Gemeindeversammlung Utzenstorf mit Ehrung der Dorfhistorikerin

  29.06.2023 Aktuell, Foto, Kultur, Utzenstorf, Gesellschaft, Politik

An der Gemeindeversammlung vom Mittwoch, 21. Juni 2023, begrüs­ste Daniel Gast, Leiter der Gemeindeversammlung, die Stimmberechtigten und die Gäste. Er führte durch die verschiedenen Traktanden, die alle einstimmig genehmigt wurden.

Ein grossartiges Lebenswerk: Hintergründe und Geschichte von Utzenstorf
Beat Singer, Ressort Gemeindeführung, ehrte die Lokalhistorikerin Barbara Kummer-Behrens mit einer Laudatio. Er rühmte ihre Leistungen für Utzens­torf, fürs Emmental und für viele Familien, die sie auf der Spurensuche ihrer Familiengeschichten unterstützte.
Barbara Kummer-Behrens kam 1942 in Hannover zur Welt. In den Kriegswirren des Zweiten Weltkrieges zog die Familie nach Argentinien. Durch den frühen Tod von Barbaras Kummer-Behrens Vater ging die Mutter mit ihren vier Kindern nach sechs Jahren zurück nach Deutschland. Genau vor 60 Jahren reiste Barbara Kummer-Behrens als Dolmetscherin nach Utzenstorf, wo sie bei Linotex für die spanische Kundschaft übersetzte. Diese Arbeit wollte sie ein Jahr lang machen, doch es kam anders. Die Liebe zu Landwirt Hansueli
Kummer, die spätere Heirat und ihre drei Söhne, die sie gebar, boten ihr Heimat. Die agile und wissenshungrige junge Frau besuchte die bäuerliche Haushaltungsschule auf dem Schwand, um nachher als Lehrmeisterin und Bäuerin den grossen Haushalt bewältigen zu können.
Als Mitglied des Landfrauenvereins äusserte sie die Idee, statt einer Handarbeits-Ausstellung eine Präsentation mit alten Fotos von Utzenstorf zu organisieren. Das war der Anfang ihrer Karriere als Dorfhistorikerin.
Aus der Präsentation entstand ein Fotobuch über ihre Wohngemeinde. Barbara Kummer-Behrens war Mitbegründerin des Vereins Gotthelf-Fonds und später der Jeremias Gotthelf Stiftung Lützelflüh. Weitere Engagements galten dem Schloss Landshut und Projekten im Bereich des Naturschutzes. Sie half bei der Digitalisierung alter Filme mit, setzte sich für den Erhalt eines alten Speichers im Dorf ein, organisierte eine Ausstellung von Sasha-Puppen und machte Führungen im Dorf.
Mit ihrem Wissen und ihren Recherchen in Archiven, Museen und der Staatsbibliothek unterstützte Barbara Kummer-Behrens diverse Anlässe und Ausstellungen. Sie hat die Geschichte Utzens­torfs erforscht und findet auch heute immer wieder Themen, denen noch niemand gründlich nachgegangen ist. Was sie tut, tut sie mit Leidenschaft. Offensichtlich gelingt es ihr, genau das zu machen, was ihr am Herzen liegt, denn sie ist ausdauernd, hartnäckig und dabei stets gut gelaunt.
Doch nicht nur Utzenstorf schätzt Barbara Kummer-Behrens. Auch im Radio SRF stand sie in verschiedenen Sendungen im Mittelpunkt.

Ehrung mit einem Baum und einer Parkbank
Per Definition ist eine Dorfhistorikerin eine Person, die sich intensiv mit der Geschichte und Entwicklung eines Dorfes auseinandersetzt und diese dokumentiert. Sie sammelt Informationen über die Entstehung des Dorfes, seine Bewohner/innen, die Wirtschaft, die Kultur und die Traditionen. Sie ist engagiert, leidenschaftlich in ihrer Arbeit und trägt damit zur Bewahrung des kulturellen Erbes bei. Diese Definition passe genau zu Barbara Kummer-Behrens, denn sie hinterlasse der Gemeinde einen unbezahlbaren Schatz, so Beat Singer in seiner Laudatio. Er überreichte ihr im Namen der Gemeinde ein Ehrendiplom. Auf dem Spielplatz wird ein Baum für sie gepflanzt, darunter eine Sitzbank mit der Inschrift: «Gewidmet unserer Dorfhistorikerin Barbara Kummer, Gemeinde Utzenstorf 2023». Nach einer «Standing Ovation» mit kräftigem Applaus bedankte sich die Gefeierte mit den Worten: «Wer seine Heimat kennt, der liebt sie. Wer seine Heimat liebt, der kennt sie».

Helen Käser


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