Stärkere Regionalisierung der Psychiatrie- Angebote

  18.11.2013 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft

Vor zwei Jahren beauftragte die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern die psychiatrischen Dienste der verschiedenen Regionen, ein Konzept zur psychosozialen Versorgung zu erstellen. Vertreter dieser Arbeitsgruppe stellten vergangene Woche das Regionalversorgungskonzept Emmental vor. Die Planungsperiode wurde für 2015 – 2018 festgelegt. Bevor die eigentliche Konzeptarbeit starten konnte, wurde die Ist-Situation analysiert: Laut Christine Frötscher, Projektleiterin Versorgungskonzept, erachtet die Arbeitsgruppe die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Spitex, Sozialdiensten, Behörden, Beratungseinrichtungen und den verschiedenen psychiatrischen Diensten als gut und gegenseitig wertschätzend. Dagegen bemängelte das Team unter anderem das unzureichende stationäre Angebot im Spital Emmental. Die psychiatrischen Dienste der Region Emmental sollten für die zirka 150 000 Einwohner der Region eine psychiatrische Grundversorgung anbieten. Laut Statistik besteht in der Schweiz bei rund 19 Prozent der Bevölkerung ein psychiatrischer Behandlungsbedarf, davon bei zwölf Prozent ein stationärer. Würde man das umrechnen auf unsere Region, ergäbe das über 3000 stationäre Psychiatriepatienten im Jahr, was aber nicht vereinbar ist mit den 18 Betten, die das Spital Burgdorf dafür bereithalten kann.

Weiter wurde das alterspsychiatrische Angebot als unzureichend kritisiert, ebenso wie ein Ressourcenmangel in der Vernetzung zwischen dem kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst und dem Emmental.

Leitideen für die Zukunft sollten möglichst schnell umgesetzt werden
Leitideen für die Zukunft sind gegeben. Der Patient steht im Mittelpunkt und die Therapie soll auf jeden Einzelnen abgestimmt werden. Nicht stigmatisierende Hilfe vor Ort hat erste Priorität, sei es zu Hause, in einer Tagesklinik oder in der stationären Abteilung des Regionalspitals. Eine Beziehungskonstanz ist von immenser Bedeutung und erleichtert vor allem in schwierigeren Situationen eine Therapie. Für Menschen in einer psychischen Krise soll ein 24-Stunden-Notfalldienst mit optimalen Triage-Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Dr. med. Thierry de Meuron, Chefarzt Psychiatrie a.i., ergänzte jedoch, dass die Mehrzahl der Patienten durch hausärztliche Vermittlung zum psychiatrischen Dienst gelangen würden. Im erarbeiteten Konzept wird auch der demografischen Entwicklung Rechnung getragen. Mit der stets steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der demenzkranken Menschen stark ansteigen.

Gerhard Schmutz, Vertreter der Vereinigung der Angehörigen von Schizophreniekranken (VASK) legt Wert darauf, dass die Austrittsplanung eines Patienten bereits beim Eintritt in die Klinik beginnt. Um eine Stigmatisierung des Erkrankten und dessen Angehörigen zu verhindern, brauche es mehr ambulante Teams. In den meis-
ten Fällen benötige der Patient kein Bett, sondern Menschen, seien es Angehörige oder Pflegefachleute der Spitex und der ambulanten Psychiatrie. Wo möglich, sollte zu Hause interveniert und geholfen werden.

Helen Käser


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