In der Burgdorfer Altstadt ist vieles in Bewegung
26.08.2013 Aktuell, BurgdorfMit der Inbetriebnahme der neuen Poller- und Lichtsignalanlage ist am 19. August 2013 in der Burgdorfer Altstadt die neu angepasste Verkehrsordnung in Kraft getreten: Die Schmiedengasse steht für sämtlichen Verkehr bis 17.00 Uhr offen. Die Warenzulieferung für die Betriebe ist somit auf unkomplizierte Weise gewährleistet. Dagegen bleibt die Durchfahrt von 17.00 bis morgens um 6.00 Uhr mittels Pollern gesperrt. Somit behält die Schmiedengasse nach wie vor ihren Charakter als Treffpunkt und Begegnungsort für die Bevölkerung. Abends verwandelt sie sich bei schönem Wetter in eine Piazza mit südländischem Flair, sodass die Gäste der Restaurants den Sonnenuntergang im Freien geniessen und in lauen Sommernächten den Sternenhimmel bestaunen können. Die Einbahnführung in der Grabenstrasse wurde aufgehoben. Die Einfahrt des Busses aus der Rütschelengasse in die Grabenstrasse ist mit einer Lichtsignalanlage sichergestellt. Burgdorf verfügt nach wie vor über die grösste Flanierzone der Schweiz.
Ein attraktiver und lebendiger Stadtteil
In der Altstadt ist also vieles in Bewegung – nicht nur in verkehrstechnischer Hinsicht. Lange Zeit galt der historische Kern der Zähringerstadt als das grosse Sorgenkind Burgdorfs. Betrachtet man jedoch die Entwicklung in den letzten Jahren, wird deutlich, dass mit Erfolg zahlreiche positive Impulse und Eckpunkte gesetzt werden konnten. Die Vorstellung, mit der Altstadt gehe es kontinuierlich abwärts – wie auf einer Einbahnstrasse – ist somit falsch. Die Aufhebung des Einbahnsystems in der Grabenstrasse lässt sich daher auch als Symbol für den sichtbar werdenden Aufschwung interpretieren.
Wer heute aufmerksam durch die Gassen und Strassen der Altstadt bummelt, entdeckt einen attraktiven und lebendigen Stadtteil, der sich durch ein vielseitiges Geschäfts-, Kultur- und Dienstleistungsangebot auszeichnet. Es gibt viel zu entdecken, zu erkunden und zu bestaunen. Zudem laden die verschiedenen Gastronomiebetriebe zum Verweilen ein.
«Die unternommenen Anstrengungen tragen Früchte»
«Die Aufenthaltsqualität in der Altstadt ist unvergleichlich», hält Christoph Balmer, Geschäftsführer von Pro Burgdorf, fest. «Die konzentrierten Anstrengungen von Altstadt Plus in Zusammenarbeit mit der Stadt, der Burgergemeinde, dem Altstadtleist, den Liegenschaftsbesitzern und Geschäftsinhabern sowie zahlreichen Burgdorferinnen und Burgdorfern, die sich in mannigfacher Form für den historischen Stadtteil eingesetzt haben, tragen unverkennbar Früchte. Als das Projekt Altstadt Plus im Jahr 2011 seine Arbeit aufnahm, sah die Situation eher düster aus: Die Altstadt befand sich nach zahlreichen Ladenschliessungen in einer Krisensituation. Es galt zunächst, eine Diagnose der Problematik sowie ein umfassendes Konzept für die Gesundung der ‹Patientin Altstadt› zu erstellen. Seither wurde intensiv an ihrer Rekonvaleszenz gearbeitet. Mit vereinten Kräften ist es gelungen, die Leerstände systematisch zu reduzieren – zurzeit stehen noch fünf Ladenlokale leer oder werden nur als Lager benutzt. Zahlreiche neue Geschäfte und Dienstleistungsanbieter haben sich bis heute wieder in der Altstadt angesiedelt und profitieren vom einzigartigen Ambiente. Die gezielte Förderung von qualitativ hochstehendem Kunsthandwerk und von Spezialitätenläden hat sich als strategisch richtig herausgestellt. Ausserdem haben wir den Märkten in der Altstadt zu neuer Vitalität verholfen. Mehrere Liegenschaften wurden saniert und in attraktiven Wohnraum umgewandelt. Ruhigen Gewissens lässt sich heute also sagen: Die Patientin hat sich erholt und befindet sich gesundheitlich auf gutem Weg. Mit der Sanierung des Casino Theaters wird sich der positive Trend fortsetzen. Dass trotz allem auch mit Rückschlägen zu rechnen ist, zeigte die überraschende Schliessung des Hofstattmarktes. Mehrere Bewerber mit unterschiedlichen Geschäftsideen haben aber bereits Interesse an besagten Räumlichkeiten bekundet.»
Neueröffnungen als Zeichen des Aufschwungs
Sichtbarste Zeichen für die Aufbruchstimmung in der Altstadt sind diverse Neueröffnungen. Seit Anfang Mai heissen die Angestellten des Hotels Orchidee, mit Sitz an der Schmiedengasse 20, Gäste aus nah und fern in der Altstadt willkommen. Das Hotel ist – wie die Heimstätte Bärau und das Wohnheim Balance – eine Tochtergesellschaft der Stiftung LebensArt. Dem Betrieb ist ausserdem ein Ladengeschäft angegliedert, in dem Eigenprodukte der Marke «Bärau stark» angeboten werden.
Positive Bilanz beim Hotel Orchidee
Die Geschäftsführerin Heidi Beyeler zieht eine erfreuliche Bilanz der ersten Betriebswochen: «Der Start verlief besser als erwartet. Dazu trägt die Lage unseres Hotels bei, die nicht schöner sein könnte. Ich bin überzeugt, dass sich die unterschiedlichen Geschäfte und Gastronomiebetriebe gut ergänzen und viel zu einer lebendigen Altstadt beitragen.»
Neue Postagentur in der Altstadt-Papeterie
Seit dem 1. Juli 2013 freut sich Markus Lehmann, Inhaber des Spielwarengeschäfts Buchmann & Co. an der Hohengasse, über die Vergrösserung seines Betriebs durch die Eröffnung der Altstadt-Papeterie. Diese dient zugleich als neue Postagentur. Lehmann schätzt die Zukunft der Altstadt optimistisch ein: «Man spürt, dass oftmals unbemerkt von der Öffentlichkeit im Hintergrund viel für den historischen Stadtteil gearbeitet wird. Eines von vielen Beispielen ist die Dekoration des Schaufensters der ehemaligen St. Galler Metzgerei. Die Investitionen der Liegenschaftsbesitzer und Unternehmer offenbaren, dass das Vertrauen in den Standort vorhanden ist. Ich bin überzeugt, dass die Altstadt in Zukunft weiter an Schwung gewinnt. Ihr Charme ist schliesslich unvergleichlich.» Lehmann betrachtet die neue Verkehrsregelung als weiteren Mosaikstein, um die Kundenfrequenz zu erhöhen: «Die Lösung ist ein guter Kompromiss, hinter dem ich voll und ganz stehen kann.»
Neuer Gastrobetrieb
In Kürze steht eine weitere Neueröffnung an: Der Cocktailspezialist Konstantinos Stefos wird an der Schmiedengasse 2, im ehemaligen «Zunfthaus zur Pfistern», auf drei Stockwerken ein innovatives Gastronomiekonzept umsetzen.
Mit der Entwicklung zufrieden
Dass gegenwärtig in der Altstadt ein frischer Wind weht, betonen auch Thomas und Joyce Herzog, die gemeinsam seit über 25 Jahren das Fachgeschäft «Wohnform Herzog AG» führen: «Die Veränderungen der letzten Jahre werten wir positiv. Das neue Verkehrsregime ist ebenfalls ein Schritt in die richtige Richtung. Die Konsumentinnen und Konsumenten unterstützen zunehmend kleinere Geschäfte, bei denen sie kompetente Ansprechpersonen finden. Davon profitiert auch die Altstadt.»
H.P. Klötzli, Geschäftsinhaber von Messer Klötzli in Bern und Burgdorf, bemerkt ebenfalls eine positive Entwicklung: «Insbesondere sind die verschiedenen Märkte eine grosse Bereicherung und widerspiegeln eine lebendige Altstadt. Die Lebens- und Wohnqualität im Quartier hat spürbar zugenommen. Die Altstadt mit ihrer einzigartigen Ausstrahlung verfügt über viel Potenzial und bietet spezialisierten Fachgeschäften viele Perspektiven. Entscheidend sind nun die Vermarktung und Präsentation.» Auf diese Bereiche wollen Pro Burgdorf und Altstadt Plus in Zukunft ihren Fokus richten.
Gemeinsamer Marktauftritt von Altstadt und Bahnhofquartier
In der zweiten Phase des Projekts Altstadt Plus geht es darum, das qualitative und quantitative Niveau mindestens zu halten, eher aber auszubauen. Leerstände sollen weiter vermieden und parallel dazu die Angebotsqualität gesteigert werden. Mit gezielten Werbeaktionen wird beabsichtigt, die jährlich rund 10 000 Besucherinnen und Besucher des Museums Franz Gertsch zu einem Altstadtbummel zu verführen. Ausserdem sollen Altstadt und Bahnhofquartier mittels Verbundwerbung vermarktet und damit einem überregionalen Zielpublikum schmackhaft gemacht werden.
Markus Hofer