Die Schweizer Junioren-Kochnationalmannschaft wusste an der Olympiade der Köche in Stuttgart, ausgetragen vom 2. bis 7. Februar 2024, zu brillieren. Die jungen Berufsleute konnten sich sowohl in der Kategorie «Chef’s Table» als auch «Hot Kitchen» mit der Goldmedaille auszeichnen lassen. Mittendrin bei diesem Erfolg an dem prestigeträchtigsten und ältesten noch bestehenden Berufswettbewerb war Nicole Lüthi aus Oberburg. «Es ist ein sehr tolles Gefühl, jedoch kann ich den Erfolg noch gar nicht richtig einordnen. Er hat aber für mich definitiv einen hohen Stellenwert, zudem ist es eine Ehre, die Schweiz vertreten zu haben», meint sie angesprochen auf den Triumph.
In der Kategorie «Chef’s Table» mussten Nicole Lüthi und ihre Kolleginnen und Kollegen für zwölf Personen Fingerfood, eine Schauplatte, einen veganen Zwischengang sowie einen Hauptgang und ein Dessert zubereiten. Zwei Tage später musste die Junioren-Nationalmannschaft für 70 Personen Vorgang, Hauptspeise und Dessert auf die Teller zaubern. In beiden Kategorien war die Oberburgerin für das Dessert verantwortlich. «Ich mag den Teamgeist an solchen Wettbewerben. Alle gehen mit dem selben Ziel in den Wettbewerb und sind hoch motiviert. Der Erfolg ist letztlich eine tolle Belohnung für die harte Arbeit. Zudem konnte ich enorm viel Neues hinsichtlich Organisation, Ordnung und natürlich auch betreffend Geschmack mitnehmen», hält Nicole Lüthi fest.

Ein voller Rucksack mit viel Erfahrung
Somit konnte Nicole Lüthi ihren Rucksack mit ganz vielen wertvollen Eindrücken und Erfahrungen füllen. Es ist ein Rucksack, der auch schon zuvor prall gefüllt war. Die Oberburgerin absolvierte die Lehre zur Köchin im Spital Emmental in Burgdorf. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Pâtisserie, weshalb sie beim «Chrigubeck» eine Zusatzlehre zur Konditorin-Confiseurin machte. Auch Nicole Lüthis Talent für die Kochkunst fiel früh auf. So gewann sie beispielsweise den Culinaria-Wettbewerb der Berufsschule in Biel. Seit dem Jahr 2021 ist die 23-Jährige Mitglied der Junioren-Nationalmannschaft. «Ich habe schon immer gerne gekocht. Mich fasziniert, was man alles aus einem Lebensmittel machen kann», begründet Nicole Lüthi betreffend ihr grosses Können.
Nach der Lehre verlässt sie ihre Heimatgemeinde Oberburg und sammelt unterschiedliche Erfahrungen bei bekannten Namen der Gastronomieszene, verteilt in der ganzen Schweiz. Sie verbringt eine Wintersaison im Hotel Beausite in Zermatt und eine Sommersaison im Parkhotel Vitznau in Luzern. «Im Parkhotel lernte ich die Gourmetküche kennen. Anschliessend arbeitete ich unter Oscar de Matos im Maihöfli in Luzern (1 Stern, 16 Gault-Millau-Punkte).» Nach einem Sprachaufenthalt in Australien und einer Sommersaison im Südtirol ist Nicole Lüthi mittlerweile im Restaurant Memories (3 Sterne, 18 Gault-Millau-Punkte) in Bad Ragaz (SG) tätig und profitiert dort vom Wissen und Können von Sven Wassmer.

Intensive Vorbereitungen
Für die Koch-Olympiade bereitete sich die Junioren-Nationalmannschaft während einem Jahr intensiv vor. «Wir absolvierten fünf Probeläufe und ganz viele Zusatztrainings», hält die Köchin fest. Ein Aufwand, der sich gelohnt hat. Vom Erfolg verspricht sich Nicole Lüthi branchenintern eine gewisse Anerkennung. «Zudem ermöglicht mir das gute Resultat die Teilnahme an einigen speziellen Anlässen.»
Ob Nicole Lüthi in der Kochnationalmannschaft weitermacht, weiss sie noch nicht. Sie freue sich, nach der Olympiade wieder über mehr Freizeit zu verfügen. Denn zaubert sie nicht gerade Köstlichkeiten auf Teller, verbringt Nicole Lüthi gerne Zeit in der Natur und geht wandern oder Ski fahren. «An freien Tagen bin ich zudem meist zu Hause in Oberburg bei meiner Familie.»
Welches ist denn das persönliche Lieblingsgericht der talentierten Köchin?
Der Gourmetküche zum Trotz favorisiert Nicole Lüthi einfache Gerichte: «Beispielsweise mag ich klassische Älplermagronen sehr gerne», meint sie lachend.

Joel Sollberger