Grosse Freude an Präzision und Holz

  21.12.2022 Aktuell, Foto, Gesellschaft

Wer mit Bruno Schreyer über seine Leidenschaft spricht, bemerkt schnell einmal ein Glänzen in seinen Augen. Der 77-Jährige stellt in seiner Werkstatt in Rüegsauschachen die unterschiedlichsten Dinge her – von Dekorationsartikeln über Pfeffermühlen und Dosen bis hin zu seiner neusten Kreation, einen Wursthobel. Gemeinsam ist all diesen Produkten, dass sie zum einen bei der Herstellung grösste Präzision erfordern und aus Holz bestehen. Wiederum ist jede einzelne Pfeffermühle, Wursthobel oder Dose mit oder ohne Deckel ein Unikat. «Mich faszinieren das Holz selbst sowie die exakte Arbeitsweise. Die Herstellung der Produkte bereitet mir grosse Freude», so Bruno Schreyer.

Vom Beruf zum Hobby
Wann seine Leidenschaft für die handwerkliche Bearbeitung von Holz ihren Lauf nahm, kann der Rüegsauer genau so exakt beantworten, wie er arbeitet: «Der Anfang liegt im Jahr 1960, denn damals begann ich meine Lehre zum Modellschreiner.» Später lautete die Berufsbezeichnung dann technischer Modellbauer. Als solcher fertigte Schreyer Modelle für Gussteile von diversen Maschinenfabriken. «Bei Modellen für Motorblöcke dürfen keine Abweichungen entstehen. Die Bedeutung der Präzision wurde mir folglich schon früh bewusst», schmunzelt Schreyer. Er gründete schliesslich sein eigenes Unternehmen, Modellbau Schreyer, und war während über 40 Jahren selbstständig. «Ich mochte meinen Beruf stets, er brachte aber auch einen grossen Zeitaufwand mit sich. So hatte ich früher gar keine Zeit, um Pfeffermühlen oder Dekorationsartikel herzustellen», erklärt der frühere Modellbauer. Dies habe sich mit der Pension geändert. So wurde Schreyers einstiger Beruf zu seinem Hobby und seiner grossen Leidenschaft.


Akribie und Präzision
In seiner Werkstatt in unmittelbarer Nähe zu seinem Haus zeigt Schreyer anhand verschiedener Projekte auf, wie wichtig die Präzision ist. «Eine Abweichung von wenigen Millimetern kann ganze mechanische Funktionen wie beispielsweise beim Wursthobel verhindern. Zudem summieren sich solche Fehler dann in der Gesamtbetrachtung.» Daher sei eine genaue und präzise Arbeitsweise eine Voraussetzung für sein Schaffen. Nicht immer gelingen seine Vorhaben auf Anhieb, ärgern tue ihn dies jedoch nicht. «Generell probiere ich gerne Sachen aus. Da kann es durchaus sein, dass etwas nicht so klappt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Man lernt schliesslich nie aus», führt Schreyer aus. Verlor er bei so viel Akribie und Präzision, welche sein Hobby voraussetzt, denn nie die Geduld? «Nein, ich arbeite gerne etwas ‹pingelig›», meint er darauf lachend. Den Zeitaufwand für die Herstellung seiner Werke kann Schreyer nicht beziffern. «Gerade das Verleimen des Holzes ist wohl der zeitraubendste Teil.» Sicher ist, dass er viele Stunden in seiner Werkstatt beim Ausmessen, Schneiden, Bohren, Fräsen und Schleifen verbrachte. «Die Faszination für die handwerkliche Betätigung ist ungebrochen.»

Unterschiedlichste Kreationen
Die Ideen für seine Projekte, welche aus Holz der unterschiedlichsten Bäume wie beispielsweise Buchen, Linden oder Amerikanischen Nussbäumen bestehen, kommen ihm auf verschiedenen Wegen. Oftmals begegne er im Alltag einem Gegenstand, welchen er dann nachzubauen versuche. So kam die Inspiration für einen Dekorationsstern, als er auf einer Wanderung ein Schild entdeckte. Tor­tenteller fertigte er auf Anfrage seiner Schwiegertochter, ein «Mäucherstüehli» auf Hinweis einer Frau, welche dieses als Dekoration nutzte. Die Idee für einen Wursthobel kam ihm beim Gang zur Metzgerei. Bruno Schreyer lässt sich für seine Kunstwerke also von seiner Umwelt inspirieren. Und selbstverständlich spielen auch seine eigenen Vorlieben eine Rolle: «Ich sage natürlich auch nicht Nein zu einer leckeren Salami», lacht Bruno Schreyer. Umso praktischer, wenn man den Wursthobel dazu selbst herstellen kann.


Joel Sollberger


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