Theater-Ensemble in Hochform – im Ernst

  31.10.2023 Aktuell, Foto, Kultur, Gesellschaft

Es ist eine Freude, wie süffisant die Emmentaler Liebhaberbühne mit Regisseur Ulrich Simon Eggimann die «triviale Komödie für ernsthafte Leute» mit dem Titel «Ernst sein ist alles» zurzeit im Casino Theater Burgdorf auf die Bühne bringt. Fürs Publikum ist es ein Hochgenuss. Das Bühnenwerk von Oscar Wilde wurde 1895 in London uraufgeführt. Ulrich Simon Eggimann hat die Komödie mit seiner Tochter Lisa Eggimann aus dem Englischen ins Berndeutsche übertragen. Im Fokus stehen die befreundeten Lebemänner Jack Worthing (Florian Dolder) – von Beruf Friedensrichter – und Algernon Moncrieff (Jonas Stotzer). Um Laster und Vergnügen mit ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen und den Schein der Makellosigkeit zu wahren, denken sie sich Lügen aus. So erfindet Jack einen Bruder Ernst in der Stadt, den er kontrollieren und deshalb besuchen muss. Algernon erlügt einen todkranken Freund Bunbury auf dem Land, um der Stadt und einer lästigen Tante zu entfliehen. Weil sie sich beide als Ernst ausgeben und in Frauen verliebt sind, die nur einen Mann mit dem seriösen Namen Ernst heiraten wollen, ergeben sich Probleme, denn für die Heirat müssten sie ihren richtigen Namen preisgeben.

Ensemble macht gutem Ruf alle Ehre
Jack möchte Gwendolen Fairfax (Katrin Haueter) ehelichen, die Tochter von Lady Bracknell (Franziska Oppliger), Algernons Tante. Algernon seinerseits turtelt mit Cecily Cardew (Yaël  Wyss), dem Mündel von Jack Worthing. Cecilys Gouvernante Miss Prism (Antonia Flury) fällt mit ihrem schicken Hut auf. Für Farbtupfer in dieser von A bis Z überzeugend gespielten Komödie sorgen auch Jack Worthings adrette Hausdame Merriman (Emilia Wyttenbach) und Algernons steifer Diener Lane (Samuel Moser). Zum Hochgenuss avancieren die Auftritte von Pastor Chasuble, verkörpert von Hans Rudolf Kummer, dem Präsidenten der Emmentaler Liebhaberbühne. Dessen Gestik und Mimik sorgen beim amüsierten Publikum für ein kollektives Schmunzeln. Die Wende zum Guten: Findelkind Jack ist mithin Algernons älterer Bruder Ernst, benannt nach seinem leiblichen Vater Ernst John. Somit hat Jack – ohne es zu wissen – keineswegs gelogen, als er sich als Ernst ausgab. Lobenswert, wie passend die Rollen verteilt sind. Fazit: Das Ensemble macht seinem guten Ruf alle Ehre.

Happy End nach Verwirrungen
Gewürzt wird die Neuproduktion der Emmentaler Liebhaberbühne mit köstlichen Dialogen und Bonmots.  «Scheidungen sind ein Geschenk des Himmels», sagt beispielsweise Friedensrichter Jack zu seinem Freund Algernon – und denkt dabei wohl an die für ihn lukrativen finanziellen Aussichten.  Zuletzt gibts keine Scheidungen, sondern Eheschliessungen. Das Publikum freut sich über das Happy End und macht sich nach dieser beeindruckenden Leistung des Ensembles entsprechend happy auf den Heimweg. Auch Regisseur Ulrich Simon Eggimann ist des Lobes voll: «Fantastisch!»
Am 3., 4. und 5. November 2023 gehen die letzten drei Vorstellungen im Burgdorfer Casino Theater über die Bühne, ehe sieben Aufführungen der Komödie vom 19. November 2023 bis 21. Januar 2024 im Rüttihubelbad in Walkringen folgen. Nach diesem Klassiker geht es in einem Jahr turnusgemäss wieder in Richtung Gotthelf: «Anne Bäbi im Säli.»

Hans Mathys

www.elb.ch


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