Diese Erfindung kann sehr vielen Menschen helfen
12.03.2014 Aktuell, Burgdorf, Gesellschaft
Zum 11. Mal wird in der Markthalle Burgdorf in festlichem Rahmen vor rund 250 Anwesenden der Innopreis verliehen, der einer breiten Öffentlichkeit die Faszination eines Studiums am «altehrwürdigen Tech» (heute Berner Fachhochschule BFH) vermitteln soll.
Fünf schaffen es in die Endrunde
Nach einer sorgfältigen Vorselektion der am Tech entstandenen Projekte schaffen es fünf Arbeiten in die Endrunde, die in einer je zehnminütigen Präsentation dem Publikum vorgestellt werden. Während Letzteres über den Publikumspreis entscheidet, zieht sich die fünfköpfige Jury zur Beratung zurück.
Jury-Präsidentin Béatrice Lüthi (Geschäftsführerin Lüthi Aufzüge AG, Lindenholz) informiert über die Beurteilung der fünf Projekte und präsentiert den zweiten Sieger Michael Walczak (Studiengang Joint Master of Architecture) mit «Flex Ply Pavillon», einem einer Jurte in Aussehen und Konstruktion nachempfundenen Holz-Pavillon. Dieser kann von drei Personen in drei Stunden auf- oder abgebaut werden und ist vielfach einsetzbar. Laut Walczak steht «die Konstruktion für eine niederschwellige, betont einfache Technologie, wobei mit geringstem architektonischem Aufwand ein Maximum an räumlicher Qualität erzielt wird», wofür er das Preisgeld von 5000 Franken (gestiftet von Güdel AG, Langenthal) entgegennimmt.
Haushoher Favorit
Der 26-jährige Michael Muster (Studien-gang Master of Science in Biomedical Engineering) muss selber schmunzeln, als er seine «Kitzelmaschine» präsentiert. Er hat das Fuss-Stimulationsmodul für die optimale Aktivierung von Nervenbahnen bei neurologischen Patienten entwickelt. Gut verständlich erläutert Muster in seiner Präsentation, wie analog zum natürlichen Schrittverlauf ganz unterschiedliche Zonen des Fusses zu unterschiedlichen Zeitpunkten angeregt werden.
Das Publikum erfährt nebenbei, dass der künftige Biomedizin-Ingenieur erblich vorbelastet ist: Sein Grossvater hat vor Jahrzehnten ein Ingenieurstudium am Burgdorfer Tech absolviert, und sein Vater ist Arzt. «Ich habe beide Berufsziele verbunden. Mit der zusätzlichen Anregung der Achillessehne mobilisiere ich nicht nur verschiedene Fusszonen, sondern auch diesen für die Mobilität eines Patienten so wichtigen Bereich. Ziel ist es, die Komplikationen der Immobilität zu reduzieren und die Patienten früher in den Alltag zurückkehren zu lassen.»
Marktreife Erfindung
In ihrer Würdigung des Siegerprojektes spricht Béatrice Lüthi von «der hohen Eigenleistung von Muster, der eine Maschine zur Verbesserung der Situation leidender Menschen entwickelt hat». Sie hebt die praktisch marktreife Erfindung, welche das Publikum am Präsentationsstand selber ausprobieren kann, als «gutes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen der BFH und den Universitäten Lausanne und Hamburg hervor. Völlig neu sei die Mobilisierung der Achillessehne.» Muster kann aus der Hand von Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch den von der Stadt ausgerichteten Hauptpreis von 10 000 Franken entgegennehmen.
Auch der Publikumspreis geht mit 34,48 Prozent aller Stimmen und einem Preisgeld von 1000 Franken (gestiftet von der Raiffeisenbank Burgdorf) an Michael Muster. Die drei verbleibenden Projekte von Marcel Wälti (BYB Bond your Base, eine Plattform zur Finanzierung von Spielertransfers in Sportclubs), Joze Smole (biobasierte ultraleichte Spanplatten für den Bausektor) sowie Anke Lehmann (Krankenpflege unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede bei Immigranten) werden mit je 2000 Franken ausgezeichnet.Gerti Binz