Rot-grün behält die Mehrheit
01.04.2014 Aktuell, Politik, GesellschaftNach einem langen, aber eher faden Wahlkampf fanden am vergangenen Wochenende endlich die Wahlen statt, es wurden sowohl eine neue Regierung als auch ein neues Parlament bestimmt. Nachdem am Sonntagmittag die Urnen geschlossen worden waren, stellten sich die Kandidatinnen und die Kandidaten, Medienvertreter und Politologen auf ein langes Warten ein.
Am frühen Nachmittag trafen dann die ersten Trendrechnungen ein und es zeigte sich bald, dass die Auszählung spannender werden sollte, als man zunächst vermutet hatte. Ob die rot-grüne Mehrheit im Regierungsrat bestehen bliebe oder ob die Bürgerlichen ein Comeback feiern könnten, sollte sich im Berner Jura zeigen. Die aufmerksamen Beobachter bemerkten nämlich bald, dass Manfred Bühler (SVP) aus Cortébert gut im Rennen lag und den Bisherigen Philippe Perrenoud in arge Bedrängnis brachte. Des Weiteren kristallisierte sich bald eine eindeutige Gewinnerin heraus: Beatrice Simon (BDP) konnte sich schnell mit deutlichem Abstand von den anderen Kandidaten absetzen und kletterte vom zweitletzten Platz, den sie vor vier Jahren eingenommen hatte, auf die Spitzenposition.
Am frühen Abend nahte schliesslich die Entscheidung und die Spannung stieg rasant an. Sollte es den Bürgerlichen gelingen, die Mehrheit im Regierungsrat dank des bernjurassischen Juristen und Grossrats zu erobern? Die Wahl von Manfred Bühler (SVP) wäre eine grosse Überraschung geworden, da er gerade im deutschsprachigen Kantonsteil nicht sehr bekannt ist. Es kam jedoch anders: Bei der Bekanntgabe der Resultate, die mit grosser Spannung im Rathaus erwartet wurden, zeigte sich, dass Philippe Perrenoud sich gegen Manfred Bühler knapp durchsetzen konnte. Dieser verpasste seine Wahl haarscharf durch den erstmaligen Einsatz des sogenannten geometrischen Mittels. Im Prinzip des geometrischen Mittels werden die Stimmen, die ein Jura-Kandidat im Berner Jura erzielt, mit jenen multipliziert, die er im ganzen Kanton erhält. Um eine handliche Zahl präsentieren zu können, wird aus dem Ergebnis noch die Wurzel gezogen. Diese Berechnung führt zum sogenannten geometrischen Mittel, das dafür sorgt, dass nicht ein Kandidat gewählt wird, der nur im Restkanton und nicht im Berner Jura die Mehrheit erzielte.
Wie schon in den Hochrechnungen angekündigt, wurde zudem Beatrice Simon (BDP) mit einem Glanzresultat im Amt bestätigt. Ebenfalls wiedergewählt wurden Christoph Neuhaus (SVP), Hans-Jürg Käser (FDP), Bernhard Pulver (Grüne), Andreas Rickenbacher (SP) und Barbara Egger-Jenzer (SP). Die restlichen angetretenen Kandidat/innen Marc Jost (EVP), Barbara Mühlheim (glp), Bruno Moser (parteilos) und Josef Rothenfluh (parteilos) blieben chancenlos. Die Stimmbeteiligung lag bei 31,1 Prozent.
Auch bei den Grossratswahlen gab es einige spannende Entwicklungen zu beobachten. Das 160-köpfige Berner Kantonsparlament wird von der SVP dominiert, die fünf Sitze gewinnen konnte und nun über insgesamt 49 verfügt. Sie ist damit nach wie vor die wählerstärkste Partei im Kanton Bern. Auf die SVP folgt die SP, die 33 Mitglieder in der Legislative stellt. Vor vier Jahren hatte sie noch 35 Mandate inne.
Grosse Siegerin der Wahlen ist die glp, die sieben Sitze gewinnen konnte und nun insgesamt elf Mandate hat. Nachdem die Partei bereits 2010 auf Anhieb vier Sitze erobert hatte, konnte sie ihren Erfolg bei der zweiten Teilnahme an den Grossratswahlen massiv steigern. Dies geschah wohl in erster Linie auf Kosten der BDP, die in den aktuellen Wahlen einige Federn lassen musste. Die BDP verlor insgesamt elf Sitze und verfügt nur noch über vierzehn Mandate. Nach ihrem gewaltigen Erfolg vor vier Jahren gehört die Bürgerlich-Demokratische Partei nun zu den grossen Verlierern der Wahlen.
Einen Sitzgewinn kann auch die EVP vorweisen, die im Vergleich zu 2010 zwei Sitze wieder gutmachen konnte und neu insgesamt über zwölf Sitze verfügt.
Die FDP stellt 17 Grossräte, die Grünen 16, die EDU 5 und die PSA (Parti socialiste autonome) 3.
Wahlkreis Emmental
Auch im Wahlkreis Emmental bleibt die SVP die dominante Partei. Mit 36,73 Prozent Wähleranteil eroberte sie sechs Sitze und konnte somit im Vergleich zu 2010 einen Sitz gewinnen. Fritz Reber, Alfred Bärtschi und Walter Sutter von der Liste SVP Oberes Emmental sowie Hugo Kummer, Andrea Pieren und Markus Aebi von der Liste Unteres Emmental haben den Sprung in die Legislative geschafft.
Zweitstärkste Kraft im Emmental ist mit 15,94 Prozent Wähleranteil die SP Emmental, welche einen Sitz verlor und nun über zwei Mandate verfügt. Es wurden Elisabeth Zäch und Andrea Lüthi von der Liste SP Unteres Emmental gewählt. Elisabeth Zäch erhielt am meisten Stimmen im Wahlkreis Emmental und liegt mit 8313 Stimmen deutlich vor Samuel Leuenberger (BDP) mit 6157 Stimmen und Hugo Kummer (SVP) mit 6116 Stimmen.
Die BDP Emmental ist hingegen von der zweitstärksten zur drittstärksten Kraft herabgestuft worden. Mit 14,76 Prozent Wähleranteil konnte sie zwei Sitze erobern und musste somit einen Sitz hergeben. Gewählt wurden Samuel Leuenberger und Peter Studer, den Sitz von Franz Haldimann, der nicht mehr angetreten ist, verlor die Partei.
Die Grünen belegen mit 7,49 Prozent den vierten Rang in der Gunst der Wähler. Mit Michel Seiler schicken sie ein neues Gesicht nach Bern und konnten ihren einzigen Sitz halten. Ebenfalls jeweils ein Mandat im Grossen Rat haben die EVP mit Martin Aeschlimann, die FDP mit Peter Sommer und die EDU mit Ernst Tanner. Anders als in den Gesamtresultaten im Kanton Bern, kann die glp im Wahlkreis Emmental keine grossen Sitzgewinne vorweisen. Mit 5,64 Prozent Wähleranteil (2010: 2,2 Prozent) konnten die Grünliberalen aber immerhin auf Anhieb einen Sitz gewinnen. Mit Christoph Grimm geht aber ein erfahrener Politiker nach Bern, vor vier Jahren war er bereits Grossrat der Grünen.
Im Wahlkreis Emmental lag die Wahlbeteiligung bei 31,44 Prozent.
Wahlkreis Mittelland-Nord
Im Wahlkreis Mittelland-Nord waren insgesamt 22 Sitze zu vergeben. Wiederum schnitt die SVP mit einem Wähleranteil von 24,9 Prozent (sechs Sitze) am besten ab, gefolgt von der SP mit 19,77 Prozent und vier Sitzen. Auf dem dritten Platz liegt die FDP mit einem Wähleranteil von 13,48 Prozent und drei Sitzen. An vierter Stelle folgt die BDP, die einen Sitz verlor und nun über drei Mandate verfügt. Die Grünen erreichten 9 Prozent (2 Sitze) und die Grünliberalen 8,3 Prozent (2 Sitze).
Im Wahlkreis Mittelland-Nord lag die Wahlbeteiligung bei 33,71 Prozent.
Jasmin Welte
Wahlkreis Emmental
Gewählt sind: SVP: Reber Fritz (bisher), 5866 Stimmen; Bärtschi Alfred (bisher), 5727 Stimmen; Sutter Walter, 4546 Stimmen; Kummer Hugo (bisher), 6116 Stimmen; Pieren Andrea, 5370 Stimmen; Aebi Markus (bisher), 4914 Stimmen. – BDP: Leuenberger Samuel (bisher), 6157 Stimmen; Studer Peter (bisher), 3712 Stimmen. – SP: Zäch Elisabeth (bisher), 8313 Stimmen; Lüthi Andrea (bisher), 5879 Stimmen. – glp: Grimm Christoph (bisher), 3267 Stimmen. – Grüne: Seiler Michel, 3248 Stimmen. – EDU: Tanner Ernst (bisher), 3540 Stimmen. – EVP: Aeschlimann Martin (bisher), 2441 Stimmen. – FDP: Sommer Peter (bisher), 3035 Stimmen.
Wahlkreis Mittelland-Nord
Gewählt sind: SVP: Guggisberg Lars (bisher), 7703 Stimmen; Geissbühler-Strupler Sabina (bisher), 5714 Stimmen; Bichsel Daniel, 5425 Stimmen; Brand Peter (bisher), 6667 Stimmen; Schweizer Hans Rudolf (bisher), 5048 Stimmen; Hebeisen-Christen Annegret, 4165 Stimmen. – BDP: Herren-Brauen Anita (bisher), 6176 Stimmen; Riem Bernhard (bisher), 5698 Stimmen; Kipfer-Guggisberg Vreni (bisher), 5197 Stimmen. – SP: Näf Roland (bisher), 7815 Stimmen; Wyrsch Daniel, 5598 Stimmen; Baltensperger Eva (bisher), 8860 Stimmen; Brunner Ursula E. (bisher), 7979 Stimmen. – glp: Schöni-Affolter Franziska (bisher), 4711 Stimmen; Toggwiler-Bumann Annette, 2924 Stimmen. – Grüne: Muntwyler Urs (bisher), 5538 Stimmen; Iannino Gerber Maria Esther (bisher), 4530 Stimmen. – EVP: Löffel Ruedi (bisher), 4345 Stimmen; Gfeller Niklaus (bisher), 3574 Stimmen. – FDP: Giauque Beat (bisher), 7231 Stimmen; Desarzens-Wunderlin Eva (bisher), 6141 Stimmen; Schmidhauser Corinne (bisher), 6025 Stimmen.