Staudenmann bodigt Wicki und gewinnt «Oberaargauisches»

  31.05.2023 Aktuell, Schwingen, Foto, Gesellschaft, Sport

Das Oberaargauische Schwingfest, verbunden mit den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Schwingklubs Kirchberg, begann am vergangenen Samstagmorgen bei prächtigem Sommerwetter. 7750 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten in der ausverkauften Arena fasziniert die spannenden Duelle im Sägemehl. Das hochkarätige Teilnehmerfeld garantierte Schwingsport vom Feinsten. Die einheimischen Oberaargauer wurden von der Berner Elite aus den anderen Gauverbänden sowie den Gästeschwingern aus dem Entlebuch – unter ihnen Schwingerkönig Joel Wicki – und dem Schwingklub Binningen herausgefordert.

Der erste Gang
Eine Paarung im ersten Gang stellte alle anderen Begegnungen in den Schatten. Die gegenwärtig wohl stärks­ten Schwinger des Landes, Joel Wicki und Fabian Staudenmann, gaben sich gleich im ersten Gang die Hand zum absoluten Highlight der diesjährigen Schwingersaison. König Joel Wicki aus Sörenberg musste seit seinem Triumph am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2022 in Pratteln keine Niederlage mehr einstecken. Er nahm in dieser Saison an drei Kranzfesten teil und feierte drei Siege. Der Mittelländer Fabian Staudenmann präsentierte sich bisher ebenfalls in bestechender Form und gewann zuletzt das Emmentalische und das Mittelländische Kranzfest.
Die beiden Kontrahenten griffen von Beginn weg kompromisslos an – die Spannung in der Arena war beinahe greifbar. Ab Gangmitte zeigte sich Staudenmann aktiver als sein Gegenüber. Es gelang dem Guggisberger allerdings nicht, Wicki auf den Rücken zu legen. Der Gang endete gestellt mit der Note 9 für beide Schwinger.
Folgende Spitzenschwinger entschieden die erste Paarung zu ihren Gunsten: Adrian Walther aus Habstetten bezwang Stefan Gäumann, Häutligen, mit einem herrlichen Kurz. Auch Lokalmatador Remo Käser aus Alchenstorf, dessen Auftritt nach seiner verletzungsbedingten Aufgabe am «Emmentalischen» vor zwei Wochen mit Spannung erwartet wurde, ging unter tosendem Applaus gegen Gastschwinger Erich Fankhauser, Hasle LU, als Sieger vom Platz. Er vollendete nach angezogenem Kurz am Boden zum gültigen Resultat. Zu guter Letzt blieb auch Schwingerkönig Kilian Wenger, Horboden, siegreich. Es gelang ihm, Adrian Odermatt, den Gast aus Liesberg, auf die Seite zu wuchten und schlussendlich mit einem Platt zu gewinnen.

Der zweite Gang
Im zweiten Gang sah sich König Wicki im Sägemehl dem jungen Emmentaler Mi­chael Moser gegenüber. Moser versteckte sich nicht, bot Wicki anfangs unerschrocken Paroli und begeisterte das Publikum mit seinem Mut. Schlussendlich setzte sich der Schwingerkönig aber mit einem Plattwurf nach rund zwei Minuten durch. Auch Dominik Roth, Biberist, behielt gegen Erich Fankhauser, Hasle LU, die Oberhand. Eine Überraschung gelang dem jungen Oberländer Ivan Thöni, der unter grossem Applaus Adrian Odermatt, Liesberg, auf den Rücken legte. Fabian Staudenmann wuchtete Marc Lustenberger, Hasle LU, mit einer platten Zehn ins Sägemehl. Einen Prestigesieg feierte Remo Käser, dem es nach diversen Attacken gelang, Schwingerkönig Kilian Wenger aufs Kreuz zu legen. Ebenfalls zum zweiten Mal siegreich war der Mittelländer Adrian Walther, der den Emmentaler Philipp Gehrig bodigte.

Der dritte Gang
Nach einem Gestellten und einer Niederlage feierte der abtretende Oberaargauer Stefan Studer seinen ersten Sieg gegen Raphael Steiner, Leissigen. Dominik Gasser, Süderen, blieb gegen Stephan von Büren, Zauggenried, siegreich. Eine attraktive Begegnung erlebten die Zuschauer zwischen Fabian Staudenmann und dem Sumiswalder Gustav Steffen, welche der erstere schlussendlich mit der Note 9,75 für sich entschied. Schwingerkönig Joel Wicki gewann am Boden gegen den Seeländer Dominik Roth. Remo Käser entschied das Duell gegen Ivan Thöni, Innertkirchen, nach hartem Kampf mit der Note 10 für sich. Ebenfalls platt gewann Adrian Walther, der Reto Thöni, Innertkirchen, bezwang.

Der vierte Gang
Ruedi Roschi, Oey, gewann gegen den Emmentaler Dominik Gasser mit der Note 10. Das Gleiche gelang Michael Moser, Biglen, der dem Oberländer Simon Graf die erste Niederlage zufügte. Ebenfalls eine Zehn erhielt Fabian Staudenmann, der Silvan Trittibach, Diemtigen, besiegte. Schwingerkönig Kilian Wenger triumphierte ebenfalls mit der Note 10 gegen Valentin Steffen aus Grünen. 9,75 Punkte  erhielt Remo Käser für den Sieg gegen David Lüthi, Bowil. Ein starkes Ausrufezeichen setzte Schwingerkönig Joel Wicki in der Spitzenpaarung gegen Adrian Walther. Mittels Übersprung bettete er den Mittelländer platt ins Sägemehl.

Der fünfte Gang
Die Spannung in der Schwingarena stieg von Minute zu Minute, da nun die alles entscheidende Phase begann. Kilian Wenger brachte sich mit einer glatten Zehn gegen Lukas Renfer, Riggisberg, in eine hervorragende Ausgangslage. Aber auch Fabian Staudenmann behielt die Nerven und bodigte den Emmentaler Christian Gerber, Röthenbach. Gleich anschliessend versuchte Michael Ledermann, Mamishaus, den Lauf von Schwingerkönig Joel Wicki zu bremsen, doch Wicki entschied den Gang am Boden zu seinen Gunsten. Lokalmatador Remo Käser bot sich die Gelegenheit, die Schlussgang-Qualifikation mit einem Sieg gegen Curdin Orlik, Thun, sicherzustellen. Die beiden Schwinger neutralisierten sich aber gegenseitig und es kam zu einem Gestellten.
Somit präsentierte sich die Ausgangslage wie folgt: Staudenmann führte mit 48,75 Punkten mit einem Viertel-Punkt Vorsprung auf das Trio Wicki, Wenger und Walther. Mit 48,25 Punkten folgte Remo Käser auf Rang 3. Das Einteilungsgericht entschied sich für die Schlussgangpaarung Staudenmann gegen Wicki.

Der sechste Gang
Remo Blatter aus Tscheppach, für den Schwingklub Kirchberg schwingend, sicherte sich mit dem Sieg über Sämi Gerber, Grindelwald, mit einer Zehn und hervorragenden 57,25 Punkten seinen ersten Kranz. Somit feiert der jubilierende Schwingklub Kirchberg nach langer Zeit wieder einen Neukranzer – herzliche Gratulation! Weiter sicherte sich Remo Käser mit dem Sieg über Reto Thöni den begehrten Kranz. Einen Kampf auf Biegen und Brechen lieferten sich Schwingerkönig Kilian Wenger und Adrian Walther. Die Partie endete trotz Angriffsversuchen von Wenger gestellt. Nun folgten zwei Begegnungen mit Oberaargauer Schwingern, die ihr letztes Schwingfest bestritten. Thomas Kropf duellierte sich mit Ivan Thöni – seine Angriffsbemühungen wurden schlussendlich mit einem Sieg im letzten Kampf belohnt. Mit 56,75 Punkten erhielt Kropf den Kranz. Auch der Utzenstorfer Stefan Studer bestritt gegen Lars Wälti, Dotzigen, seinen letzten Kampf. Mit einem Plattwurf und 54,25 Punkten verabschiedete sich Studer ebenfalls siegreich vom aktiven Schwingsport. Die beiden Oberaargauer wurden vor dem Schlussgang in der vollen Arena verabschiedet und hängten ihre Schwingerhosen unter tosendem Applaus an den berühmten Nagel beziehungsweise ans Brett.

Der Schlussgang
Im Schlussgang kam es zur Neuauflage Staudenmann gegen Wicki. Die Ausgangslage war klar: Es brauchte einen Sieger, von einem Gestellten hätte Lokalmatador Remo Käser profitiert. Die beiden Giganten boten Schwing­sport der Extraklasse und begeisterten die Festbesuchenden von der ersten Sekunde an. Die Entscheidung zugunsten des Guggisbergers fiel nach 9 Minuten und 45 Sekunden. Staudenmann, der in den letzten Minuten am Drücker war, gelang es, Wicki am Boden in der Grittelen aufzureissen und platt ins Sägemehl zu wuchten. Der Festsieger des Oberaargauischen Schwingfests 2023, der vom Publikum mit viel Jubel gefeiert wurde, heisst verdientermassen Fabian Staudenmann. Den zweiten Platz belegte Remo Käser.
Neben dem Schwingsport genoss das Publikum in Kirchberg auch die attraktiven Rahmenprogramme. Am Pfingstmontag zeigten die Jungschwinger in der Arena ihr Können.

Markus Hofer / zvg

Gesamte Rangliste unter esv.ch/ranglisten/?anlass=4595.

 


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