bei der Bewältigung der angepeilten Kilometer seien aber der Kopf und das Mentale. Die Gruppe habe sich ein klares Ziel, das Erreichen des Ground Zero in New York, gesetzt. Dementsprechend werde auch der Fokus gesetzt. «Es geht uns nicht darum, die grossen Städte zu besuchen oder Sightseeing zu betreiben. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Velofahren.» Nichtsdes­totrotz seien insgesamt acht Ruhetage eingeplant, welche sicher auch für Ausflüge oder Besichtigungen genutzt werden können, sagt Salzmann.
Ein Tag auf einer solchen Tour sei eigentlich ziemlich einfach zu erklären. «Jeder aus unserer Gruppe hat am Morgen seine eigene Routine. Mir reicht ein Stück Brot und ein Kaffee, ehe es aufs Velo geht. Ich hoffe dann jeweils auf ein baldiges Beizli», lacht er. Ansons­ten werde rund neun Stunden Rad gefahren. Spätes­tens am Abend erfolgen dann der gegenseitige Austausch, die Verarbeitung des Erlebten sowie die Planung des nächsten Tages. In Anbetracht der hohen Temperaturen werde man wohl vermehrt frühmorgens starten, so die Prognose von Salzmann. Seine Reisen dokumentiert er in einem Tagebuch. «Wie erwähnt hat man auf dem Velo viel Zeit für seine Gedanken.» Jeweils wenige Monate nach seinen Veloreisen erzählt Salzmann an Vorträgen in Krauchthal von seinen Erlebnissen. Dies ist auch für den Frühling 2023 so angedacht.

Respekt
Auf den vielen unterschiedlichen Touren und Reisen durch diverse Länder sei es jeweils wichtig, den Menschen, welche man trifft, den nötigen Respekt entgegenzubringen. Auch wenn die Kultur in den USA der hiesigen ähnlich ist. «Angst hatte ich bei all den Velotouren eigentlich nie. Mit dem Velo kommt man immer gut an, man wirkt nicht gefährlich», sagt Salzmann schmunzelnd. Er habe mit einigen wenigen Ausnahmen stets positive Erfahrungen gemacht.
Mit der angestrebten Weltumrundung stellt sich die Frage, ob bei Salzmann denn der Reiz für weitere Veloreisen noch vorhanden sei. Woraufhin er nach kurzer Überlegung meint, dass es noch viele Länder zu bereisen gebe. Der Reiz werde folglich immer noch vorhanden sein. Die Neugier auf neue Länder und Kulturen sei immer noch gross. «Essen, schlafen und trinken kann man überall auf der Welt, auch ohne die Sprache zu kennen», schwärmt Salzmann. Wir ergänzen: Essen, trinken, schlafen und Velo fahren kann man überall auf der Welt, wie die Geschichte von Aschi Salzmann eindrücklich zeigt.

Joel Sollberger


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