Jetzt beginnt bei uns die Zeit der Apfelernte. Etwa 27 verschiedenste Sorten sind es in der Schweiz, weltweit aber bis zu 20 000. Äpfel sind eine Vitaminbombe, liefern Energie, Spurenelemente und Mineralstoffe auf kleinster Kalorienbasis und löschen den Durst. Äpfel sind saftig-kernig und beliebt für Mus, Kuchen, Saft oder zum Roh-Geniessen. Laut dem Alten Testament steht diese sinnlich-verführerische Frucht für den menschlichen Sündenfall, für etwas Begehrenswertes, insbesondere aber für die Prüfung «der Versuchung und des Diebstahls zu widerstehen».

Der Apfel ist keine heimische Frucht, sondern war ursprünglich in Zentral- und Westasien beheimatet. Schon um 10 000 vor Christus wuchsen auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan Äpfel, die der ehemaligen Hauptstadt ihren Namen gaben: «Almaty», heute «Alma Ata», heisst «Stadt des Apfels».
Bereits 100 Jahre vor Christus wurden im gesamten Rheintal Äpfel kultiviert. Die Frucht war bis in die Neuzeit ein Luxusobjekt und Herrschaftssymbol. In Märchen, Liedern, Geschichten und Bräuchen spielte und spielt der Apfel eine entscheidende Rolle. Bei Schneewittchen, bei den guten Gaben des Samichlaus, als Symbol für Reichtum, Liebe und Fruchtbarkeit.

«In einem kleinen Apfel, da sieht es lustig aus, es sind darin fünf Stübchen, grad wie in einem Haus. In jedem Stübchen wohnen zwei Kerne schwarz und klein, sie liegen drin und träumen vom warmen Sonnenschein», heisst es in einem Kinderlied. Etwas «für nen Appel und en Ei» erhalten deutet auf ein Schnäppchen hin, und der Rat «Jeden Tag ein Apfel erspart den Doktor» gehört zur Volksweisheit. Zuletzt: Friedrich Schiller bewahrte stets einige angefaulte Äpfel in seiner Schreibtischschublade. Der süssliche, faulige Duft inspirierte den Poeten.

Heute ist der Apfel die alltäglichste Frucht von allen.

Sylvia Mosimann