Die ersten Asylbewerber sind eingetroffen

| Do, 09. Okt. 2014

HINDELBANK: Täglich melden sich mehrheitlich junge Männer aus verschiedenen Herkunftsländern bei der Leitung des Asylheimes in Hindelbank, welches von der Heilsarmee geführt wird. red

Sie reisen mit wenig Gepäck an, bevor sie die Rampe der Zivilschutzanlage in Hindelbank zum ersten Mal hinuntersteigen und sich am Empfang melden. Meist sind es allein reisende junge Männer von knapp 20 bis Anfang 30 Jahren.

 

Wie früher das Militär
Im kleinen Büro der Heilsarmee, das in einer Kammer der Zivilschutzanlage Hindelbank untergebracht ist, herrscht trotz der Enge rege Tätigkeit. Die neu eingetroffenen Asylsuchenden übergeben ihre Papiere, diese werden kopiert, Ausschnitte mit Foto und Namen an eine Pinwand geheftet und dann die jeweiligen Schlafstellen zugewiesen. In einer Massenunterkunft für Männer stehen die Kajütenbetten dicht aneinander: Auf jeder Seite fünf mal zwei Kajütenbetten als Blöcke (für vier Personen) nebeneinander, was pro Seite je 20 Schlafstellen ergibt. Hier geht es wirklich um eine sichere Schlafstelle und nicht um ein bequemes Zimmer als Rückzugsmöglichkeit, da bei Vollbelegung 40 Männer in diesem Raum schlafen werden. Paul Mori, Geschäftsleiter der Heilsarmee Flüchtlingshilfe, gibt sein erstes und einziges Interview bezüglich der Asylunterkunft Hindelbank. Der Hauptsitz befindet sich in Bern, derzeit kümmert er sich um den reibungslosen Start in Hindelbank.
«Der Auftrag, den Start hier zu organisieren, haben wir sehr kurzfristig Mitte September vom kantonalen Migrations­dienst erhalten», erklärt er. «Mitte vergangener Woche waren hundert Plätze bezugsbereit.» Innert drei Tagen meldeten sich 31 Personen, darunter vier Frauen, bis Ende Woche waren es bereits gegen 40. Laut Mori können sich täglich Neuzuzüger melden, aber darauf hat sein Betreuungsteam keinen Einfluss. «In der Regel beträgt der Anteil Frauen bei den Asylsuchenden zehn bis zwanzig Prozent; für diese steht ein gesonderter Schlafraum zur Verfügung. Der Rest der Ankömmlinge sind Männer. Die Unterbringung von Familien ist nicht vorgesehen. Eine Ausnahme würde bei akutem Platzmangel gemacht.»

 

Viele Nationalitäten
Die Asylsuchenden kommen aus Syrien, aus der Mongolei, dem Tibet, aus Eritrea, Ghana, Nigeria, Burkina Faso, Senegal, Gambia, Marokko und weiteren Ländern. «Wir kommunizieren intensiv mit Händen und Füssen», erläutert Mori. «Einige sprechen Englisch oder Französisch, bisweilen Italienisch, und diese übersetzen dann wenn möglich in die Landessprachen der anderen. Falls das nicht geht, ziehen wir Dolmetscher hinzu.» Ende September 2014 betreute die Heilsarmee 1966 Personen aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Kulturen, Religio­nen, Ethnien usw.
In den ersten Tagen seit dem Start am 22. September 2014 sei der Betrieb in Hindelbank ohne Probleme und Streitereien absolut reibungslos angelaufen, so Mori. «Wenn die Zugewiesenen nach und nach bei uns eintreffen und sich von den bereits Eingewöhnten informieren lassen können, integrieren sie sich natürlich viel besser in die Gemeinschaft, als wenn an einem Tag 40 oder 60 Personen auf einmal hier eintreffen.» Für ihn sind «alle hier Anwesenden Flüchtlinge. Aber der rechtliche Status ist in der ersten Phase Asylbewerber», präzisiert er. «Erst wenn sie anerkannt sind, gelten sie offiziell als Flüchtlinge. Kontakte mit der Bevölkerung helfen beim Eingewöhnen. Und die hiesige Sprache lernen sie am schnellsten durch solche Begegnungen.»

 

Fr. 9.50 pro Tag
Auf die Frage nach passender Kleidung, da es in den letzten Nächten auf sieben bis zehn Grad abgekühlt hat, sagt Mori: «Manche kommen relativ zweckmässig gekleidet zu uns, andere müssen wir ausstaffieren. Wir haben unsere Brocki, wo man sie unseren Verhältnissen entsprechend einkleiden kann. Wir erhalten auch relativ viele Kleiderspenden, dank dener sich dann jeder das für ihn Passende heraussuchen kann.» Auch in Hindelbank haben sich schon Personen beim Heilsarmee-Aufsichtspersonal gemeldet, die Kleider bringen werden. «Diese verteilt das Personal selbstverständlich gratis unter die Bewohner.» Letztere erhalten täglich Fr. 9.50 für Lebensmittel, die sie selber einkaufen und entsprechend ihren Gewohnheiten zubereiten. Das Geld muss auch für Zigaretten, Hygieneartikel usw. reichen.
Die Neuankömmlinge haben dem Heilsarmeepersonal geholfen, die Anlage fertig zu putzen, die Betten anzuziehen und andere nötige Arbeiten für den Start zu verrichten. «Dafür erhalten sie ein kleines zusätzliches Sackgeld.» Auf Befragen teilt Mori mit, dass «die Asylunterkunft Burgdorf bereits bis auf den letzten Platz belegt ist».

 

Gerti Binz

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