«King Lear» im Casino Theater Burgdorf

  21.02.2023 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Vereine

Das Meisterwerk «King Lear» schrieb William Shakespeare vor mehr als 400 Jahren. Die sprachgewaltige und bildstarke Tragödie gelte als Gipfel des Theaters, wie es die Veranstaltenden in ihrer Broschüre beschreiben. Das historische Theaterstück greift auf geschichtliche Ereignisse im 12. Jahrhundert zurück. Es ist zwar in die Jahre gekommen, hat seinen Sinn jedoch nicht eingebüsst. Der Regisseur Matthias Fankhauser hat dieser Situation Rechnung getragen und es der heutigen Zeit angepasst. Die Aktualisierung der Texte und Handlungen erfolgte in Zusammenarbeit mit dem bekannten Berner Autor und Theaterschaffenden Matto Kämpf.

Intrigen und Machtspiele
Bereits vor der Sommerpause sprachen der Regisseur und zwölf Darsteller/innen
über ihre Ideen zur Umsetzung des Werks. In der Version von Shakespeare fordert der abdankende König als letzten Akt die Unterwerfung seiner drei Töchter. In der aktuellen Theaterproduktion will der Besitzer eines Zementkonzerns sein Imperium an die drei Töchter übergeben, fordert dafür aber einen Liebesbeweis. Die Unehrlichen scheinen die Gewinnerinnen zu sein, doch sie verwickeln sich in Intrigen, hintergehen einander, jede auf ihren Vorteil bedacht. Die zwei Hunde des Unternehmers folgen den Befehlen ihres Herrn und singen den Situationen angepasste Lieder. Der Nachbar mit seinem serbelnden Käsereibetrieb vertraut dem hinterlis­tigen Sohn und vertreibt damit den loyalen. Der zukünftige Schwiegersohn des «Kings» präsentiert seine lokalen Baupläne, ein überdimensioniertes Tor zum Emmental, die «Porte de Dieu». Das Lokalkolorit findet Anklang beim Publikum, bringt Auflockerung in die freudlose Welt der Intrigen.
Die Geschichte handelt von Zerwürfnissen zwischen den Generationen und Geschwistern, die auf der Bühne oft lautstark ausgetragen werden. Die Darsteller/innen lassen sich von Macht und Besitz leiten. Sie setzen ihr Handeln über alle Vorstellungen von Moral, familiäre Bindungen verlieren ihren Wert.
Schlussendlich wird ein Reicher zum Bettler und ein Blinder zum Sehenden. Erst mit dem Tod des Eigentümers des Baustoffkonzerns können die zerstrittenen Protagonisten ihre eigenen Wege gehen. Zugegeben, die Äusserung «Die Welt ist eine Bühne, Frauen und Männer sind Schauspielende» scheint brutal, doch das Theaterstück zeigt erschreckende Parallelen zum realen Leben.
Nach gut 100 Minuten Bühnenpräsenz genossen die Schauspielenden und alle an der Produktion Beteiligten den kräftigen Applaus des begeisterten Premierenpublikums. «King Lear» ist wortgewaltig, genial adaptiert und gekonnt auf die Bühne gebracht.

Blick auf die Theatergruppe Burgdorf und den Regisseur Matthias Fankhauser
Der ehemalige Burgdorfer Matthias Fankhauser führte zum ersten Mal 2018/2019 Regie bei der Theatergruppe Burgdorf. An der Hochschule der Künste Bern machte er die Schauspielausbildung. Aktuell unterrichtet er als Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste. Er hatte Engagements an Schweizer Theatern, arbeitete in der freien Theaterszene und besetzte Rollen in verschiedenen TV-Filmen.
Die Theatergruppe Burgdorf wurde 1985 ins Leben gerufen. Seither brachte sie zahlreiche Stücke auf die Bühne. Stets wurden Profi-Regisseure engagiert, welche mit motivierten Darstellern/-innen die anspruchsvollen Produktionen in Hochdeutsch zur Aufführung brachten. Seit 2005 spielt die Theatergruppe auch in Dialekt.

Helen Käser

Weitere Spieldaten von «King Lear»:
Freitag, 24. Februar 2023, Samstag, 25. Februar 2023, und Mittwoch, 1. März 2023, jeweils 20.00 Uhr, Sonntag, 26. Februar 2023, 17.00 Uhr, im Casino Theater Burgdorf, Kirchbühl 14.
www.tgburgdorf.ch


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