Auffangstation für verletzte Wildtiere
02.08.2011 Aktuell, UtzenstorfBeim Schloss Landshut in Utzenstorf liegt die Stiftung Wildstation, wo jährlich mehr als 1000 Wildtiere vom Eichhörnchen bis zum Luchs, vom Wintergoldhähnchen bis zum Steinadler gepflegt, aufgepäppelt und nach Möglichkeit wieder ausgewildert werden – allein seit Januar wurden gegen 900 Tiere aus vielen Kantonen der Schweiz abgegeben.
«Tut mir leid, dass ich zu spät zum Interview komme», entschuldigt sich Dr. Ulrike Cyrus-Eulenberger. «Uns wurde gerade noch ein krankes Reh gebracht, das ich unbedingt behandeln musste.» Die Tierärztin arbeitet zusammen mit zwei ausgebildeten Wildtierpflegern und drei Auszubildenden in der Wildstation, welche direkt neben dem Schloss Landshut in Utzenstorf liegt. «Wir bekommen jährlich weit mehr als Tausend verletzte, kranke und verwaiste Tiere, die wir hier pflegen und nach Möglichkeit wieder auswildern», erklärt die engagierte Tierärztin, während sie auf eine offene Voliere zeigt. «Hier haben wir gerade ein schönes Beispiel für einen ‹Soft Release›: da war ein Eichhörnchen drin, das die Zähne abgebrochen hatte. Nun sind diese – wie bei Nagern üblich – wieder nachgewachsen und das Tier kann sich wieder selbst ernähren.» Da das Eichhörnchen bereit für die freie Wildbahn sei, habe man einfach die Türe geöffnet – und das Tier sei nach einer gewissen Zeit hinausgegangen: «Für ein paar Tage lassen wir nun noch die Tür offen, damit das Eichhörnchen zurückkehren kann, wenn es doch noch einen sicheren Ort mit Nahrung braucht – und danach wird die Voliere geputzt, desinfiziert und für den nächs-
ten Patienten vorbereitet.»
40 Prozent werden erfolgreich ausgewildert
Um Wildtiere erfolgreich wieder auswildern zu können, gehöre in vielen Fällen nicht nur dazu, während der Pflegezeit möglichst wenig Kontakt mit den Tieren zu haben, sondern auch eine gute Absprache mit Wildhütern, anderen Wildtierfachleuten und allen möglichen Ämtern und Organisationen, erklärt Ulrike Cyrus-Eulenberger: «Wir arbeiten intensiv mit den Tierspitälern Bern und Zürich, aber auch mit den Jagdinspektoraten, kantonalen Ämtern und diversen Tier-
(schutz)organisationen zusammen, damit wir für jedes einzelne Tier die beste Lösung finden.» Insgesamt könnten gegen 40 Prozent der Tiere erfolgreich wieder ausgewildert werden: «Mit dieser Prozentzahl liegen wir im weltweiten Vergleich derartiger Stationen sehr gut.» Wenn die Tiere allerdings irreparable Schäden wie zum Beispiel Blutungen in den Augen aufwiesen, mit höchster Wahrscheinlichkeit in der Natur nicht überleben könnten oder wegen Fehlprägungen nicht mehr auswilderbar seien, sei es oft besser, die Tiere nicht lange leiden zu lassen. «Das tönt vielleicht ein wenig hart, ist aber in vielen Fällen wesentlich humaner, als das Tier über Stunden oder Tage verenden zu lassen.»
Führungen, Beratung – und ein
Lehr-Wildpfad
Neben der Pflege biete die Stiftung Wildstation auch Führungen und telefonische und persönliche Beratung an, weil besseres Wissen über den Umgang mit einheimischen Wildtieren viele Unfälle und Krankheiten verhindern könne, berichtet Ulrike Cyrus-Eulenberger: «Zu 90 Prozent sind nämlich wir Menschen für Unfälle von Wildtieren verantwortlich – sei es im Strassenverkehr, in Gärten und Wiesen oder wegen architektonischen und anderen ‹alltäglichen› Fallen.» So manches Leben könnte durch einfache Vorsichtsmassnahmen und naturnahe Lebensräume gerettet werden.
Auch aus diesem Grund hat die Stiftung Wildstation den «Clara-Higy-Wildpfad» eingerichtet, wo unter anderem auch einige fehlgeprägte Tiere und Unfallopfer, die nicht mehr ausgewildert werden können, quasi als «Botschafter» ihrer Art zu sehen sind. Dieser Lehrpfad ist täglich offen und hat nicht nur für Kinder Interessantes zu bieten, sondern vermittelt auch Erwachsenen wertvolles Wissen im Umgang mit einheimischen Wildtieren. afu\n
«Tut mir leid, dass ich zu spät zum Interview komme», entschuldigt sich Dr. Ulrike Cyrus-Eulenberger. «Uns wurde gerade noch ein krankes Reh gebracht, das ich unbedingt behandeln musste.» Die Tierärztin arbeitet zusammen mit zwei ausgebildeten Wildtierpflegern und drei Auszubildenden in der Wildstation, welche direkt neben dem Schloss Landshut in Utzenstorf liegt. «Wir bekommen jährlich weit mehr als Tausend verletzte, kranke und verwaiste Tiere, die wir hier pflegen und nach Möglichkeit wieder auswildern», erklärt die engagierte Tierärztin, während sie auf eine offene Voliere zeigt. «Hier haben wir gerade ein schönes Beispiel für einen ‹Soft Release›: da war ein Eichhörnchen drin, das die Zähne abgebrochen hatte. Nun sind diese – wie bei Nagern üblich – wieder nachgewachsen und das Tier kann sich wieder selbst ernähren.» Da das Eichhörnchen bereit für die freie Wildbahn sei, habe man einfach die Türe geöffnet – und das Tier sei nach einer gewissen Zeit hinausgegangen: «Für ein paar Tage lassen wir nun noch die Tür offen, damit das Eichhörnchen zurückkehren kann, wenn es doch noch einen sicheren Ort mit Nahrung braucht – und danach wird die Voliere geputzt, desinfiziert und für den nächs-
ten Patienten vorbereitet.»
40 Prozent werden erfolgreich ausgewildert
Um Wildtiere erfolgreich wieder auswildern zu können, gehöre in vielen Fällen nicht nur dazu, während der Pflegezeit möglichst wenig Kontakt mit den Tieren zu haben, sondern auch eine gute Absprache mit Wildhütern, anderen Wildtierfachleuten und allen möglichen Ämtern und Organisationen, erklärt Ulrike Cyrus-Eulenberger: «Wir arbeiten intensiv mit den Tierspitälern Bern und Zürich, aber auch mit den Jagdinspektoraten, kantonalen Ämtern und diversen Tier-
(schutz)organisationen zusammen, damit wir für jedes einzelne Tier die beste Lösung finden.» Insgesamt könnten gegen 40 Prozent der Tiere erfolgreich wieder ausgewildert werden: «Mit dieser Prozentzahl liegen wir im weltweiten Vergleich derartiger Stationen sehr gut.» Wenn die Tiere allerdings irreparable Schäden wie zum Beispiel Blutungen in den Augen aufwiesen, mit höchster Wahrscheinlichkeit in der Natur nicht überleben könnten oder wegen Fehlprägungen nicht mehr auswilderbar seien, sei es oft besser, die Tiere nicht lange leiden zu lassen. «Das tönt vielleicht ein wenig hart, ist aber in vielen Fällen wesentlich humaner, als das Tier über Stunden oder Tage verenden zu lassen.»
Führungen, Beratung – und ein
Lehr-Wildpfad
Neben der Pflege biete die Stiftung Wildstation auch Führungen und telefonische und persönliche Beratung an, weil besseres Wissen über den Umgang mit einheimischen Wildtieren viele Unfälle und Krankheiten verhindern könne, berichtet Ulrike Cyrus-Eulenberger: «Zu 90 Prozent sind nämlich wir Menschen für Unfälle von Wildtieren verantwortlich – sei es im Strassenverkehr, in Gärten und Wiesen oder wegen architektonischen und anderen ‹alltäglichen› Fallen.» So manches Leben könnte durch einfache Vorsichtsmassnahmen und naturnahe Lebensräume gerettet werden.
Auch aus diesem Grund hat die Stiftung Wildstation den «Clara-Higy-Wildpfad» eingerichtet, wo unter anderem auch einige fehlgeprägte Tiere und Unfallopfer, die nicht mehr ausgewildert werden können, quasi als «Botschafter» ihrer Art zu sehen sind. Dieser Lehrpfad ist täglich offen und hat nicht nur für Kinder Interessantes zu bieten, sondern vermittelt auch Erwachsenen wertvolles Wissen im Umgang mit einheimischen Wildtieren. afu\n