«Ein attraktives Schaufenster für die Industrie und die technischen Berufe»

  16.04.2024 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Burgdorf, Gesellschaft, Region

Am Freitag, 26. April 2024, findet die Industrienacht Burgdorf und Emmental zum dritten Mal statt. Diese rückt die produzierenden Industriebetriebe der Zähringerstadt und Umgebung ins Scheinwerferlicht und bietet allen Interessierten die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen renommierter und innovativer Unternehmen zu werfen. Auf den geführten Touren erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in faszinierende Arbeitswelten und Produktionsstätten, lernen verschiedene technische Berufe kennen und lassen sich von fortschrittlichen Technologien ins Staunen versetzen. Organisiert wird der Anlass von der Stadt Burgdorf in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus der Industrie. Die Zeitung «D’REGION» unterhielt sich mit Stadtpräsident Stefan Berger über die Bedeutung des Events, die Faszination für Technik sowie den Fachkräftemangel, welcher viele Unternehmen vor grosse Herausforderungen stellt.

Am Freitag, 26. April 2024, findet die Industrienacht Burgdorf und Emmental zum dritten Mal statt. Diese rückt die produzierenden Industriebetriebe der Zähringerstadt und Umgebung ins Scheinwerferlicht und bietet allen Interessierten die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen renommierter und innovativer Unternehmen zu werfen. Auf den geführten Touren erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in faszinierende Arbeitswelten und Produktionsstätten, lernen verschiedene technische Berufe kennen und lassen sich von fortschrittlichen Technologien ins Staunen versetzen. Organisiert wird der Anlass von der Stadt Burgdorf in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern aus der Industrie. Die Zeitung «D’REGION» unterhielt sich mit Stadtpräsident Stefan Berger über die Bedeutung des Events, die Faszination für Technik sowie den Fachkräftemangel, welcher viele Unternehmen vor grosse Herausforderungen stellt.

Interview mit Stadtpräsident Stefan Berger

«D’REGION»: Auf welche Programmhöhepunkte darf sich die interessierte Bevölkerung heuer freuen?  
Stefan Berger: Die Industrienacht ermöglicht es, Innovationen hautnah mitzuerleben und dabei die Vielseitigkeit der Werkregion Burgdorf und Emmental zu entdecken. Bei den Firmentouren können die Besucherinnen und Besucher insgesamt 15 verschiedene Betriebe besichtigen – mehr als je zuvor. Vor Ort fliegen die Späne und rattern die Maschinen – es wird geschraubt, gehämmert und gearbeitet. Die Produktion wird auf Hochtouren laufen, sodass es viel zu sehen und zu bestaunen gibt. Neu ist in diesem Jahr an der Industrienacht als Gastbranche der Logistik-Bereich vertreten, der eine wichtige Funktion als Warendrehscheibe einnimmt und ein zentraler Bestandteil des Wirtschaftsstandorts Burgdorf darstellt.
Zu den Programmhöhepunkten gehören weiter die Talkrunden in der Markthalle mit bekannten und prominenten Gästen aus den verschiedensten Bereichen wie Sport und Wirtschaft. Themen sind die Vereinbarkeit von Beruf und Spitzensport, die Chancen und Herausforderungen für die Generation Z bei der Ausbildung sowie Lösungsansätze für den überall deutlich spürbaren Fachkräftemangel. Die Markthalle fungiert zudem als Standort einer Messe für Lehrstellen und Fachkräfte mit rund 30 Ausstellenden. In ungezwungenem Rahmen können Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten, Lehrstellen und Jobangebote eingeholt sowie wertvolle Kontakte geknüpft werden. Neu findet auch das Wirtschaftsapéro der Stadt Burgdorf im Rahmen der Industrie­nacht statt.

«D’REGION»: Welche Bedeutung hat die Industrienacht für Burgdorf und das Emmental?
Stefan Berger: Die Industrienacht ist eine Erfolgsgeschichte und hat eine überregionale Ausstrahlung. Der Anlass wird sogar in Basel wahrgenommen. Bei uns haben sich zahlreiche Schulklassen aus der Umgebung und dem ganzen Kanton für die geführten Touren angemeldet. Unser Erfolgsmodell stösst auch bei weiteren Gemeinden und Städten auf grosses Interesse. Burgdorf und das Emmental rücken durch die Industrienacht in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dadurch werden die Region und der hiesige Werkplatz gestärkt.  


«D’REGION»: Welche konkreten Ziele verfolgt die Stadt Burgdorf als Organisatorin der Industrienacht?
Stefan Berger: Der Anlass dient als Schaufenster für die hiesigen Industriebetriebe. Die breite Bevölkerung erhält Gelegenheit, an einem Abend zahlreiche innovative Unternehmen zu besichtigen. Für die Betriebe wiederum ist es attraktiv, sich potenziellen Lehrlingen als fortschrittliche Arbeitgebende zu präsentieren. Die Industrie­nacht vermittelt Kontakte zwischen Unternehmen und der jungen Generation. Wir wollen zudem aufzeigen, dass technische Berufe Spass bereiten, und hoffen, dass im Zuge der Industrienacht auch Ausbildungsverträge abgeschlossen werden.

«D’REGION»: Das Emmental wird oft auf den landwirtschaftlichen Bereich und den Tourismus reduziert und gilt als eher strukturschwache Region. Dennoch hat sich hier eine vielfältige Industrie mit namhaften regional, national und international tätigen Unternehmen etabliert, welche viel zur hiesigen Wertschöpfung beitragen. Worin liegt Ihres Erachtens das Erfolgsgeheimnis der Burgdorfer und Emmentaler Industrie?
Stefan Berger: Generell zeichnet sich die Bevölkerung im Emmental durch eine hohe Innovationskraft, einen immensen Tüftlergeist und eine gehörige Portion Hartnäckigkeit aus. Diese Tugenden machen sich natürlich auch im industriellen Sektor positiv bemerkbar, der sich in unserer Region später als in anderen Teilen der Schweiz entwickelte. Deshalb mussten die hiesigen Industrieunternehmer der ersten Stunde mehr Erfindungsgeist an den Tag legen, um sich von der Konkurrenz abzuheben, vorwärts zu kommen und auf die Erfolgsspur zu gelangen.
Während der Industriesektor im Raum Zürich und Winterthur von Konzernen und der Grossindustrie geprägt ist, etablierten sich im Emmental viele kleinere Unternehmen, die in spezifischen Bereichen zu namhaften Betrieben avancierten, auf Qualität setzen und sehr solide unterwegs sind.

«D’REGION»: Angesichts des Fachkräftemangels stehen zahlreiche Industriebetriebe in der Schweiz vor immensen Herausforderungen. Wie schätzen Sie die gegenwärtige Situation ein?
Stefan Berger: Ich kann natürlich nicht für die Industriebranche sprechen. Sicher ist aber, dass sich der Mangel an qualifiziertem Personal in den kommenden Jahren durch den demografischen Wandel in der gesamten Schweiz weiter verschärfen wird. Prognosen gehen davon aus, dass in unserem Land bis im Jahr 2030 rund 250 000 Fachkräfte fehlen werden. Deshalb ist es äusserst wichtig, dass sich Burgdorf und das Emmental als attraktiver Lebensraum zum Wohnen und Arbeiten mit einer starken Ausstrahlungskraft positioniert, um Fachkräfte anzuziehen. Wir müssen zudem aufzeigen, dass wir über innovative und fortschrittliche Industriebetriebe verfügen. Dazu leistet die Industrienacht einen bedeutenden Beitrag.

«D’REGION»: Wie kann die Stadt die Unternehmen bei der Bewältigung des Fachkräftemangels unterstützen?
Stefan Berger: Aufgabe der Politik ist es, gute Rahmenbedingungen zu entwickeln und die Lebensqualität stetig zu verbessern. Dazu gehört ein gutes Angebot in den Bereichen Bildung, familienergänzende Betreuung, Kultur und Sport. Dieses Ziel verfolgen wir mit dem Projekt «Burgdorf 2050», in dem es darum geht, eine Zukunftsvision für eine lebenswerte Stadt zu entwickeln. Die Politik muss also ein Umfeld schaffen, das für Firmen ebenso wie für Arbeitnehmende attraktiv ist.
Zudem sind gute Bildungsangebote von elementarer Bedeutung. Wichtig ist es, den Kindern bereits früh Freude an der Technik zu vermitteln und vom Kindergarten bis zum Gymnasium die Faszination für technische Berufe systematisch zu fördern. In diesem Bereich spielt das TecLab eine wichtige Rolle – sei es mit Programmierkursen für Mädchen oder Angeboten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) für Schulen. Der geplante Bildungscampus Burgdorf mit der Technischen Fachschule stellt ebenfalls einen wichtigen Schlüssel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels dar: Künftig werden hier junge Leute ausgebildet, die dann den Betrieben zur Verfügung stehen.
Grundsätzlich ist die Stadt Burgdorf gut aufgestellt und fit für die Zukunft. Wir weisen steigende Arbeitsplatzzahlen auf: Industrie und Gewerbe entwickeln sich also positiv.

«D’REGION»: Wie würden Sie als studierter Chemiker die Faszination von Technik und Wissenschaften beschreiben?
Stefan Berger: Technik ermöglicht es, allein mit Erfindungsgeist ungeheuer viel zu bewegen und zu erreichen. Dies zeigt der Blick in die Vergangenheit: Die Industrialisierung veränderte das Leben der Menschen mit der Automatisierung von Arbeitsprozessen in praktisch allen Bereichen. Die technische Entwicklung ist keineswegs abgeschlossen und geht permanent weiter. Im Bereich der Elektronik ereignet sich gegenwärtig eine weitere Revolution.
Die Chemie beschäftigt sich letztlich mit dem Ursprung des Lebens. Wie entstehen Moleküle und neue Stoffe, wie entsteht Leben? Was die Natur scheinbar nebenbei bewerkstelligt, versuchen Chemiker/innen mit viel Aufwand im Labor nachzubilden.
Um die Faszination für die Wissenschaften zu fördern, gilt es, Technik erlebbar zu machen – genau dies wollen wir mit der Industrienacht erreichen.

Markus Hofer


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