Rosshänggibach – zurück zur Natur
04.06.2025 Lyssach, Burgdorf«Die Idee, den Rosshänggibach in Lyssach zu renaturieren und somit vermehrt Lebensräume zu schaffen, entstand vor elf bis zwölf Jahren», erinnert sich Manfred Eichele, Präsident des Vereins Natur- und Vogelschutz Burgdorf und Umgebung (NVB) und massgeblich beteiligt an der vor zwei Jahren umgesetzten Revitalisierung ist. Vor dem Start des aufwendigen Projekts hatte der Bach – der seinen Namen der Legende nach wegen eines hineinstürzenden Fuhrwerks mit Pferden erhielt – teilweise gerade mal eine Breite von einem Meter, war also eng kanalisiert und verfügte nur über wenig Dynamik. «Durch die Pflanzen am Ufer, die den Bach säumten, sah man gar nicht wirklich, dass sich hier ein Gewässer befand», erzählt Manfred Eichele weiter.
Revitalisierung in zwei Schritten
Im Jahr 2017 wurden der untere Teil und die ersten rund 300 Meter des Baches aufgewertet und revitalisiert. Mit der finanziellen Unterstützung des Renaturierungsfonds, des Kantons und der Gemeinde Lyssach konnte man an mehreren Stellen den Wald lichten, zwei Weiher anlegen und mit Kleinstrukturen den eintönigen Lauf des Baches lebendiger gestalten. «Mittlerweile sind Wasseramsel, Eisvogel, Wiesel, mehrere Libellen-, Reptilien- und vier Amphibienarten zurückgekehrt», freut sich Benjamin Pfäffli, ebenfalls Vereins- sowie Vorstandsmitglied des NVB.
Ab dem Jahr 2022 wurden durch weitere Unterstützung besagter Stellen unter der Leitung des NVB der zweite, obere Teil und somit die verbliebenen rund 500 Meter des Rosshänggibaches revitalisiert. «Lange Zeit dachte man bei der Gewässerplanung, dass das Wasser möglichst schnell von A nach B gelangen soll. Dieses Vorhaben schadet der Natur jedoch und zerstört wertvolle Lebensräume. Wasser schlängelt und bewegt sich gerne. Ausufernde Bachläufe, die sich ihren natürlichen Weg bahnen, bieten ein Zuhause für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, stellen einen gesunden Kreislauf her und fördern somit die Biodiversität», erläutert Manfred Eichele weiter. Neben der finanziellen Unterstützung durch diverse Stellen und der ehrenamtlichen Mithilfe der Vereinsmitglieder wurde die Revitalisierung von einem weiteren fleissigen Bewohner tatkräftig und gratis unterstützt: «Der Biber hat mit seinen Dämmen einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität geleistet. Er ist unser fleissigster Mitarbeiter», sind sich Manfred Eichele und Benjamin Pfäffli mit einem Schmunzeln im Gesicht einig. Durch seine Dämme sorgt der Nager für entschleunigte Stellen im Bach, die wiederum von Fischen, Insekten und Amphibien dankend genutzt werden. Zudem steuert er so gewissermassen die Wasserhöhe des Bachs. Auch die Ringelnatter ist mittlerweile an die Emme und den Rosshänggibach zurückgekehrt. «Zuvor wurde während der vergangenen 30 Jahre keine Sichtung der Schlange gemeldet», hält Manfred Eichele fest.
Aus einem kaum beachteten, eintönig kanalisierten Bach ist somit wieder ein lebendiges, mäandrierendes Gewässer mit zahlreichen Kleinstrukturen aus Stein und Holz geworden. Der Rosshänggibach fand dank dem Engagement des NVB zurück zur Natur.
Am Dienstag, 10. Juni 2025, soll dies mit einer kleinen Feier und einer damit verbundenen Besichtigung des Rosshänggibachs mit Vertretenden des Renaturierungsfonds und des Gemeinderats von Lyssach gefeiert werden.
Joel Sollberger