100 Jahre Gemeinnütziger Frauenverein Burgdorf
23.06.2011 Aktuell, Vereine, Burgdorf, GesellschaftDer 1911 gegründete Gemeinnützige Frauenverein Burgdorf weist, laut der zum 100-jährigen Jubiläum herausgegebenen Chronik, bereits Anfang jenes Jahres über 500 Frauen als Mitglieder aus. Das erklärt sich nicht zuletzt aus den Umständen der damaligen Zeit. 1906 wird in Burgdorf eine Fortbildungsschule für Mädchen gegründet, die nach Ende der obligatorischen Schulzeit in einer «Freiwilligenschule» in Abendkursen und ab 1920 in Tageskursen eine «Hauswirtschaftliche Ausbildung» absolvieren können. Auf dem Stundenplan steht die «richtige Führung eines bürgerlichen Haushalts mit Kursen in Glätten/Bügeln von Wäsche, Konservieren von Früchten, Kleidermachen, Weissnähen, Kochen und Krankenpflege». Die Kurse sind sehr beliebt, die Anzahl der Schülerinnen nimmt stetig zu. Finanziert wird die Schule durch Spendengelder und Zuschüsse des GFV und der Einwohnergemeinde. Später übernimmt der Kanton einen Teil der Kosten. Der Mitgliederbeitrag beläuft sich auf drei Franken pro Jahr.
Ein Dankeschön als einziger Lohn
Charlotte Gübeli, 10. Präsidentin des GFV, nennt als offiziellen Jubiläumsanlass den 16. September 2011. «Wir laden an diesem Abend alle 800 GFV-Mitglieder gratis zu unserem Jubiläum ins Casino Burgdorf ein, wo Martin O., ‹der mit der Stimme tanzt›, den Abend gestalten wird.» Ihr ist bewusst, dass das Casino nicht 800 Personen fasst, aber bis jetzt können sich noch über 100 Interessierte anmelden. «Wir hoffen, dass das Theater voll wird. Die Einladung gilt für alle GFV-Mitglieder, nicht nur für die Aktiven im Vorstand und in den verschiedenen Ressorts.»
Ehrungen und Ähnliches finden an diesem Abend nicht statt: «Wir haben auch keine Ehrenmitglieder», hält Charlotte Gübeli fest. «Alle arbeiten unentgeltlich. Es gibt für diese Damen und vereinzelte Herren, die ihre Freizeit, ihr Können, Wissen und Engagement seit Jahren oder Jahrzehnten zur Verfügung stellen, ein grosses Lob und unseren herzlichen Dank.» Die Präsidentin bezeichnet die öffentliche und ausgesprochene Wertschätzung – die schliesslich den einzigen Lohn darstellt – als sehr wichtig für die geleistete Freiwilligenarbeit. «Ich wünsche mir mehr öffentliches Lob und Anerkennung für die Mitarbeiterinnen des Frauenvereins, denn diese leisten sehr viel für die Bevölkerung.»
Stolzer Rückblick
Seit 2000 ist Charlotte Gübeli Mitglied des GFV-Vorstandes; im Mai hat sie ihr 7. Präsidialjahr begonnen. «Ich kann wirklich nicht jammern, es läuft ausgesprochen gut bei uns im Frauenverein», fasst sie ihre Aufgaben zusammen. Ihre Vorgängerin, Ursula Pfister, hat ihr ein «bestens geführtes Präsidium übergeben, das ich in gleichem Sinn und Geist weiterführen konnte.» Die ersten zwei Jahre konnte sie sich vor allem mit sämtlichen Ressorts bekannt machen. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens hat sie sich vermehrt mit den Aufgaben früherer Jahrzehnte befasst und mit Erstaunen gelesen, wie fortschrittlich und realitätsnah bereits die Frauen früherer Generationen gewirkt haben. «Das erfüllt mich mit Stolz auf diesen Verein. Dem Namen nach haftet ihm etwas leicht Verstaubtes, Altertümliches an, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Der Gemeinnützige Frauenverein war in vielem seiner Zeit voraus, hat vorausschauend Probleme erkannt und Lösungen erarbeitet. Ich habe durch mein Vertiefen in die Vereinsgeschichte ein viel besseres Verständnis für den GFV und bin stolz, hier mitwirken zu können. Wir alle setzen uns für das Gemeinwohl ein.»
Offen für Neues
Der GFV führt auch weiterhin die Mensa der Berner Fachhochschule (BFH) und seit rund sieben Jahren auch die Mensa der Berufsschule BFE. «Da sind wir noch voll engagiert. In diesem Ressort arbeiten die einzigen Frauen, die ganz normal angestellt sind. Die Mensen sind unsere wichtigste Einnahmequelle.» Die vom GFV praktizierte mehrjährige und sehr beliebte Aufgabenhilfe im Gotthelf-Schulhaus ist gemäss kantonaler Weisung an die Tagesschule abgetreten worden. Die erfolgreich geführte Cafeteria Buchegg ist nach Bezug des Neubaus in eine ganztags geöffnete Cafeteria umgewandelt worden, was die Arbeitskapazität der GFV-Frauen überstiegen hat. Auch diese Aufgabe wird der dortigen Heimleitung abgetreten. Auf der Suche nach neuen Bedürfnissen hat sich «Tischlein-deck-dich» angeboten, für das sich sofort einsatzwillige Helferinnen finden liessen. Personen und Familien mit geringem Einkommen können gegen Bezugskarten einwandfreie Lebensmittel aller Art gratis beziehen und so ihren Speisezettel aufbessern. Dieses Angebot wird fleissig genutzt, mit rund 50 Karten werden jedes Mal für annähernd 170 Personen Warenbezogen. «Ein Riesenerfolg für den Frauenverein», so Gübeli. Daneben sind die Antennen ausgefahren, «um gegebenenfalls Neues zu finden und Bedürfnisse abzudecken.»
Jüngstes Kind: die Schreibstube
Als jüngstes Kind nennt Charlotte Gübeli die Schreibstube, in der Jung und Alt zweimal pro Monat (1. und 3. Dienstag pro Monat, einmal 9 bis 11 Uhr sowie 17 bis 19 Uhr in der Ludothek) gratis Bewerbungen und vieles mehr schreiben lassen können. Hier ist vorgängig die Zusammenarbeit mit dem Regionalen Arbeitszentrum (RAV) gesucht worden. «Im RAV ist man sehr glücklich, dass Schweizer und Ausländer gratis unsere Dienste in Anspruch nehmen können (Bewerbungen, Lebensläufe usw.) und so einen wichtigen Schritt Richtung neue Arbeitsstelle machen dürfen.» Ratsuchende können sich amtliche Dokumente erklären oder andere Schreiben verfassen lassen. Obgleich der Frauenverein derzeit rund 800 Mitglieder aufweist, stösst die Auslastung der rund 100 aktiven Freiwilligen in den verschiedenen Ressorts an ihre Grenzen. «Es sind meistens Frauen ab 40 Jahren, die sich einsetzen.» Die Präsidentin hofft auf Neueintritte: «Wir sind für jede Hilfe dankbar und der geleistete Einsatz bringt durchaus Befriedigung und Anerkennung für die geopferte Zeit.» Seitens der Bevölkerung und der Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch wird immer betont, wie willkommen die Arbeit des Frauenvereins ist. Gerti Binz\n
Ein Dankeschön als einziger Lohn
Charlotte Gübeli, 10. Präsidentin des GFV, nennt als offiziellen Jubiläumsanlass den 16. September 2011. «Wir laden an diesem Abend alle 800 GFV-Mitglieder gratis zu unserem Jubiläum ins Casino Burgdorf ein, wo Martin O., ‹der mit der Stimme tanzt›, den Abend gestalten wird.» Ihr ist bewusst, dass das Casino nicht 800 Personen fasst, aber bis jetzt können sich noch über 100 Interessierte anmelden. «Wir hoffen, dass das Theater voll wird. Die Einladung gilt für alle GFV-Mitglieder, nicht nur für die Aktiven im Vorstand und in den verschiedenen Ressorts.»
Ehrungen und Ähnliches finden an diesem Abend nicht statt: «Wir haben auch keine Ehrenmitglieder», hält Charlotte Gübeli fest. «Alle arbeiten unentgeltlich. Es gibt für diese Damen und vereinzelte Herren, die ihre Freizeit, ihr Können, Wissen und Engagement seit Jahren oder Jahrzehnten zur Verfügung stellen, ein grosses Lob und unseren herzlichen Dank.» Die Präsidentin bezeichnet die öffentliche und ausgesprochene Wertschätzung – die schliesslich den einzigen Lohn darstellt – als sehr wichtig für die geleistete Freiwilligenarbeit. «Ich wünsche mir mehr öffentliches Lob und Anerkennung für die Mitarbeiterinnen des Frauenvereins, denn diese leisten sehr viel für die Bevölkerung.»
Stolzer Rückblick
Seit 2000 ist Charlotte Gübeli Mitglied des GFV-Vorstandes; im Mai hat sie ihr 7. Präsidialjahr begonnen. «Ich kann wirklich nicht jammern, es läuft ausgesprochen gut bei uns im Frauenverein», fasst sie ihre Aufgaben zusammen. Ihre Vorgängerin, Ursula Pfister, hat ihr ein «bestens geführtes Präsidium übergeben, das ich in gleichem Sinn und Geist weiterführen konnte.» Die ersten zwei Jahre konnte sie sich vor allem mit sämtlichen Ressorts bekannt machen. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens hat sie sich vermehrt mit den Aufgaben früherer Jahrzehnte befasst und mit Erstaunen gelesen, wie fortschrittlich und realitätsnah bereits die Frauen früherer Generationen gewirkt haben. «Das erfüllt mich mit Stolz auf diesen Verein. Dem Namen nach haftet ihm etwas leicht Verstaubtes, Altertümliches an, was aber überhaupt nicht der Fall ist. Der Gemeinnützige Frauenverein war in vielem seiner Zeit voraus, hat vorausschauend Probleme erkannt und Lösungen erarbeitet. Ich habe durch mein Vertiefen in die Vereinsgeschichte ein viel besseres Verständnis für den GFV und bin stolz, hier mitwirken zu können. Wir alle setzen uns für das Gemeinwohl ein.»
Offen für Neues
Der GFV führt auch weiterhin die Mensa der Berner Fachhochschule (BFH) und seit rund sieben Jahren auch die Mensa der Berufsschule BFE. «Da sind wir noch voll engagiert. In diesem Ressort arbeiten die einzigen Frauen, die ganz normal angestellt sind. Die Mensen sind unsere wichtigste Einnahmequelle.» Die vom GFV praktizierte mehrjährige und sehr beliebte Aufgabenhilfe im Gotthelf-Schulhaus ist gemäss kantonaler Weisung an die Tagesschule abgetreten worden. Die erfolgreich geführte Cafeteria Buchegg ist nach Bezug des Neubaus in eine ganztags geöffnete Cafeteria umgewandelt worden, was die Arbeitskapazität der GFV-Frauen überstiegen hat. Auch diese Aufgabe wird der dortigen Heimleitung abgetreten. Auf der Suche nach neuen Bedürfnissen hat sich «Tischlein-deck-dich» angeboten, für das sich sofort einsatzwillige Helferinnen finden liessen. Personen und Familien mit geringem Einkommen können gegen Bezugskarten einwandfreie Lebensmittel aller Art gratis beziehen und so ihren Speisezettel aufbessern. Dieses Angebot wird fleissig genutzt, mit rund 50 Karten werden jedes Mal für annähernd 170 Personen Warenbezogen. «Ein Riesenerfolg für den Frauenverein», so Gübeli. Daneben sind die Antennen ausgefahren, «um gegebenenfalls Neues zu finden und Bedürfnisse abzudecken.»
Jüngstes Kind: die Schreibstube
Als jüngstes Kind nennt Charlotte Gübeli die Schreibstube, in der Jung und Alt zweimal pro Monat (1. und 3. Dienstag pro Monat, einmal 9 bis 11 Uhr sowie 17 bis 19 Uhr in der Ludothek) gratis Bewerbungen und vieles mehr schreiben lassen können. Hier ist vorgängig die Zusammenarbeit mit dem Regionalen Arbeitszentrum (RAV) gesucht worden. «Im RAV ist man sehr glücklich, dass Schweizer und Ausländer gratis unsere Dienste in Anspruch nehmen können (Bewerbungen, Lebensläufe usw.) und so einen wichtigen Schritt Richtung neue Arbeitsstelle machen dürfen.» Ratsuchende können sich amtliche Dokumente erklären oder andere Schreiben verfassen lassen. Obgleich der Frauenverein derzeit rund 800 Mitglieder aufweist, stösst die Auslastung der rund 100 aktiven Freiwilligen in den verschiedenen Ressorts an ihre Grenzen. «Es sind meistens Frauen ab 40 Jahren, die sich einsetzen.» Die Präsidentin hofft auf Neueintritte: «Wir sind für jede Hilfe dankbar und der geleistete Einsatz bringt durchaus Befriedigung und Anerkennung für die geopferte Zeit.» Seitens der Bevölkerung und der Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch wird immer betont, wie willkommen die Arbeit des Frauenvereins ist. Gerti Binz\n