Der Film «Uli der Knecht» feiert sein 60-jähriges Jubiläum

  26.03.2014 Aktuell, Kultur, Lützelflüh, Vereine

Am vergangenen Samstag lud das Gotthelf Zentrum Emmental Lützelflüh zur Vernissage der Sonderausstellung 2014 ein. Unter dem Motto «Uli der Knecht wird 60» würdigt Werner Eichenberger, Mitglied des GZEL-Leitungsteams und Kurator der diesjährigen Wechselausstellung, das filmische Schaffen des grossen Burgdorfer Regisseurs Franz Schnyder. «Die Gotthelf-Verfilmungen haben – genauso wie die Hörspiele von Ernst Balzli – viel zur Popularität von Jeremias Gotthelf in der Bevölkerung beigetragen. Die Schweizerinnen und Schweizer strömten jeweils in Scharen in die Kinos. Die Filme erwiesen sich als kommerzielle Erfolge, obwohl die Filmkritiken mehrheitlich negativ ausfielen», erläutert Eichenberger.

Franz Schnyder (1910–1993) inszenierte seinen ersten Gotthelf-Film im Jahr 1954 anlässlich des 100. Todestages des Pfarrers und Schriftstellers Albert Bitzius. «Uli der Knecht» verzeichnete 1,6 Millionen Kinoeintritte und avancierte zu einem unsterblichen Klassiker des Schweizer Films. Lilo Pulver und Hannes Schmidhauser galten in der Folge als das Traumpaar der Nation im Film. Schnyder drehte fünf weitere Gotthelf-Adaptionen: 1955 «Uli der Pächter», 1958 «Die Käserei in der Vehfreude», 1960/61 die beiden «Anne Bäbi Jowäger»-Filme und 1964 der in Farbe gedrehte Film «Geld und Geist».

«Grosses Schweizer Kino»
Der Filmemacher, Fotograf und Journalist Bernhard Giger thematisierte in seinem Referat an der zahlreich besuchten Vernissage das schwierige Verhältnis zwischen Franz Schnyder und den Vertretern einer jüngeren Generation von Filmemachern, die in den 1960er-Jahren den Schweizer Film revolutionierten. Sie legten grossen Wert auf Realismus, verfolgten einen politischen Anspruch und stellten die Risse und Schattenseiten der modernen Wohlstandsgesellschaft dar. Die  Gotthelf-Filme attackierten sie als Inbegriff des konservativen Heimatfilms. Schnyder wehrte sich stets mit zunehmender Wut und Verbitterung gegen die Abqualifizierung seiner Gotthelf-Adaptionen als Heimatfilme.

Im Laufe der Jahre hat die Beurteilung des Werks von Franz Schnyder einen Wandel erfahren: Ideologische Debatten sind in den Hintergrund getreten, die einstige Ablehnung ist der Anerkennung gewichen. So bezeichnete Bernhard Giger die Filme von Franz Schnyder als «grosses Schweizer Kino».

Diorama eines Filmdrehs auf der Glungge
Die reich bebilderte Sonderausstellung liefert zahlreiche Hintergrundinformationen zur Biografie von Franz Schnyder, zeigt Originalmaterial und präsentiert viel Wissenswertes zu den «Uli»-Filmen. Blickfang der Wechselausstellung bildet das Diorama (plastisch wirkendes Schaubild) eines Filmdrehs auf der «Glungge», dem imposanten Bauernhof in Rüedisbach, Wynigen. Wer möchte, kann sich neben das einstige Traumpaar der Nation – Vreneli und Uli – stellen und den Besuch im Zentrum mit einem Foto verewigen.

Neue Exponate
In der Dauerausstellung gibt es neue Exponate zu bestaunen – u.a. die Kaffeekanne und den Teekrug der Familie Bitzius. Gotthelf war ein leidenschaftlicher Kaffee-Trinker. Auch der Besuch des Gotthelf-Spychers lohnt sich für die Besucherinnen und Besucher. Zu bewundern sind der Kinderwagen des kleinen Albert Bitzius, verschiedene Spielsachen und Bücher, aber auch das Steinschlossgewehr, mit dem der Vikar und Pfarrer auf die Jagd ging.
Das Gotthelf Zentrum Emmental Lützelflüh wird am Samstag, den 5. April, seine Tore wieder öffnen.

Markus Hofer


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