Wie eine Kerze erlischt die Erinnerung

  21.06.2023 Aktuell, Burgdorf

Die Bevölkerung wird immer älter. Gute Ernährung und die vielerorts hochstehende medizinische Betreuung lassen auf ein langes Leben hoffen. Demgegenüber haben jedoch die Symptome und öfters schwere Erkrankungen an Demenz stark zugenommen. Die bis heute unheilbare Krankheit reduziert schleichend die menschliche Hirnleis­tung und bedeutet für die Betroffenen, Angehörigen und das nahe Umfeld oft eine immense Belastung. Normales Vergessen kann sich schleichend bis zur fast totalen Orientierungslosigkeit steigern. Die eigenen Kinder werden nicht mehr erkannt und beim Telefonieren kann das Eintippen der Nummer zur unüberwindbaren Hürde werden.
Die in Burgdorf wohnhafte Helena Käser-Heeb hat in ihrer Jugend die wahre und interessante Lebensgeschichte einer Frau vernommen, welche aus einfachsten Verhältnissen stammend schliesslich Schlossbesitzerin wurde. Der aussergewöhnliche Lebenslauf inspirierte Helena Käser-Heeb zum Schreiben ihres Buches «Doras Vermächtnis», das 2017 erschienen ist. In kurzen, ausgewählten Abschnitten las die Schriftstellerin den Verlauf der Demenzerkrankung bei Dora vor. Feinfühlig und mit einer Prise Humor beschrieben, erfuhr das interessierte Publikum den klassischen Verlauf einer Demenzerkrankung mit Gedächnisverlust, wie er bei der älteren Schlossbesitzerin auftrat. Das sich langsam verändernde Verhalten von Dora, die Betroffenheit und Reaktionen der Familie und Freundin werden im Buch eindrücklich beschrieben.
Die drei Fachfrauen Olivia Weibel, Alzheimer Bern, Diana Bertschi und Tanja Ryser von der Spitex Burgdorf-Oberburg orientierten nach der Buchvorlesung über die Hilfestellungen beim Thema Demenz- und Alzheimererkrankung. «Bei kaum einer anderen Krankheit spielen Angehörige eine so wichtige Rolle wie bei Demenz. Nach und nach übernehmen sie immer mehr Aufgaben, die der kranke Partner oder der Elternteil nicht mehr selber ausführen kann» (aus der Broschüre «Rechte und Pflichten – Was Angehörige von Menschen mit Demenz wissen sollten»). In dieser oft schwierigen Situation sei es enorm wichtig, dass man frühzeitig in der Familie, aber auch im nahen Umfeld offen darüber spreche. Verdrängen und Verschweigen würden die Probleme und Anforderungen für alle Beteiligten auf die Dauer nur verstärken. Die Last einer angemessenen Betreuung und Pflege könne situationsgerecht verteilt werden. Es sollten nicht zusätzlich weitere Personen mit Erschöpfungssymptomen erkranken und ausfallen. Niemand solle zögern, sich für eine Beratung und wenn notwendig Hilfeleistung bei den zwei Institutionen Alzheimer Bern und Spitex zu melden, da sind sich nicht nur die Fachfrauen einig. Bei der anschliessenden Diskussion mit anwesenden pflegenden Familienmitgliedern spürte man augenblicklich die emotionale Last, die auf ihnen liegt, wenn der ehemals sanftmütige Partner zum Wutmenschen mutiert oder die Mutter ihre Kinder nicht mehr erkennt. Hier kann bei den zwei Institutionen Hilfe angefordert werden, um eine belastende Situation zu mildern.
Im Info-Café Demenz am Farbweg 11 in Burgdorf sind zwei weitere Kurzreferate zum Thema Demenz geplant: Am 4. Oktober und 29. November 2023, jeweils um 19.00 Uhr. Eine Voranmeldung ist erwünscht unter Telefon 034 420 29 29.

Henry Oehrli

www.spitexburgdorf.ch, www.alz.ch/be
Buch: Doras Vermächtnis, Verlag: Sage und Schreibe, ISBN 978-3-9524469-4-2


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