Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie
22.08.2011 Aktuell, Burgdorf, GesellschaftAm Donnerstag, den 25. August, findet im Kurslokal der Regionalspital Emmental AG (RSE AG) in Burgdorf um 19.00 Uhr ein Publikumsvortrag zum Thema «Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie» statt. Als Referent wird Dr. med. Hanspeter Käser auftreten. In seinen Ausführungen wird der Facharzt FMH die homöopathische Behandlungsweise anhand von verschiedenen Krankheitsfällen aufzeigen sowie ihre geschichtliche Entwicklung und Wirkungsweise erläutern. Die Moderation übernimmt Dr. med. Hansueli Albonico. Im Anschluss an den Vortrag haben die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, dem Referenten bei einem Apéro Fragen zu stellen.
Hanspeter Käser, Jahrgang 1955, führt gegenwärtig eine Praxis für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Homöopathie in Höchstetten. Im Herbst wird Käser seine Praxis verlegen und zusammen mit zwei Kollegen die Emme-Praxis in Kirchberg eröffnen. Seit rund einem Jahr bietet er wöchentlich eine Homöo-pathie-Sprechstunde an der RSE AG in Burgdorf an. «Die Zusammenarbeit empfinde ich als äusserst fruchtbar», berichtet Käser. «Die verschiedensten medizinischen Fachrichtungen sind hier präsent. Einerseits wird dadurch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Richtungen der Komplementärmedizin gefördert, und andererseits diejenige zwischen der Schul- und der Komplementärmedizin. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die verschiedenen Richtungen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die unterschiedlichen Behandlungsmethoden schliessen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich.»
«D’REGION» unterhielt sich mit dem Arzt Hanspeter Käser über die Homöopathie, deren Potenzial, deren Wirkungsweise und Grenzen.
«D’REGION»: Wann begannen Sie sich für die Homöopathie zu interessieren?
Hanspeter Käser: Vor rund 25 Jahren war ich in der Spital- und Akutmedizin tätig, also in Bereichen, in denen sehr invasiv gearbeitet wurde. Dabei entdeckte ich, dass der Schulmedizin gewisse Grenzen gesetzt sind. Vielen Patientinnen und Patienten konnten wir zwar wirkungsvoll helfen, dafür mussten sie aber oft Nebenwirkungen in Kauf nehmen. In einigen Fällen jedoch wurden lediglich die Schmerzen unterdrückt, ohne dass es gelungen wäre, die Krankheit zu heilen. Ich begann mich über alternative Behandlungsmöglichkeiten als Ergänzung zur Schulmedizin zu informieren und las verschiedene Fachbücher über Homöopathie.
Ein einschneidendes Erlebnis widerfuhr mir in Afrika, wo ich zweieinhalb Jahre als Arzt in einem Missionsspital tätig war. Eines Tages behandelte ich einen Priester, der infolge einer Gürtelrose schreckliche Schmerzen litt. Alle herkömmlichen Medikamente zur Schmerzlinderung zeigten keine Wirkung. Er bat mich, alles Erdenkliche zu versuchen, da er den Schmerz kaum aushalten konnte. Ich gab ihm schliesslich Schlangengift in geringer Konzentration – die Wirkung war phänomenal, bereits nach kurzer Zeit verspürte der Patient keine Schmerzen mehr. Danach war ich fest entschlossen, mehr über alternative Behandlungsmöglichkeiten und ihre Wirkungsweise herauszufin-
den. Zurück in der Schweiz, bildete ich mich im Bereich der Homöopathie weiter.
«D’REGION»: Wann ist die Wissenschaft der Homöopathie entstanden und nach welchen Prinzipien funktioniert sie?
Käser: Die Homöopathie ist vor über 200 Jahren entstanden und geht auf die Forschungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann zurück. Seither ist die Behandlungsmethode kontinuierlich weiterentwickelt worden. Zur Herstellung der Arzneimittel werden pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe verwendet. Diese Ausgangsstoffe, Ursubstanzen genannt, werden stufenweise verdünnt. Der Vorgang der starken Verdünnung bei gleichzeitiger Dynamisierung (Verschüttelung oder Verreibung) nennt sich Potenzierung. Dieses Verfahren verstärkt die Wirkung des ursprünglichen Stoffes. Hier setzt vielfach auch die Kritik an der Homöopathie an: Mit der herkömmlichen Physik lässt sich eine Steigerung der erwünschten Wirkung durch das Potenzierungsverfahren nicht nachweisen. Die Quantenphysik dagegen bietet eher Möglichkeiten, den Effekt der Potenzierung zu erklären. Obwohl die Wirkungsweise bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, lässt sich die Wirkung der homöopathischen Arzneien dennoch beweisen.
«D’REGION»: Gibt es nicht Parallelen zum Placebo-Effekt, das heisst, nur wenn ein Patient an die Wirkung homöopathischer Arzneimittel glaubt, kann das Leiden damit geheilt werden...
Käser: Ich bin überzeugt, dass der Glaube keine entscheidende Rolle für den Erfolg oder Nicht-Erfolg der Behandlung spielt. Zu meinen Patienten gehören auch Säuglinge oder Kleinkinder, die ich mit homöopathischen Mitteln erfolgreich gegen Asthma und Neurodermitis behandelt habe. In diesen Fällen war der Glaube an die Wirkungskraft kein zu berücksichtigender Faktor. Hinzu kommt, dass auch Tierärzte mit dem Einsatz von Homöopathie gute Resultate erzielen.
Ich bin jedoch überzeugt, dass die intensiven Gespräche über die zu behandelnde Krankheit, in deren Verlauf sich der Patient mit seinem Leiden auseinandersetzen muss, einen positiven Nebeneffekt auf die Behandlung haben.
«D’REGION»: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie?
Käser: Homöopathische Behandlungen machen dort Sinn, wo die Schulmedizin keine vernünftigen Lösungen anzubieten hat.
Bei chronischen Leiden wie Migräne, rheumatischen Entzündungen, Asthma oder permanenten Schmerzen stösst die Schulmedizin oft an ihre Grenzen und ist lediglich in der Lage, Symptome zu bekämpfen. In solchen Fällen kann durch das richtige homöopathische Mittel eine Verbesserung erzielt oder die Krankheit vollständig geheilt werden.
Homöopathie steht nicht in Konkurrenz zur Schulmedizin, sondern ergänzt sie. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile der beiden Behandlungsmethoden anzuerkennen und zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu kommen. Schlussendlich geht es um das Wohl der Patienten.
«D’REGION»: Gegenwärtig liegen alternative Behandlungsmöglichkeiten – unter ihnen auch die Homöopathie – im Trend. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Käser: Die Komplementärmedizin betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit und nimmt sich Zeit für intensive Konsultationen. Im Bereich der Schulmedizin dagegen ist eine Spezialisierung und Technisierung festzustellen, durch die der menschliche Aspekt manchmal zu kurz
kommt.
«D’REGION»: Ein Patient, der unter Migräne leidet, kommt zu Ihnen in die Sprechstunde. Wie gehen Sie vor?
Käser: Zuerst werden alle notwendigen schulmedizinischen Abklärungen getroffen, um sicher sein zu können, dass wir es wirklich mit einer Migräne zu tun haben. In einem ersten ausführlichen Gespräch, das rund zwei Stunden dauert, versuche ich mir ein genaues Bild vom Patienten und von seiner Krankheit zu machen. Wann begann die Migräne? Welchen Verlauf nahmen die Beschwerden? Wie oft und in welchen Situationen kommt es zu einem Anfall? Wichtig sind insbesondere Auffälligkeiten und Besonderheiten. Zudem muss ich wissen, welche Charakterzüge der Patient aufweist und seine Eigenarten kennenlernen. Anhand der Hinweise, die ich erhalte, wähle ich das passende Arzneimittel aus. Zeigt sich keine Besserung, versuche ich es mit einem anderen Mittel. Im besten Fall ist der Patient geheilt oder es konnte eine signifikante Verbesserung erzielt werden. Um das richtige Mittel zu finden, ist eine regelrechte Detektivarbeit vonnöten.
Hanspeter Käser, Jahrgang 1955, führt gegenwärtig eine Praxis für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Homöopathie in Höchstetten. Im Herbst wird Käser seine Praxis verlegen und zusammen mit zwei Kollegen die Emme-Praxis in Kirchberg eröffnen. Seit rund einem Jahr bietet er wöchentlich eine Homöo-pathie-Sprechstunde an der RSE AG in Burgdorf an. «Die Zusammenarbeit empfinde ich als äusserst fruchtbar», berichtet Käser. «Die verschiedensten medizinischen Fachrichtungen sind hier präsent. Einerseits wird dadurch die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Richtungen der Komplementärmedizin gefördert, und andererseits diejenige zwischen der Schul- und der Komplementärmedizin. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass die verschiedenen Richtungen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Die unterschiedlichen Behandlungsmethoden schliessen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen sich.»
«D’REGION» unterhielt sich mit dem Arzt Hanspeter Käser über die Homöopathie, deren Potenzial, deren Wirkungsweise und Grenzen.
«D’REGION»: Wann begannen Sie sich für die Homöopathie zu interessieren?
Hanspeter Käser: Vor rund 25 Jahren war ich in der Spital- und Akutmedizin tätig, also in Bereichen, in denen sehr invasiv gearbeitet wurde. Dabei entdeckte ich, dass der Schulmedizin gewisse Grenzen gesetzt sind. Vielen Patientinnen und Patienten konnten wir zwar wirkungsvoll helfen, dafür mussten sie aber oft Nebenwirkungen in Kauf nehmen. In einigen Fällen jedoch wurden lediglich die Schmerzen unterdrückt, ohne dass es gelungen wäre, die Krankheit zu heilen. Ich begann mich über alternative Behandlungsmöglichkeiten als Ergänzung zur Schulmedizin zu informieren und las verschiedene Fachbücher über Homöopathie.
Ein einschneidendes Erlebnis widerfuhr mir in Afrika, wo ich zweieinhalb Jahre als Arzt in einem Missionsspital tätig war. Eines Tages behandelte ich einen Priester, der infolge einer Gürtelrose schreckliche Schmerzen litt. Alle herkömmlichen Medikamente zur Schmerzlinderung zeigten keine Wirkung. Er bat mich, alles Erdenkliche zu versuchen, da er den Schmerz kaum aushalten konnte. Ich gab ihm schliesslich Schlangengift in geringer Konzentration – die Wirkung war phänomenal, bereits nach kurzer Zeit verspürte der Patient keine Schmerzen mehr. Danach war ich fest entschlossen, mehr über alternative Behandlungsmöglichkeiten und ihre Wirkungsweise herauszufin-
den. Zurück in der Schweiz, bildete ich mich im Bereich der Homöopathie weiter.
«D’REGION»: Wann ist die Wissenschaft der Homöopathie entstanden und nach welchen Prinzipien funktioniert sie?
Käser: Die Homöopathie ist vor über 200 Jahren entstanden und geht auf die Forschungen des deutschen Arztes Samuel Hahnemann zurück. Seither ist die Behandlungsmethode kontinuierlich weiterentwickelt worden. Zur Herstellung der Arzneimittel werden pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe verwendet. Diese Ausgangsstoffe, Ursubstanzen genannt, werden stufenweise verdünnt. Der Vorgang der starken Verdünnung bei gleichzeitiger Dynamisierung (Verschüttelung oder Verreibung) nennt sich Potenzierung. Dieses Verfahren verstärkt die Wirkung des ursprünglichen Stoffes. Hier setzt vielfach auch die Kritik an der Homöopathie an: Mit der herkömmlichen Physik lässt sich eine Steigerung der erwünschten Wirkung durch das Potenzierungsverfahren nicht nachweisen. Die Quantenphysik dagegen bietet eher Möglichkeiten, den Effekt der Potenzierung zu erklären. Obwohl die Wirkungsweise bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, lässt sich die Wirkung der homöopathischen Arzneien dennoch beweisen.
«D’REGION»: Gibt es nicht Parallelen zum Placebo-Effekt, das heisst, nur wenn ein Patient an die Wirkung homöopathischer Arzneimittel glaubt, kann das Leiden damit geheilt werden...
Käser: Ich bin überzeugt, dass der Glaube keine entscheidende Rolle für den Erfolg oder Nicht-Erfolg der Behandlung spielt. Zu meinen Patienten gehören auch Säuglinge oder Kleinkinder, die ich mit homöopathischen Mitteln erfolgreich gegen Asthma und Neurodermitis behandelt habe. In diesen Fällen war der Glaube an die Wirkungskraft kein zu berücksichtigender Faktor. Hinzu kommt, dass auch Tierärzte mit dem Einsatz von Homöopathie gute Resultate erzielen.
Ich bin jedoch überzeugt, dass die intensiven Gespräche über die zu behandelnde Krankheit, in deren Verlauf sich der Patient mit seinem Leiden auseinandersetzen muss, einen positiven Nebeneffekt auf die Behandlung haben.
«D’REGION»: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie?
Käser: Homöopathische Behandlungen machen dort Sinn, wo die Schulmedizin keine vernünftigen Lösungen anzubieten hat.
Bei chronischen Leiden wie Migräne, rheumatischen Entzündungen, Asthma oder permanenten Schmerzen stösst die Schulmedizin oft an ihre Grenzen und ist lediglich in der Lage, Symptome zu bekämpfen. In solchen Fällen kann durch das richtige homöopathische Mittel eine Verbesserung erzielt oder die Krankheit vollständig geheilt werden.
Homöopathie steht nicht in Konkurrenz zur Schulmedizin, sondern ergänzt sie. Es ist wichtig, die Vor- und Nachteile der beiden Behandlungsmethoden anzuerkennen und zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zu kommen. Schlussendlich geht es um das Wohl der Patienten.
«D’REGION»: Gegenwärtig liegen alternative Behandlungsmöglichkeiten – unter ihnen auch die Homöopathie – im Trend. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?
Käser: Die Komplementärmedizin betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit und nimmt sich Zeit für intensive Konsultationen. Im Bereich der Schulmedizin dagegen ist eine Spezialisierung und Technisierung festzustellen, durch die der menschliche Aspekt manchmal zu kurz
kommt.
«D’REGION»: Ein Patient, der unter Migräne leidet, kommt zu Ihnen in die Sprechstunde. Wie gehen Sie vor?
Käser: Zuerst werden alle notwendigen schulmedizinischen Abklärungen getroffen, um sicher sein zu können, dass wir es wirklich mit einer Migräne zu tun haben. In einem ersten ausführlichen Gespräch, das rund zwei Stunden dauert, versuche ich mir ein genaues Bild vom Patienten und von seiner Krankheit zu machen. Wann begann die Migräne? Welchen Verlauf nahmen die Beschwerden? Wie oft und in welchen Situationen kommt es zu einem Anfall? Wichtig sind insbesondere Auffälligkeiten und Besonderheiten. Zudem muss ich wissen, welche Charakterzüge der Patient aufweist und seine Eigenarten kennenlernen. Anhand der Hinweise, die ich erhalte, wähle ich das passende Arzneimittel aus. Zeigt sich keine Besserung, versuche ich es mit einem anderen Mittel. Im besten Fall ist der Patient geheilt oder es konnte eine signifikante Verbesserung erzielt werden. Um das richtige Mittel zu finden, ist eine regelrechte Detektivarbeit vonnöten.
Interview: Markus Hofer
Anmeldungen zum Vortrag sind möglich bei Priska Maurhofer vom medizinischen Sekretariat am RSE Burgdorf.