«Xin chào» – in Vietnam angelangt

  25.07.2023 Aktuell, Burgdorf, Sport

Bernhard Keller rast diese Tage mit dem Velo durch Vietnam und bewältigt dabei pro Tag etwa 100 Kilometer. Ebenso wie der Burgdorfer Unternehmer rast auch die Zeit. «Die Zeit verfliegt nur so. In Kürze wird bereits mein 30-tägiges Visum für Vietnam ablaufen», hält der Burgdorfer Unternehmer fest. Die rund 115 Tage, die seit dem Start in das Abenteuer vergangen sind, sind gefüllt mit unvergesslichen Momenten, Situationen, Begegnungen und Begebenheiten – aber auch geprägt von diversen Umstellungen und Planänderungen.

Kein Visum für China
Im Mai konnten Bernhard und Nicolas Keller aufgrund der staatlichen Bestimmungen für den Reiseverkehr nicht wie geplant durch Aserbaidschan reisen, um von dort mit einer Fähre das Kaspische Meer zu überqueren. Wenige Wochen später entschied sich Nicolas dazu, das Projekt vorzeitig per Ende Juli zu beenden, da er nicht vollends glücklich war. Seither ist Vater Bernhard alleine unterwegs. «Nicolas Entscheid kam ja nicht aus heiterem Himmel, so konnten wir die letzten gemeinsamen vier Wochen unserer Reise noch in vollen Zügen geniessen», meint Bernhard Keller. Er vermisse zwar das gemeinsame Reisen mit seinem Sohn, habe sich aber glücklicherweise schnell mit der neuen Situation abfinden können. Das Vater-Sohn-Duo reist zwar nicht mehr gemeinsam, Nicolas ist jedoch nach wie vor im Projekt involviert: «Er übernimmt von Burgdorf aus die ganze Routenplanung für mich, klärt die Übernachtungsmöglichkeiten ab und besorgt mir rechtzeitig das entsprechende Visum für das nächste Reiseland.» Kein Visum erhielt Bernhard Keller allerdings für China. Auch hier galt es, den Plan wiederum zu verwerfen. «Es ärgert mich noch immer ein wenig, hat es mit China nicht geklappt. Vielleicht kann ich irgendwann diese Lücke bei anderer Gelegenheit noch schliessen», hält der Burgdorfer fest. Schliesslich überflog er China per Flugzeug und gelangte über Südkorea im vietnamesischen Hanoi an. Der neue Plan ist nun, bis nach Ho-Chi-Minh-Stadt zu fahren, ehe es via Kambodscha nach Thailand geht und von dort aus via Malaysia, Sumatra, Indonesien und Bali nach Singapur, dem Zielort des Projekts.


Begeistert von Vietnam
Bevor Bernhard Keller in Vietnam angelangt ist, ging es für ihn und Nicolas noch durch die Wüsten von Usbekistan. «Das waren unglaublich lange und harte Etappen», erinnert er sich. Es sei zwar eine unglaubliche Erfahrung gewesen, aber bei einem anderen Projekt würde er die Wüsten umfahren. Einerseits habe es in den Wüsten kaum etwas zu sehen gegeben, andererseits galt es, mit wenig Wasser klar zu kommen. «Wir wollten dies einfach so schnell wie möglich hinter uns bringen.» So verbrachten Bernhard und Nicolas Keller rund zehn Stunden pro Tag im Fahrradsattel.
«Ins Zelt konnten wir so oder so erst spätabends, da die Hitze unerträglich war.»
Ganz anders sieht es nun in Vietnam aus. In den drei Wochen, welche Bernhard Keller nun im asiatischen Land verbracht hat, sei er zu einem absoluten Fan des Landes geworden. Er schwärmt von den tollen Landschaften, den kilometerlangen, wunderschönen Sandstränden, tropischen Früchten und dem leckeren Essen. «Zu diesem Land gibt es so viel zu erzählen. In den Städten funktioniert der Verkehr im geordneten Chaos. Es gibt Kreuzungen mit sechs oder mehr Ein- und Ausfahrten, wobei sich jeder zügig seinen Weg bahnt. Es gibt sehr viele Roller, auf denen alles Mögliche transportiert wird. Teils werden vier Personen auf einem einzigen Roller befördert. Es gibt wohl generell nichts, was nicht mit dem Roller von A nach B gebracht werden kann. Tiere, Heu, Lastwagenreifen, fünf Meter lange Rohre, Fässer, Kisten, Stühle und gar einen Rollstuhl», erzählt er. «Dabei habe ich keinen einzigen Unfall gesehen.»
Weniger Leute treffe er ausserhalb der Städte an. «Ich geniesse es, einfach Velo zu fahren, während Stunden kaum einer einzigen Menschenseele zu begegnen und die Landschaft vollkommen geniessen zu können.» Treffe er doch einmal auf Menschen, falle er mit seinem Fahrrad durchaus auf. «Sobald ich entdeckt werde, werden wohl alle rundherum lautstark darüber informiert, dass ein ‹Ausserirdischer› zu sehen sei», meint Bernhard Keller schmunzelnd. Anhand der Reaktionen der Kinder, welche in der englischen Sprache einzig Auskunft über ihren Namen, ihr Alter und ihre Herkunft geben können, geht Bernhard Keller davon aus, dass er für viele der erste Europäer sei, welchen die lokale Bevölkerung abseits der Hauptstrassen zu Gesicht bekomme. Dennoch nehme er die vietnamesische Bevölkerung als sehr nette und herzliche Menschen wahr.
Bernhard Keller ist auch 115 Tage nach dem Start in Burgdorf und weit entfernt von seiner Heimat hochmotiviert. «Es geht mir sehr gut, gesundheitlich wie auch punkto Motivation.» Was man von seinem Fahrrad nicht behaupten kann. Das Velo mit dem Übernamen «Vreni» träume von einem fachmännischen Service. Es quietsche, knackse und knattere, momentan seien die Gänge nicht mehr schaltbar. «Ich bin jetzt telefonisch mit meinem Velomechaniker des Vertrauens aus Ersigen im Austausch und hoffe, dass wir so das Problem per Fernwartung lösen können», so Bernhard Keller. Es ist zu hoffen, dass dies klappt und «Vreni» wieder auf den gleichen Stand kommt wie Bernhard Keller. Schliesslich stehen noch einige Kilometer im «Dad and Son Tour 2023 – Bern2Singapur»-Projekt an.
Fortsetzung folgt.

Joel Sollberger


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