Dienstleistungsorganisation für neun Gemeinden

  04.03.2014 Aefligen, Aktuell, Kirchberg, Gesellschaft, Region, Lyssach, Ersigen, Niederösch, Oberösch, Rüdtligen-Alchenflüh, Rüti bei Lyssach, Kernenried

Das Büro befindet sich im Kirchberger Gemeindehaus an der Solothurnstrasse 2. Dort sind beim Eingang die Aufgaben aufgelistet: «Führen der Sekundarschule, Führen der Kleinklassen, Führen des Spezialunterrichts, hauswirtschaftlicher Unterricht, Koordination im Schulwesen, Bestattungs- und Friedhofwesen, Gesundheitswesen (Lebensmittel- und Trinkwasserkontrolle, Pilzkontrolle), Beteiligung am Amtsanzeiger, Überwachung der Ladenschlussordnung, Führen des Altersheims Kirchberg, Unterstützung der Erwachsenenbildung, Aufgaben im Bereich der öffentlichen Sicherheit.»

Rolf Gasser (Ersigen), seit 2013 Verbandsratspräsident und Nachfolger von Reto Pedrett (Kirchberg), präzisiert, dass zum Schulwesen auch die Klassen für besondere Förderung, der Spezialunterricht sowie Deutsch als Zweitsprache gehören und der Gemeindeverband zudem für den Zivilschutz und als regionales Führungsorgan zuständig ist. Der Gemeindeverband finanziert seine Aufgaben mit Gemeindebeiträgen. Für den Ablauf der jährlich zwei Abgeordnetenversammlungen ist neu der Kirchberger Landwirt Walter Bütikofer zuständig. Sein Vorgänger war Lorenz Wacker (Kirchberg).

«D’REGION»: Wann wurde der Gemeindeverband Kirchberg gegründet – und umfasst er seit jeher diese neun Gemeinden?
Rolf Gasser: 1836 erfolgte die Gründung durch die Gemeinden des Kirchspiels von Kirchberg. Damals waren es zehn Gemeinden. Längst nicht mehr dabei ist einzig Rumendingen. 1973, mit der Trennung von Kirche und Staat, übernahm der Gemeindeverband auch das Friedhofwesen.

«D’REGION»: Welches war der Auslöser für die Gründung?
Rolf Gasser: Grund war das Führen einer Sekundarschule für Buben und Mädchen. Das war neu, weil die Mädchen andernorts keine Sekundarschule besuchen durften.

«D’REGION»: Wie viele Leute beschäftigt der Gemeindeverband aktuell – ist die Tendenz steigend?
Rolf Gasser: Er umfasst heute 70 Vollzeiteinheiten – verteilt auf 110 Mitarbeitende. Die Tendenz ist eher steigend – vor allem bei der Schule und dem Zivilschutz. Zudem stecken wir in der Abklärungsphase bezüglich eines Verbandssekretariats zur Entlastung von Geschäftsführerin Doris Järmann.

«D’REGION»: Diese wohnt in Radelfingen bei Aarberg. Sie ist die einzige Angestellte ausserhalb der Verbandsgemeinden. Weshalb?
Rolf Gasser: Die Wahl erfolgte 2010. Das Auswahlverfahren richtet sich immer nach dem vorhandenen Pflichtenheft und dem Funktionsbeschrieb der zu besetzenden Stelle. Daraus ergeben sich die Auswahlkriterien für die Stellenvergabe und Wahl des Kandidaten. Entscheidend sind die höchs­ten Übereinstimmungen mit den definierten Punkten. Andere Kriterien sind zu subjektiv und dürfen bei der Vergabe von öffentlichen Stellen nicht berücksichtigt werden.

«D’REGION»: Die Organe des Gemeindeverbandes sind die neun Verbandsgemeinden, die Abgeordnetenversammlung, der Verbandsrat und die Kommissionen mit Entscheidbefugnis. Wie hoch ist der Zeitaufwand?
Rolf Gasser: Der Verbandsrat trifft sich zu elf Sitzungen jährlich sowie zu ein bis zwei Klausuren, die Zivilschutzkommission viermal, die Friedhofkommission drei- bis fünfmal, die Sekundarschulkommission rund achtmal, die Kommission Klassen für besondere Förderung etwa achtmal, die Betriebskommission Seniorenzentrum Emme viermal, die Turnhallenkommission zwei- bis viermal und die Baukommission fünf- bis achtmal.

«D’REGION»: Im Dezember 2012 wurden Sie von der 81. Abgeordnetenversammlung in der Aula der Sekundarschule Kirchberg für 2013 – 2016 zum neuen Verbandsratspräsidenten gewählt. Welches sind die Hauptaufgaben des elfköpfigen Verbandsrates, dem die strategische Führung des Gemeindeverbandes obliegt?
Rolf Gasser: Der Verbandsrat hat die Aufgabe, die genannten Geschäftsfelder zu führen und zu steuern. Die Hauptaufgaben sind die Erstellung des Investitionsbudgets – vor allem bezüglich Werterhaltung der Gebäude –, die Erstellung und Kontrolle der Budgets, die strategische Weiterentwicklung des Verbandes in den einzelnen Geschäftsfeldern unter Einbezug der Interessen aller Verbandsgemeinden, Angestellten und gewählten Rats- sowie Kommissionsmitglieder.

«D’REGION»: Bei Ihrer Antrittsrede nannten Sie diverse Ziele. Sind Sie damit heute zeitlich im Fahrplan?
Rolf Gasser: Die Einarbeitung der Angestellten der Zivilschutzorganisation ist abgeschlossen. Die Aufgabe der Optimierung der Sekundarstufe 1
im Gemeindeverband ist ein komplexes Projekt, in das alle Ansprechgruppen einbezogen werden müssen. Der momentane Stand der Arbeiten lässt die Hoffnung zu, dass eine für alle tragbare Lösung gefunden werden kann.

«D’REGION»: Welches sind aktuelle, welches künftige Projekte des Gemeindeverbandes?
Rolf Gasser: Zurzeit die Optimierung der Sekundarstufe 1, das Errichten eines Schulsekretariates und das interne Kontrollsystem. Künftig werden wir uns unter anderem mit der Modernisierung der Turnhallen am Reinhardweg beschäftigen. Es geht um die Infrastrukturverbesserung für den Leichtathletikclub Kirchberg und den Schwingklub Kirchberg in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kirchberg, die hälftig mit dem Gemeindeverband Besitzer des Gebäudes ist.

«D’REGION»: Wie sieht es mit Gross­investitionen aus?
Rolf Gasser: Die Auswechslung der Fenster beim Seniorenzentrum ist beendet. Momentan beschäftigen wir uns mit dem Unterhalt der Schulgebäude, künftig mit Zimmerrenovationen im Seniorenzentrum und einem Erweiterungsbau.

«D’REGION»: Worauf darf der Gemeindeverband Kirchberg stolz sein, wo hat er noch Defizite?
Rolf Gasser: Er hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte zu einem KMU mit sehr interessanten Geschäftsfeldern im Interesse der neun Verbandsgemeinden entwickelt. Eine Arbeit, bei welcher der Gemeindeverband in Zukunft vermehrt mithelfen muss, ist die Öffentlichkeitsarbeit, denn die Aufgaben und der Wirkungskreis des Verbandes sind in der breiten Öffentlichkeit nicht sehr bekannt.

«D’REGION»: Der Gemeindeverband Kirchberg ist zuständig für die Bestattung auf den Friedhöfen Kirchberg und Rüti bei Lyssach. Können Angehörige von Verstorbenen wählen, ob diese in Kirchberg oder Rüti bei Lyssach bestattet werden?
Rolf Gasser: Nein. Im Friedhof Rüti dürfen nur Einwohner der Gemeinde Rüti bestattet werden oder Personen, die eine Beziehung zu Rüti nachweisen können.

«D’REGION»: Abgeordnete der neun Gemeinden innerhalb des Gemeinde­verbandes Kirchberg gibt es 22 – mit 64 Stimmen. Wie erfolgt die Zuteilung?
Rolf Gasser: Die Stimmenzahl der Abgeordneten basiert auf der Einwohnerzahl der jeweiligen Verbandsgemeinde. Jede Verbandsgemeinde hat das Anrecht auf mindestens ein Mitglied im Verbandsrat. Kirchberg als mit Abstand grösste Gemeinde hat Anrecht auf drei Verbandsratsmitglieder.

«D’REGION»: Welches war Ihre bisher grösste Genugtuung als Verbandsratspräsident?  
Rolf Gasser: Die Freude, zusammen mit Angestellten, Verbandsrat und Kommissionsmitgliedern zukunftsträchtige Lösungen zu erarbeiten, ist der Motor meines Einsatzes. Dass dabei diverse Hindernisse überwunden werden müssen, gehört zum «Geschäft».

Zur Person
Rolf Gasser wurde am 11. August 1960 geboren. Er wuchs in Langnau i.E. auf und wohnt in Ersigen. Er ist verheiratet mit Susanne, geborene Rösch. Die beiden haben zwei Kinder: Patrick, 24-jährig, und Lukas, 21-jährig. Rolf Gasser bildete sich zum eidgenössisch diplomierten Käsermeister aus. Heute ist er Geschäftsführer des Eidgenössischen Schwingerverbandes. Seine politischen Ämter: Wehrdienstkommission Oberösch (1992 –1996), Sekundarschulkommission Kirchberg (1992 –1996), Schulkommission Ersigen (2002 – 2005), Gemeinderat Ersigen (seit 2006), Verbandsrat Kirchberg (seit 2009), Verbandsratspräsident Gemeindeverband Kirchberg (seit 2013). Hobby: Sport generell.

Hans Mathys

 

Kontaktadresse:
Gemeindeverband Kirchberg
Solothurnstrasse 2
3422 Kirchberg
Telefon 034 445 47 77
www.gv-kirchberg.ch
info@gv-kirchberg.ch


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