«Röfes Plattesammlig» weckt Erinnerungen

  29.03.2023 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Gesellschaft, Region

«Röfe» lebt ein mittelmässiges Leben, etwas verstaubt, verheiratet, und auch da staubt’s ein wenig, denn an «Brige», seiner Angetrauten, findet er so gar nichts Liebliches mehr. Seit Kurzem ist er arbeitslos, nach 30 Jahren wegrationalisiert. Er lebt sein Leben, manchmal glücklich, öfters wehmütig. Er hätte sich vieles anders vorgestellt. Zufriedenheit findet «Röfe» in der Leidenschaft für seine Schlager-Plattensammlung, die er hegt und pflegt und im wahrsten Sinn des Wortes mit Samthandschuhen anfasst. Dort kann er sich ausleben und seinen verpassten Chancen nachtrauern. Auch seiner verpassten Jugendliebe Margrit.

Die gute alte Zeit
Das Wohnzimmer tapeziert «Röfe» mit den Konterfeis und Plattenhüllen der Schlagermusikstars der 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre und möbliert mit seiner umfangreichen Plattensammlung derselben Stars von damals. Staub setzt sich hier keiner an. Immer wieder führt sich «Röfe» die alten Hits zu Gemüte und mit jedem Auflegen einer schwarzen Vinylscheibe erklingt ein Stück Erinnerung an seine Vergangenheit. Er sitzt dazu im rustikalen Polstersessel, vor sich auf dem schmalen Holztisch seinen Plattenspieler, als nutze er ihn als Mischpult des Lebens, um Stück für Stück in seinen Jugendjahren zu schwelgen.
Ein tolles Bühnenstück genial
umgesetzt
Dann kommt der Moment, als seine Bühnenpartner in den Abend eingreifen und die Schlager als Livemusik, mit Gesang und einer ebenso bemerkenswerten schauspielerischen Leistung, zelebrieren. Ab dem ersten Lied hat das Publikum die alten Texte auch auf den Lippen und manch einer oder manch eine singt in Gedanken oder leise einfach mit, schunkelt und klatscht im Takt. Es ist diese besondere Magie, die einem zurückversetzt und gleichzeitig mitreisst. Lieder wie «Rote Lippen soll man küssen», «Ganz in Weiss», «Die kleine Kneipe», «Griechischer Wein» und viele mehr – man kennt sie einfach. Zumindest tat dies das Zielpublikum im Stadthauskeller, das etwa den gleichen Jahrgang hatte wie Heintje. Aber auch jüngere Musik- und Theaterbegeisterte mischten sich unter das Publikum, ebenso begeistert wie «Röfe» selbst. Dieser «Röfe», der sich schlussendlich trotz aller sehnsuchtsvollen (Musik-)Erinnerungen doch wieder mit «Brige» versöhnen will. Denn alles hat seine Zeit.

«Röfe» und Co.
Die sieben musikalischen Virtuosen füllten am vergangenen Freitag, 24. März 2023, nicht nur den knapp bemessenen Platz, den sie auf der eher kleinen Bühne hatten, aus. Es war auch das fesselnde Entertainment, das «Röfe» und seine Kollegen mitbringen, das Wesentliche und Detailreiche, das sie gekonnt in Szene setzen, das den ganzen Keller füllte.
«Röfes Plattesammlig» sind die Schauspieler, Sänger und Musiker Emanuel Gfeller (Schauspiel), Tobias König (Tenor und Saxofon), Roger Bucher (Bariton), Hanspeter Janzi (Posaune), Gyorgi Spasov (Akkordeon), Bernhard Bolliger (Gitarre) und Lorenz Bendel (Schlagzeug). Weitere Informationen unter www.roefes.ch.

Paul Hulliger


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